Hühnerrassen von der Roten Liste – Rassevielfalt erhalten

Sie sind alt, sie sind selten, sie sind erhaltenswert. Die „Oldtimer“ unter den Rassehühnern wie Krüper, Augsburger oder Westfälischer Totschläger haben keineswegs ausgedient. Es gibt viele begeisterte Züchter*innen, die in ihre Hühnerschar immer auch alte Rassen aufnehmen oder sich sogar ausschließlich der reinrassigen Erhaltung einer selten gewordenen, heimischen Hühnerrasse verschrieben haben. Und das ist auch gut so. Denn in keinem anderen Bereich der kommerziellen Tierzucht ist das globale Angebot an Tierlinien so eingeengt wie bei der Hühnerzucht. Die Rote Liste für Geflügel von der GEH zählt aktuell 25 gefährdete Rassen.

Mit der Zucht von alten, gefährdeten Hühnerrassen leisten Hobbyzüchter*innen einen unschätzbaren Beitrag, um die Hühnervielfalt (Stichwort: Biodiversität schützen) zu bewahren. Wie schön und dankbar die Zucht alter Geflügelrassen außerdem ist, zeigen wir in unseren Rasseportraits mit unseren Top 5 der bedrohten Hühnerrassen.

Unsere Top 5 der bedrohten Hühnerrassen

Wählt man ein Rassehuhn, weiß man, was man hat. Denn im Gegensatz zu gekreuzten „Legehühnern“, wie sie vielfach auf Märkten oder im Fachhandel verkauft werden, weisen die echten Rassehühner rassetypische Eigenschaften auf wie Bruttrieb, Flugfähigkeit, Legeleistung, Charakter. Unter den alten Rassen gibt es ein paar hervorstechende Rassen – echte Oldtimer eben – die bei Züchter*innen hierzulande (wieder) besonders beliebt sind.


Deutsche Langschan – gelehriges, friedliches Zweinutzungshuhn

Die Deutschen Langschan wurden Ende des 19. Jahrhunderts aus den Croad-Langschan und dem Plymouth Rock gezüchtet. Ihr Ursprung liegt in Nordchina. Deutsche Langschan Hühner sind groß und schwer (3,5 bis 4 kg) und deshalb flugfaul.  Anders als ihre „Kämpferstatur“ es vermuten lässt, sind die Tiere friedlich und werden schnell zutraulich. Da sie robust und genügsam sind, gelten sie als pflegeleicht.

Gute Legeleistung: 180 Eier / 1. Jahr; im 2. Jahr 120 Eier / Jahr // Zweinutzungshuhn // Eierfarbe: Gelb-Braun


Krüper (Dachshühner) – kurzbeiniger und legefreudiger Westfale

Was die hübschen Krüper zu einer extrem bedrohten Rasse auf der Roten Liste Geflügel macht, wird an den bloßen Zahlen schnell klar. Die jüngste Abfrage aus 2016 ergab einen Bestand von 74 Hähnen und 291 Hennen – und zwar bundesweit.

Dabei erhält man mit Krüpern gute Nutzhühner mit einer hervorragenden Legeleistung. Das Erscheinungsbild der Krüper wird durch ihre kurze Beine mit leichtem Entengang, und ihren gestreckten Körper geprägt. Krüper sind anspruchslos, robust, flug- und brutfaul und sie gehören zu den eher ruhigen Mitbewohner*innen. Ihr Federkleid kann gesperbert, rebhuhnhalsig, schwarz, schwarz-weißgedobbelt oder weiß ausfallen.

Legechampion: 220 bis 260 Eier / Jahr // Eierfarbe: Weiß


Bergischer Kräher – sportlich, scheu und Krähmeister

Der eher scheue und misstrauische Bergische Kräher ist die älteste (erhaltene) deutsche Hühnerrasse, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückgeht. Der Sage nach hat Graf von Berg die Hühner vom dritten Kreuzzug mit nach Hause gebracht, da sie ihm und seinen Knappen den Weg wiesen. Dass das nicht stimmt, belegen DNA-Untersuchungen und alten Präparate.  Diese zeigen, dass  die eigentliche Abstammung des Bergischen Krähers aus Langkrähern des Balkanraumes, speziell den Sandzak-Krähern, und Bergischen Landhühnern herrührt. Diese Langkräher vom Balkan sind vermutlich mit ihren Verwandten, den Hauben- und Sprenkelhühnern, zwischen 1700 und 1800 durch Handelsbeziehungen nach Westeuropa gekommen. Trotzdem ist die gefährdete Rasse auch heute noch vor allem im Bergischen Land beheimatet.

