Stichwort Tierwohl: Natürliche Milbenbekämpfung & -prophylaxe


Vor allem die Rote Vogelmilbe ist ein wiederkehrendes Problem in Geflügelbetrieben, vor allem für Legehennen. Mastbetriebe sind aufgrund der höhergetakteten Reinigungsintervalle seltener betroffen. Rote Vogelmilben sind hartnäckig, vermehren sich schnell und ist man sie endlich los, dauert es manchmal nur wenige Tage, bis sie von Wildvögeln wieder eingeschleppt werden oder aus einer Ritze hervorkriechen. Dann geht das Spiel von vorne los. Das lässt viele Landwirt*innen letztendlich zum Gift greifen, doch das ist in Biobetrieben weder erwünscht noch erlaubt. Glücklicherweise lassen sich Milben auch mit natürlichen Mitteln bekämpfen.

Der Milben-Plage vorbeugen ─ mit Sauberkeit und Hygiene

Es ist lästig, aber nicht zu umgehen: Eine gute Stallhygiene ist das A und O der Parasitenabwehr. Dazu gehört als Basis das regelmäßige Misten und Wechseln der Einstreu sowie Abschaben und Säubern der Sitzstangen und Kotbretter. Am besten mit jeden Ein- bzw. Ausstallen. Dabei sollte der ganze Stall ausgefegt und geputzt werden. Auch die Wände, Böden, die Decke und jede Ecke werden gründlich gereinigt. Ritzen, Rillen und Kanten sind wunderbare Verstecke für Ungeziefer, in denen es auch Putzaktionen unbeschadet überlebt.

Zweitens können sogenannte Heißdampfdesinfektionsverfahren zur gründlichen Stallreinigung und zum Abtöten von Milben verwendet werden. Heißes Wasser und Hochdruckreiniger sorgen für eine gute Hygiene. Dampfreiniger (gibt es in unterschiedlichen Größen) können auch zum Einsatz kommen. Alle auf Wasser basierten Verfahren bringen aber auch Feuchtigkeit in den Stall ein, die dann unbedingt wieder abtrocknen muss. Auch eine Hitzedesinfektion durch Lötkolben (z. B. Gasbrenner) unter Beachtung der Brandgefahr kann durchgeführt werden.

Eine dritte, sehr wirksame Maßnahme ist, tiefe Ritzen und Löcher zuzuspachteln sowie den Stall zu streichen. Auf glatten, hellen Flächen entdeckt man nämlich Parasiten besonders schnell und eine möglichst frühe Bekämpfung kann extreme Plagen verhindern. Mit einem Kieselgur-Wassrgemisch, welches mit der Pumpe aufgebracht wird, schafft nicht nur einen hellen Untergrund, sondern durch seine Inhaltsstoffe mit u. a. Kieselgur (siehe auch unten), Kalk, Steinmehl ein trockenes Stallklima.

Ein trockenes Stallklima = eine milbenunfreundliche Umgebung

Ein gutes, trockenes Stallklima lässt sich beispielsweise mit bestimmten mineralischen Einstreuzusätzen wie Diabas oder Kieselgur (Biozid & Antiparasitikum) erreichen. Die Anzahl an Bioziden, die auch für Biobetriebe zugelassen sind, ist allerdings beschränkt. Es gibt auch gute Alternativen …

… Chemie muss nicht sein ─ Natürliches wirkt auch gegen Milben

Diabas (Urgesteinsmehl)

Bestens geeignet für trockenes Stallklima und natürliche Gefiederpflege ist Diabas, das Urgesteinsmehl. Das rein natürliche Mineral sorgt als Einstreu-Zusatz oder Geflügelbad für ein trockenes, angenehmes und hygienisches Stallklima. Fein vermahlen, hat es sehr gute feuchtigkeits- und geruchsbindende Eigenschaften. Und trocken ausgebracht werden die Diabas-Partikel beim Scharren gleich auf alle naheliegenden Oberflächen verteilt. So bleibt der Stall das ganze Jahr über trocken – und damit milbenunfreundlich.

Geflügelbad & Einstreuzusatz, Diabas Urgesteinsmehl

Diabas (Urgesteinsmehl) als natürliches und wirksames Mittel zur Trocknung und Gefiederpflege, FiBL-gelistet und für die ökologische / biologische Landwirtschaft gemäß den Verordnungen (EG) Nr. 834/2007 und Nr. 889/2008 zugelassen

Profi-Tipp: Diabas zur Gefiederpflege

Das feine Diabas-Mehl „kriecht“ in das gesamte Federkleid und entfaltet dort seinen austrocknenden, reinigenden und pflegenden Effekt.

