Die Hobby-Hühnerzucht in drei Akten

Unabhängig davon, ob du zum Erhalt alter Hühnerrassen beitragen möchtest oder einfach kleine Hühnerküken süß findest und selbst züchten möchtest, braucht die artgerechte Hühnerzucht einiges an Vorbereitung. Idealerweise ist man mit der Hühnerhaltung prinzipiell gut vertraut und bereit, neues Terrain zu betreten. Für den Aufbau einer Hühnerzucht benötigt man nämlich ein fundiertes Grundwissen: angefangen bei den verschiedenen Hühnerrassen samt ihrer Ansprüche im Hinblick auf den optimalen Zuchtstamm, über die Brut bzw. das Gehege bis hin zur Kükenaufzucht. Wir zeigen, worauf es bei der privaten Hühnerzucht ankommt, und wie am Ende ganz ohne Theater Hühnergeneration um Hühnergeneration bei dir aufwächst.

Das „Abenteuer Wachsen“ in der Hobbygeflügelzucht

Wer sich für die Hühnerzucht interessiert, sollte sich im Vorfeld mit einigen Grundlagen beschäftigen. Dazu gehören die rechtlichen Voraussetzungen mit gesetzlichen Melde- und vor allen Impfpflichten, die nun bei der Aufzucht gelten. Weiterhin müssen das Platzangebot, die Umzäunung, die erforderliche Brut-Ausrüstung sowie die anfänglichen und laufenden Kosten als Rahmenbedingungen sorgfältig bedacht und kalkuliert werden. Die eigentliche Hühnerzucht lässt sich als Prozess in die drei folgenden Akte aufteilen: Zuchtstamm aufbauen, Bruteier besorgen und Brutgehege gestalten.

1. Akt: Vorhang auf: den Zuchtstamm zusammenstellen

Ein Zuchtstamm als Basis der Familienplanung besteht idealerweise aus einem Hahn und sechs bis zehn Hennen. Wer noch keinen Hahn hat, muss sich einen beschaffen. Alternativ geht es auch ohne Hahn, wenn man Bruteier oder Eintagskük

en von Züchter*innen kauft. Als Zuchttiere eignen sich gesunde und robuste Tiere. Wenn geplant ist, später mit den eigenen Hühnern auf Ausstellungenzu gehen, muss die Auswahl der Elterntiere und natürlich der Rasse besonders sorgfältig geschehen. Hier kommen wir auch schon zu einer wichtigen Entscheidung: Welche Hühnerrasse möchtest du gern züchten?

 

Die Entscheidung für eine Rasse ist keine ganz leichte. Wir geben dir aber ein paar gute Entscheidungshilfen. In Deutschland gibt es um die 180 anerkannte Hühnerrassen. Während in der kommerziellen Zucht fast ausschließlich Hybridhühner eingesetzt werden, entscheiden sich viele Hobby-Züchter*innen bewusst für die Erhaltung alter Hühnerrassen. Auch unter den Rassehühnern gibt es viele mit hervorragender Legeleistung oder einem sehr guten Fleischansatz. Rassen, die in beidem glänzen, sind die sogenannten Zweinutzungshühner. Während einige Rassen wie die Rheinländer auch im Winter gut legen, legen andere wie die Westfälischen Totleger bis ins hohe Alter.

 

Bei der Auswahl könnten folgende Kriterien wichtig sein:

  • Erscheinungsbild und Größe
  • Fleisch- und Legeleistung
  • Bruttrieb
  • Klimaverträglichkeit
  • Temperament

Welche Rasse soll‘s denn sein? Unsere Top 5 in verschiedenen Kategorien

 

Familienhühner mit kindergeeigneten Rassen

Zweinutzungshühner für Selbstversorger*innen

Aktuelle Hühnerrassentrends

Rassehühner von der Roten Liste

Für kleine Gärten: Zwerghühner

Noch ein Tipp für Einsteiger*innen in die Hühnerzucht: Sie sollten Rassen mit einer unkomplizierten Haltung bevorzugen. Als solche gelten beispielsweise Sussex, Marans, Vorwerk-Hühner, Plymouth Rocks, Araucana, New Hampshire oder Orpington.

Büchertipps mit Rasseportraits

 

 

 

2. Akt: Die Auserwählten: Bruteier

Ob mit oder ohne eigenen Hahn; irgendwoher müssen die Bruteier kommen. Diese können also entweder eigene vom Hahn befruchtete Eier sein oder gekaufte Bruteier.

Bei Eiern aus eigener Erzeugung sollten einige Tage vorab mehr Eier als benötigt eingesammelt werden, damit daraus die besten für die Brut ausgewählt werden. Optimal sind Eier, die zwei bis maximal zehn Tage alt sind.

Eier mit sichtbaren Schäden, Deformierungen, Verunreinigungen und mit der Schierlampe erkennbare falsche Luftblasen, Doppeldotter, Fremdkörper, Haarrisse etc. werden nicht verwendet. Mit nährstoffreichen und stärkenden Futterzusätzen wie z. B. Vitaminen und Bierhefe vor und während der Bruteisammelphase kann die Eiqualität und Brutausbeute verbessert werden.