Die große Rasse sieht sportlich aus mit ihrem aufgerichteten, langgestreckten Rumpf und den langen, grauen und unbefiederten Läufen. So bewegen sich die Bergischen Kräher – im Charakter echte Wildhühner – auch gern (fliegend) und haben einen erhöhten Platzbedarf im Freigelände, dafür sind sie gute Futtersucher. Eine Besonderheit ist ihr bis auf zehn Sekunden ausgedehntes Krähen in tiefer Frequenz – was sie jedoch glücklicherweise nur selten zu Gehör bringen. Auch die Hennen machen untypische, langgezogene krächzende Laute.

Passable Legeleistung: 130 Eier / Jahr // Eierfarbe: Weiß


Augsburger – mit „Krone“ und guter Legeleistung, Made in Bayern

Diese deutsche Rasse hat ihren Ursprung um 1870 in der namensgebenden Stadt, was sie zugleich zur einzigen anerkannten Rasse mit Zuchtursprung in Bayern macht. Augsburger sind extrem gefährdet. Optisch macht die Rasse mit ihrem auffälligen Kronen- bzw. Becherkamm („zweireihig“) ordentlich was her.

Die Augsburger sind gute Futtersucher und bedeuten hier weniger Aufwand für die Züchter*innen, andererseits brauchen sie aber auch viel Freilauf. Das ausgiebige „Herumstromern“ im Auslauf macht diese Hühnerrasse besonders wetterfest und widerstandsfähig und das Fleisch erhält so eine schmackhafte „Wildnote“. Bereits nach fünf Monaten beginnen die Hennen zu legen.

Gut zu wissen: Neben der ursprünglichen mischerbigen Linie, bei der sich bei den Nachzuchten der Kamm teils wieder in seine ursprünglichen Kammformen (Hörnerkamm und Einfachkamm) aufteilt, gibt es seit dem Jahr 2010 Augsburger Hühner sowohl in schwarz, als auch in blau, die im Kronenkamm reinerbig sind und diesen auch an die Nachzucht vererben.

Gute Legeleistung: 150 bis 180 Eier / Jahr // Zweinutzungshuhn // Eierfarbe: Weiß


Westfälische Totleger – Legechampion und attraktives „Sprenkelhuhn“

Totleger heißt diese Rasse nicht etwa, weil die Hennen angesichts der hohen Legeleistung schnell das Ende gefunden hätten. Nein, Totleger bedeutet so viel wie Dauerleger. Tatsächlich legt diese alte Rasse außergewöhnlich lange relativ viele Eier.

Seit 1600 etwa sind die Westfälischen Totleger bekannt. Die alte Hühnerrasse vereint gleich mehrere gute Eigenschaften: sie sind robust, vital, anspruchslos, leicht aufzuziehen und gute Futtersucher. Eigentlich gute Voraussetzungen, gegenüber den modernen Kreuzungen zu bestehen, aber auch die Westfälischen Totleger gelten als stark gefährdete Rasse. Sie gehören nicht zu den brutlaunigsten Rassen, führen ihre Küken dann aber sehr zuverlässig.

Legechampion: 200 und mehr Eier / Jahr // Eierfarbe: Weiß


„Immer her mit den Klassikern! Aber wie sag ich‘s meinen Hühnern?“ Tipps zur Vergesellschaftung findest du hier: “Die Neuen kommen …” So gewöhnst du Hühner ein

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Diese Produkte sollten in keinem Hühnerstall fehlen:

