Woher kommt welche Hühnerrasse?

Was das Essen anbelangt, spielen Hühner für die meisten eine größere Rolle. Hühnerfleisch oder Eier bereichern den persönlichen Speiseplan fast aller Menschen. Weltweit leben heute mehr als 20 Milliarden Hühner, die meisten davon in Asien, gefolgt von Nord- und Südamerika. Dazu gibt es eine wachsende Zahl an Hobby-Hühnerhalter*innen, für die ihre Hühner als Haustiere echte Gefährten sind. Aber woher kommen das Huhn bzw. die einzelnen Hühnerrassen, die heute bei uns verbreitet sind? Wir haben uns auf die Suche gemacht und allerlei interessante Antworten gefunden.

 

Die älteste Hühnergeschichte: Über die Ausbreitung des Huhns

Hier geht es um eine Geschichte, die vor tausenden von Jahren Anlauf genommen hat. Vor etwa 8.000 Jahren wurde das Haushuhn in Südostasien domestiziert. Zu den Vorfahren zählt das Bankivahuhn aus der Familie der Fasanenartigen, das noch am Rand von Dschungeln lebte. Aktuelle Studien gehen davon aus, das die Hühner durch den beginnenden Trockenreisanbau in menschliche Siedlungen gelockt wurden. Über Handelsrouten der Seefahrer ist das Huhn dann erst zu Beginn des erstens Jahrtausends vor unserer Zeit in den Mittelmeerraum bis nach Europa gelangt – und von dort aus durch die Kolonialzeit bis in den Rest der Welt nach Nord- und Südamerika, Afrika sowie Australien.

 

Was haben Hühner und Dinosaurier gemeinsam? Und mehr über die Geschichte der Hühnerhaltung liest du hier:

Die Ausprägung der verschiedenen Hühnerrassen

Das frühe noch stark an die Wildform erinnernde Haushuhn war schlank und klein. Durch verschiedene Einflüsse hat sich über diverse Routen eine bemerkenswerte Rassevielfalt entwickelt.

Als die Haushühner aus den Regionen des heutigen Indien, Thailand, Myanmar und Bangladesch in den Himalaya und nach China gelangten, haben sich z. B. regelrechte „Riesenhühner“ entwickelt. Neben der Größe haben sie sich um zu überleben mit ihrer dichten Befiederung, der Ausbildung von Unterhautfett, einer starken Daunenentwicklung bei Küken und der Legetätigkeit im Winter an die widrigen kalten Bedingungen angepasst.

Auf dem Malaiischen Archipel ist heute neben den ursprünglichen Landhuhn-Formen eine reiche Vielfalt an Kampfhühnern vertreten.

Bei den Hühnern des westlichen Ausbreitungszweigs handelt es sich um relativ kleine Formen des ursprünglichen Landhuhntyps, die der Wildform noch sehr ähneln. Dies änderte sich durch erste züchterische Bemühungen in der römischen Kultur: Mehr Formen und Größen waren das Ergebnis, was die Zusammensetzung der Haushuhnfauna nachhaltig beeinflusst hat.

Nach dem Ende des Römischen Reichs, gleichbedeutend mit dem Fehlen einer stabilisierten Zucht, ging die Formenvielfalt vorerst verloren, und die Hühner wurden wieder kleiner. Erst im späteren Mittelalter wurde das Größenniveau der heutigen Landhuhnschläge wieder erreicht. Die kleinen Formen bestanden daneben weiter und bilden die Basis der heutigen europäischen Urzwerge.

Wiederum durch den Seehandel, genauer gesagt durch verstärkte Handelsbeziehungen, besonders durch den niederländischen und britischen Seehandel, kam es ab dem 18. Jahrhundert zur Einfuhr asiatischer Rassen (Riesenhühner, Kampfhühner, Langschwanzrassen, Zwerghühner) nach Europa und Nordamerika.

 

Während die in Europa beheimateten Hühnerrassen verhältnismäßig klein, beweglich und fluggewandt waren, weiße Eier legten, weiß-bläuliche Ohrscheiben besaßen und meist schieferblaue Läufe hatten, konnte der Unterschied zu den asiatischen Rassen nicht größer sein. Sie waren schwer, groß, hochgestellt und mit starkem Knochenbau, eher flugunfähig, sie hatten rote Ohrscheiben und legten braunschalige Eier.

