Schädlingsverzeichnis – die häufigsten Hühner-Parasiten

Die meisten Hühner können im Wesen als eher gelassen bis sehr freundlich beschrieben werden. Ganz unfreiwillig werden Hühner jedoch regelmäßig in die Gastgeber*innen-Rolle gedrängt, wenn sich Parasiten auf oder in ihnen breitmachen. Wir sind uns alle einig, dass dies Art der Gastfreundschaft eindeutig zu weit geht, denn Würmer, Milben und andere Schädlinge können nicht nur lästig sein, sondern schlimmstenfalls tödlich. Gute Nachrichten: Allein ein trockenes Sandbad hilft den Hühnern schon ein gutes Stück dabei, die Ausbreitung der auf ihnen lebenden ungebetenen Gäste zu vereiteln. Auch zur Prävention und Behandlung von Schädlingen bei Hühnern gibt es viele gute Behandlungsoptionen, sodass kein Tier unnötig leiden muss.

Angriff von innen: Endoparasiten

Organismen im Inneren des Wirtes, die parasitisch Nahrung entnehmen, werden als Endoparasiten bezeichnet. Meist handelt es sich um Würmer, die beispielsweise im Darm oder in den Geweben leben. Wenn du Symptome wie einen Rückgang der Legeleistung, Apathie, Durchfall oder Abmagerung bei einem oder mehreren Hühnern feststellst, kann dies auf einen Befall mit Endoparasiten hindeuten.

Die häufigsten Endoparasiten bei Hühnern sind:

  • Spulwürmer = Ascaridia spp.
  • Haarwürmer = Capillaria spp.
  • Blinddarmwürmer = Heterakis spp.
  • Luftröhrenwurm = Syngamus spp.
  • Bandwürmer = Zestoden

Unser Würmer-Special: Hier steckt der Wurm drin! Über Hühner und Endoparasiten.

Maßnahmen & Therapie bei Endoparasitenbefall

  • Täglich: Kot entfernen aus dem Stall, Kotbretter verwenden
  • 1 mal pro Woche: „großes“ Ausmisten
  • Regelmäßig: Entwurmung z. B. alle 3 bis 4 Monate nach Anweisung des Tierarztes bzw. des Herstellers
  • Trockene Einstreu
  • Wechselnde Ausläufe, gerade bei großen Beständen
  • Regelmäßige Kotuntersuchungen
  • Gute Reinigung und ggf. Desinfektion mit kresolhaltigen Präparaten
  • Mögliche Wartezeiten auf Fleisch- und Eiergenuss bei Medikamenten beachten
  • Medikamente: Flubendazol und Fenbendazol sind zugelassen (Stand 2022)
  • Toltrazuril NICHT bei Tieren anwenden, deren Eier für den menschlichen Verzehr bestimmt sind und NICHT innerhalb von 4 Wochen vor Legebeginn
  • Genau auf Zulassung der Medikamente achten!
  • an die TierärztInnen: bei falscher und fehlerhafter Dokumentation haftet ihr!

Sonnenliebhaber und kaum vermeidbar: Kokzidien

Gerade bei sommerlichen Temperaturen kommen auch die Kokzidien so richtig in Fahrt. Über infiziertes Wasser, Futter, Kot oder Einstreu ist flugs ein ganzer Hühnerbestand befallen. Kranke Tiere sondern sich ab, sind struppig, schlapp und leiden an Durchfall.

Gefährlich werden Kokzidien vor allem für immunologisch naive Tiere, also Jungtiere, deren Immunabwehr noch nicht vollständig entwickelt ist. Betroffene Küken erkennt man daran, dass sie sich plustern, an Durchfall leiden, sterben oder Auseinanderwachsen. Auseinanderwachsen bedeutet, dass Tiere trotz gleichen Alters unterschiedlich groß sind. Sogenannte „Kümmerer“ bleiben kleiner und leichter. Eine Impfung bei Küken gegen Kokzidien ist empfehlenswert und bietet einen guten Schutz.

Bei einem Befall sollten immer der gesamte Bestand sowie Stall, Stallzubehör und Auslauf zudem mit einem wirksamen Desinfektionsmittel behandelt werden:

Kokzi Des, 500 ml, gebrauchsfertiges Breitband-Desinfektionsmittel zur Anwendung in Stall und Auslauf, wirkt gegen Kokzidien, Kryptosporidien, Giardien, Spulwurmeier, Bakterien, Pilze, Viren, Mykobakterien wie TBC-Erreger etc.