  • Futterautomat – eine Auswahl an hochwertigen Futterautomaten und Futtertrögen nicht nur für seltene Hühnerrassen
  • Tränke – Angefangen bei den klassischen Stülptränken, über halbautomatische MaxiCup Tränken, Tränken mit Füßen oder verschiedene Variationen von Eimertränken
  • Einstreu – Eine gute Einstreu sollte staubfrei sein und eine warme und trockene Unterlage bieten
  • Badesand, Kieselgur & Urgesteinsmehl – alles für den Wellness-Bereich im Hühnerstall
  • Schaufel + Bottich – Eine regelmäßige und gute Reinigung des Stallbodens /Auslaufs ist unerlässlich für das Wohl deiner Tiere

Warum Hühnervielfalt für die Welt so wichtig ist

Wenn zwei Interessen aufeinanderstoßen, verliert meist die Seite, die nicht wirtschaftlich orientiert ist. Mit der Industrialisierung wurde auch die Landwirtschaft revolutioniert. Es wurde zwar viel gezüchtet, im Fokus stand dabei aber vor allem ein maximierter Ertrag. Das Ergebnis: wenige gekreuzte hochleistende Legehybriden / Masthähnchen haben die Vielzahl an alten, einst landwirtschaftlich genutzten Hühnerrassen heutzutage auf die Rote Liste gefährdeter Rassen verdrängt.

Mehr über Hybridhühner und deren Haltung liest du hier.

Für die Forderung, dass man alte Hühnerrassen nicht einfach aussterben lassen darf, finden sich viele überzeugende Argumente. Zum einen bedeutet Vielfalt vor allem vielfältiges Genmaterial: Sollte der Genpool der Hightech-Hühner eines Tages erschöpft sein bzw. eine Auffrischung benötigen, kann man auf die alten Rassen zurückgreifen. Der Hintergrund: Trotz enormer Fortschritte in der Genmarkierung, ist es bis heute nicht gelungen, bestimmte Leistungseigenschaften von Hühnern bestimmten Genen zuzuordnen. So ist es durchaus möglich, dass alte Rassen über einen Genpool spezieller Eigenschaften verfügt, der in der Zukunft eine wichtige Ressource sein kann.

Der Wert des Rassegeflügels besteht hier vor allem in ihren Merkmalen wie Anpassungsfähigkeit, Krankheitsresistenz, Robustheit, Stressresistenz oder typischen Verhaltenseigenschaften. So können die alten Rassen besser auf Klimaveränderungen reagieren und sie sind grundsätzlich eher dazu fähig, sich an eine bestimmte geographische Region anzupassen.

Viele der alten Hühnerrassen haben nur noch sehr kleine Bestände. Das einzige, was sie vor dem Aussterben schützt, ist das hohe ehrenamtliche Engagement von vielen Hobbyzüchter*innen. Eine klasse Leistung für klasse Hühner! Denn auch wenn die alten Rassen sicher nicht mit den intensiv gekreuzten Hightech-Hühnern mithalten können, gibt es neben unseren Top 5 der alten Rassehühner viele Arten mit sehr guter Legeleistung und zahlreiche Zweinutzungshühner.

Helfer*innen gesucht! Wie du nicht nur deinen Nutztieren helfen kannst, sondern auch Wildtiere in deinem Garten durch den Winter bringst, erfährst du hier.

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5 Kommentare zu „Hühnerrassen von der Roten Liste – Rassevielfalt erhalten

  1. Hallo,
    westfälische Totleger sind wie beschrieben eine ganz wunderbare Rasse, welche bis ins hohe Alter hinein Eier legen. Mir gefallen die silbernen Totleger besonders gut. Auf einer grünen Wiese sind sie eine Augenweide. Von daher finde ich es schade, dass es kein Bild zu diesem Farbschlag gibt. Die abgebildete Henne ist definitiv kein westfälischer Totleger. Diese haben einen Rosenkamm. Vielleicht ist es möglich das Bild auszutauschen.
    Viele Grüße
    Anja

    • Hallo Anja,
      vielen lieben Dank für den Hinweis. Gerne tauschen wir das Bild noch aus. Allerdings gestaltet es sich leider schwierig von manchen Rassen Bilder zu bekommen. Hast du zufällig ein schönes Bild von einer westfälischen Totlegerhenne, welches du uns zur Verfügung stellen würdest?
      Liebe Grüße
      Nele aus dem Team von eierschachteln.de

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