 

Dieser „genetische Input“ führte zu einer explosionsartigen Entstehung neuer Rassen: 

  • Unter dem Einfluss von Riesenhühnern entstanden Zwischentyprassen wie Vorwerkhühner, Katalanier und Sulmtaler
  • Außerdem entstanden Wirtschaftrassen im halbasiatischen Typ wie Rhodeländer, New Hampshire, Wyandotten, Plymouth Rocks und Australorps, woraus später die Braunleger hervorgingen
  • Einen deutlichen Bezug zur chinesischen Gruppe zeigten die japanischen Rassen
  • Eindeutig geklärt ist, dass europäische Kampfhühner das Ergebnis einer komplett eigenständigen Entwicklung sind

Wie entstehen neue Hühnerrassen?

Die kleinen Hühner konnten von Seefahrern und Kolonisten leicht mitgenommen werden, um unterwegs als Nahrung zu dienen oder sich mit ihrer Hilfe woanders anzusiedeln. Die robusten Tiere sind in der Lage, sich an die jeweiligen klimatischen Bedingungen und Nahrungsmittel anzupassen. So gibt es beispielsweise in Indien und anderen Ländern Asiens Hühnerrassen, die mit den tropischen Bedingungen gut zurechtkommen.

Kreuzungen sind eine weitere Möglichkeit zur Bildung neuer Rassen. So führten Einkreuzungen mit dem Bankivahuhn und anderen Wildhuhnarten zu unfruchtbaren Tieren, aber auch zu fruchtbaren Linien, die weitergezüchtet werden konnten, um positive Rassemerkmale zu kombinieren.

Genetisch betrachtet sorgen verschiedene Ereignisse für die Entwicklung neuer Hühnerrassen:

  • Gendrift
  • Gründereffekt
  • genetischer Flaschenhälse
  • gezielte Zucht (Legehybride)
  • natürliche Selektion
  • tierzüchterische Maßnahmen (Kreuzungen)

Genetischer Drift (Gendrift)

  • wenn bestimmte Tiere (zufällig) einen größeren Anteil zum Genpool der nächsten Generation beisteuern als andere
  • Je kleiner die betroffene Population (Genpool), desto größer der Einfluss eines zufälligen Ereignisses

Gründereffekt

  • wenn z. B. auf einer Insel oder durch Seehandel wenige Individuen einer Population einen neuen Lebensraum besiedeln und eine neue Population gründen
  • hier kommt es zu einer messbaren genetischen Distanz zur Stammpopulation (z. B. auf dem Festland), wenn Abweichungen im Lauf der Generationen weitergetragen werden

Genetischer Flaschenhals

  • tritt ein, wenn eine Population durch Ereignisse wie Seuchen, Vulkanismus, Überschwemmungen, anhaltende Dürre oder Kälte, Bejagung etc. stark vermindert wird
  • der verbleibende Genpool speist sich aus den wenigen überlebenden Tieren

(genetische Verarmung)

Die gezielte Zucht

Der Domestikation von südostasiatischen Dschungelhühnern haben wir unsere Haushühner zu verdanken. Sie waren damit nicht die ersten Haustiere. Die erste Tierart, die der Mensch in seine Obhut nahm, war der Hund vor ca. 12.000 Jahren. Danach folgten Schaf, Ziege und Rind und 8.000 Jahren das Huhn.

 

Heute gibt es mehr als 2.000 verschiedene anerkannte Hühnerrassen weltweit. Mehr als bei Schweinen (ca. 700 Arten), Ziegen (ca. 1.200 Arten), Schafen (mehr als 600) oder Rindern (100 Arten). Damit ist das Haushuhn das am weitesten verbreitete Nutztier der Welt und wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft und Ernährungssicherheit in vielen Ländern.

 

Rassehühner spielen in der heutigen Agrarindustrie kaum noch eine Rolle. Für einen schnellen Fleischansatz und eine hohe Eiproduktion wurden dafür wenige hoch spezialisierte Linien der Mast- und Legerichtung gezielt gezüchtet. Anders als Rassegeflügel sind Hybride keine konstanten Rassen, weil sie ihre Leistungsmerkmale nicht (konstant) an die Nachkommen vererben. Die Erhaltung der biologischen Vielfalt und damit der verschiedenen Hühnerrassen liegt hauptsächlich in der Hand von Hobbyzüchter*innen.

 

Mehr über Legehybride erfährst du hier:

Mehr über genetische Diversität der gefährdeten Oldtimer-Hühner und den unschätzbaren Wert von Hobbyzüchter*innen liest du hier:

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