Um Kokzidien und andere Würmer schnell zu identifizieren, kannst du unseren Stall-Check verwenden, bei dem von dir eingesammelte Kotproben innerhalb von wenigen Tagen in einem spezialisiertem Labor ausgewertet werden:

Test-Kit: Stall-Check (Kotprobendiagnostik) auf Kokzidien und Wurmbefall:

Mehr über Kokzidien lernst du in unserem Kokzidien-Spezial-Beitrag gleich hier.

Angriff von außen: Ektoparasiten

Die sogenannten Ektoparasiten treiben ihr Unwesen im Federkleid oder auf der Haut der Hühner. Hier ernähren sie sich von Blut (z. B. Rote Vogelmilbe, Hühnerflöhe) oder von abgestorbener Haut und Federn (z. B. Federlinge, Kalkbeinmilben). Befallene Hühner sind oft müde und blass (Kamm, Haut) oder unruhig und leistungsgemindert. Fraßschäden (Federn), Ekzeme, aber auch manche Parasiten wie Rote Vogelmilbe und Federling lassen sich mit bloßem Auge am Tier feststellen.

Federlinge: Kategorie nervig

Die hellbraunen Federlinge leben permanent auf den Hühnern und ernähren sich dort vor allem von Hornsubstanzen wie Federbestandteilen und Zellresten. Sie legen ihre Eier in Klumpen rund um die Kloake an die Federkiele ab. Ein Befall mit Federlingen ist für Hühner nur unmittelbar lebensbedrohend. Die Tiere werden aber (durch den Juckreiz) beunruhigt, weshalb mit einem Abfall der Legeleistung zu rechnen ist. Die Übertragung erfolgt von Tier zu Tier. Ohne Wirt sind Federlinge nur kurz überlebensfähig, weshalb eine wirksame Maßnahme bei Federlingsbefall darin besteht, den Stall zu räumen, gründlich zu säubern und 14 Tage zu warten, bis alle Federlinge abgestorben sind.

©Antonia Klaus

Kalkbeinmilbe: Kategorie räudig

Die klitzekleinen Kalksteinmilben leben permanent in der Epidermis von Beinen und Füßen der Hühner. Zu erkennen sind sie am Juckreiz, der ausgeprägten (verdickten) Hornschuppenbildung (Borkenbildung) und – im fortgeschrittenen Stadium – der Bewegungsstörung. Der Name Kalkbeinmilbe rührt von den weißlichen Ausscheidungen der Milben her. Das auch als Fußräude bezeichnete Krankheitsbild wird von Tier zu Tier übertragen. Ohne Wirt sind Kalkbeinmilben nur kurz überlebensfähig.

Bei einem (moderaten) Befall mit Kalkbeinmilben kann Folgendes helfen:

  • Ballistol Animal als Kriechöl auf betroffene Hautareale geben: pflegende, leicht kühlende und dadurch juckreizlindernde Wirkung
  • Baden in Laugenlösung zum Ablösen der Schuppen

Bei hartnäckigem Befall sollte eine fachärztliche Behandlung über das Trinkwasser für alle Tiere erfolgen. Denn auch wenn es manchmal nur bei einem Huhn Anzeichen gibt, ist es ein Bestandsproblem und alle sollten behandelt werden. Medikamente sind nur über die Tierärztin bzw. den Tierarzt erhältlich.

Rote Vogelmilbe: Kategorie „Superstar“ der Hühner-Ektoparasiten

Kommen wir zur Roten Vogelmilbe, die als bedeutendster Außenschmarotzer für Geflügel weltweit einen zweifelhaften Ruhm genießt. Eigentlich sind sie blass und grau, jedoch nach dem „Saugakt“ rot. Durch den massiven Blutverlust (selten mit Todesfolge), den ein starker Befall mit der Roten Vogelmilbe bringen kann, gelten sie als gefährlich. Die klinischen Symptome reichen von Stallflucht, Unruhe, Federpicken, blassen Kämmen, Anämie, Schmerzen, Hautirritationen bis hin zu vereinzelten Todesfällen – auch bei gerade noch gesunden Tieren.