Auch für die Lagerung der Bruteier gibt es, bis es endlich losgeht, einiges zu beachten. So sollte die Lagertemperatur zwischen 10 bis 15 °C liegen und die Eier täglich gewendet werden. Einen super Vorschlag für die tägliche Wenderoutine und weitere nützliche Hinweise haben wir hier zusammengetragen:

 

FAQ Bruteier: u. a. Wie man brauchbare Bruteier erkennt und sie sicher lagert bis zur Brut

3. Akt: Bloß kein Theater: Das Brutgehege

Wenn nun der Grundstock für den geplanten Bestand angeschafft wurde, beginnt der für viele aufregendste Teil der Hühneraufzucht: das Brutgehege. Glucke oder Brutmaschine? – das ist hier die Frage! Beim Ausbrüten der Eier kann entweder ein Brutautomat verwendet oder der Natur freien Lauf gelassen werden mit einer Glucke.

Das Problem ist, dass Hühnerrassen mit einer guten Legeleistung nicht zwangsläufig ein ausgeprägtes Brutverhalten aufweisen. Hier entscheiden sich viele Züchter*innen für eine Ammenhaltung, bei der besonders brutfreudige Hennen (auch) fremde Eier annehmen und ausbrüten. Als gute Brüterinnen gelten beispielsweise Hühnerrassen wie Australorps, Orpington, Seidenhühner, Dorking oder Cochin.

 

Wichtig ist es, der brütenden Henne nicht zu viele Eier unterzuschieben. Grundsätzlich sollte sich die Anzahl nach der Größe der Henne richten. Der Brutzeitraum beträgt im Durchschnitt 21 Tage. Als Brutgehege eignet sich ein separater, Ruhe bietender Stall. Die Glucke braucht ausreichend und hochwertiges Hühnerfutter und Wasser. Sonst sollte sie den gesamten Prozess allein managen können und anschließend ihre Küken anleiten. Die Kükenaufzucht dauert etwa acht Wochen lang.

Unser Tipp Kunstbrut: Auch wenn der Name Brutautomat etwas anderes vermuten lässt, die Kunstbrut ist normalerweise aufwändiger, da die Hühnerzüchter*innen alle Aufgaben der Glucke übernehmen müssen. Für Anfänger*innen ist die Kunstbrut daher eher nicht geeignet.

 

Exkurs: Konventionelle Zucht

Wie funktioniert die Hühnerzucht eigentlich in der industriellen Massen-Geflügelhaltung? Zunächst unterscheidet man zwei Zuchtrichtungen: Legehennen und Masthähnchen. Um möglichst gute Brutergebnisse zu erhalten und leistungsstarke Tiere (Legeleistung oder Fleischansatz) zu erzeugen, läuft ein aufwändiger Zuchtprozess ab. Die Zuchtkonzerne paaren (kreuzen) dafür verschiedene Hühnerrassen mit unterschiedlichen Eigenschaften.

 

Der Zuchtprozess in der Geflügelindustrie in vier Schritten

  • Die erste Generation wird als Reinzucht gehalten und künstlich besamt
  • Dann werden verschiedene Hühnerrassen für die sogenannten Großelternlinien gekreuzt und mit strenger Leistungskontrolle gezielt weitergezüchtet, um die bestmögliche Kombination an Eigenschaften hervorzubringen
  • Diese Elterngeneration wird möglichst häufig vermehrt, um Mast- oder Legehühner mit Hochleistungsgenen zu erhalten. Sie liefern die Bruteier.
  • Bei der vierten Generation spricht man vom sogenannten Hybridhuhn oder Lege- bzw. Masthybride, die in Geflügelbetrieben eingesetzt werden. Diese sind nicht für die Weiterzucht geeignet.

 

Die Maximierung der Leistung und das intensive Selektieren haben ihren Preis. Die Unterdrückung natürlicher Instinkte und die Konzentration auf einzelne genetische Vorteile durch Kreuzungen haben aus ehemals genetisch vielfältigen Rassen Hochleistungstiere gemacht, die optimal an wirtschaftlichen Ansprüche angepasst sind.

 

Hintergründe zum Hybridhuhn und einen Vergleich zu alten Hühnerrassen liest du hier

 

Die Hühnerzucht von privaten Hühnerhalter*innen passiert im Kleinen, sie ist aber immens wichtig für den Erhalt alter Rassen. Nachwuchs muss her, sowohl unter den schützenswerten Hühnerrassen als auch unter den engagierten Hobbyzüchter*innen. Bei den mehr als 180 anerkannten Hühnerrassen in Deutschland fällt die Wahl für den optimalen Zuchtstamm nicht leicht. Aber unabhängig davon, ob eigens erzeugte oder von Züchter*innen gekaufte Bruteier verwendet werden, kann die Zucht mit dem richtigen Brutzubehör und dem nötigen Grundwissen gelingen – und ein echtes „Abenteuer Wachsen“ werden …

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