Deshalb zählt die Rote Vogelmilbe auch als tierschutzrelevant. Das heißt, dass Halter*innen unter Umständen mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen müssen, wenn sie nichts dagegen unternehmen. Eine Behandlung bei einem Befall mit Roter Vogelmilbe sollte also immer rasch erfolgen.

Die Rote Vogelmilbe lebt meist nur temporär auf dem Huhn. Genauer gesagt nachts, um bei ihrer arg- und wehrlosen Beute ungestört Blut saugen zu können. Tagsüber lebt sie in der Umgebung (Stall) und nur bei hochgradigem Befall auch dann auf den Tieren. Insbesondere Jung- und Alttiere sind gefährdet, aber auch Glucken, die viel im Nest sitzen.

Verschiedene Ansätze: Prophylaxe und Therapie

Wahrscheinlich findet die Rote Vogelmilbe auch in einen perfekt abgedichteten Stall, aber es lohnt sich trotzdem, ihnen möglichst keine Spalten und Ritzen als Einfallstor zu bieten. Eine Behandlung der Roten Vogelmilbe findet entweder direkt am Huhn, aber weitaus häufiger – da sich der Ektoparasit meist nur zeitweise auf dem Körper aufhält – im Umfeld statt. Als besonders wirksam hat sich erwiesen 1. auf ein konstant trockenes – und damit milbenunfreundliches Stallklima zu achten – und 2. natürliche und zugelassene Milbenbekämpfungsmittel wie Kieselgur zu verwenden.

Wieder neu entdeckt als ein natürliches Mittel für einen trockenen Stall hat man das Urgesteinsmehl Diabas, das in der traditionellen Landwirtschaft vielerorts Standard war. Kein Wunder: Diabas vereint neben seiner Wirkung für ein gutes Stallklima viele weitere positive Eigenschaften: es ist sehr saugfähig und zudem geruchsbindend und vollständig kompostierbar und dabei sogar bodenaufwertend.

Kieselgur ist ein biotaugliches ungiftiges Puder auf Silikatbasis, das die Rote Vogelmilbe allein mit ihren biophysikalischen Eigenschaften bekämpft: Letztlich werden die Milben ausgetrocknet und sterben ab. Kieselgur kann trocken ausgebracht werden oder als Kieselgur-Wasser-Gemisch gestrichen oder staubarm aufgesprüht werden. Wichtig ist, den gesamten Stall inklusive aller „Einrichtungsgegenstände“ gründlich zu behandeln: Boden, Wände, Sitzstangen, Legenester, Ritzen, Unterseiten. Bei starkem Befall kann auch das Abflammen der Nester bzw. eine Hitzebehandlung mit dem Hochdruckreiniger Erfolg bringen.

Ergänzend dazu kann Kieselgur als Zusatz in der Einstreu oder im Staubbad direkt am Tier wirken. Auch ätherische Öle und pflanzliche Futterzusätze können das Blut geschmacklich so verändern, dass Milben nicht mehr saugen wollen.

  • Besprühen mit chemischen Kontaktgiften im Stall – viele Resistenzen, mehrmalige Anwendung ist notwendig
  • Antiparasitikum Fluralaner als Medikament welches zweimalig in das Trinkwasser gegeben wird, ähnlich wie der Zeckenschutz bei Hunden wirkt. Die Milben beißen die Hühner und trinken das medikierte Blut und sterben sofort ab.
  • Wichtig: richtige Anwendung! Reinigung des Stalls erst ca. 5 Tage nach 2. Gabe! keine vorbeugende Wirkung, auf Außentemperaturen achten

Hühner-Halter*innen (und die geplagten Hühner) müssen angesichts von Parasiten wie Würmern, Milben und Flöhen nicht verzweifeln. Gegen alles ist ein Kraut gewachsen bzw. gibt es medizinische Behandlungsmöglichkeiten durch Tierärzt*innen. Aber auch du kannst bereits viel bewirken und deine Hühner vor größerem Leid schützen: Durch das Wissen um typische Symptome oder Stallchecks von Kotproben lässt sich der Parasitenbefall frühzeitig erkennen. Gezielte Hygienemaßnahmen und ein trockenes, „unfreundliches“ Stallklima helfen vorzubeugen bzw. einen Befall einzudämmen. Ebenso wirksam sind natürliche und freiverkäufliche Mittel wie Kieselgur oder Diabas.

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