Kieselgur (Diatomeenerde)

Zu den besonders wirksamen natürlichen Milbenbekämpfungsmitteln, die auch für Biobetriebe zugelassen sind, zählt auch Kieselgur. Das Puder auf Silikatbasis, auch Silikatstaub genannt, setzt sich auf dem Ungeziefer und vor allem in dessen Gelenken ab. Kieselgur wirkt rein physikalisch, also ohne Chemie und Gift – eine Überdosis ist daher nicht zu befürchten. Der Wachspanzer der Milben wird entfettet und damit zerstört, die Feuchtigkeit entzogen und die Milben sterben ab:

Profi-Tipp:

Kieselgur wirkt auch gegen Flöhe, Läuse, Wanzen und Federlinge.

Anwendung von Kieselgur: Stall und Hühner

Das Kieselgur-Puder wird nach der gründlichen Reinigung auf alle Oberflächen und die Stallwände aufgestreut, auch die Unterseiten und Ecken dürfen nicht vergessen werden. Damit Kieselgur auch dort haftet, kann es als Gemisch mit Wasser mit einem Drucksprüher staubarm aufgesprüht werden. Das Geflügel wird in der Regel nicht mitbehandelt. Sind Hühner direkt von Ektoparasiten wie der Roten Vogelmilbe oder auch Federlingen befallen, wirkt Kieselgur als Staubbad-Zusatz, um die Parasiten möglichst schnell wieder loszuwerden.

Da Kieselgur nicht giftig ist, gibt es keine Wartezeit auf Eier oder Fleisch. Außerdem ist dieses Biozid auch für Biobetriebe zugelassen.

Mehr zur Anwendung von Kieselgur und Diabas liest du hier:

Auch zur langfristigen Vorbeugung gegen Milben und andere Parasiten haben wir viele wertvolle Tipps:

 

Empfehlenswerte Produkte für eine natürliche, biotaugliche Milbenabwehr & trockene Stallhygiene:

Kieselgurpulver biotauglich – Besonders bei akutem Befall zur effektiven und langfristigen Bekämpfung von Milben und anderen Parasiten etc., 2 kg oder 10 kg

Kieselgurspray biotauglich – Wenn’s schnell gehen muss: Gebrauchsfertig, einfache Anwendung gegen Milben & Co. mit sehr guter Haftung

Drucksprüher zur staubarmen Ausbringung von Kieselgur-Wasser-Gemisch: für Legenester und Sitzstangen, senkrechte Flächen, Unterseiten

Diabas Urgesteinsmehl – biotauglich als Geflügelbad & Einstreuzusatz – Für ein trockenes Stallklima, geruchsbindend, 3 kg, 7 kg oder 25 kg Sack

Kleine Schaufel zur einfachen Dosierung, 500 g

Milbprotect im 5 l Kanister – Wasserlösliches Ergänzungsfuttermittel zur Unterstützung der Milbenabwehr von innen heraus

 

Wichtige Info für Biolandbetriebe:
Auch wenn Bioland nicht in der FiBL Konformitätsbescheinigung aufgeführt ist, kann das Betriebsmittel ggf. trotzdem für Bioland zugelassen sein. Für Bioland prüft die FiBL derzeit nur Mineralfuttermittel, alle anderen Betriebsmittel müssen momentan von den Biolandbetrieben selbst auf Konformität geprüft werden.

 

„Natürlich“ im doppelten Sinne wirkt auch Pyrethrum, ein Extrakt aus Chrysanthemen. Das natürliche Insektizid ist auch für Biobetriebe zugelassen. Hier sollte aber beachtet werden, dass es sich trotz der Zulassung immer noch um ein Gift handelt. Milben sind lästig, aber durch gute Hygiene und Sauberkeit im Stall und mit natürlicher Behandlung z. B. mit Diabas und Kieselgur lässt sich dem Befall wirksam vorbeugen bzw. schnell eindämmen.

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59 Kommentare zu „Stichwort Tierwohl: Natürliche Milbenbekämpfung & -prophylaxe

  1. Hallo
    Kann ich Hühnerflöhe, die ab und an in den Nestern auftreten auch mit Holzasche bekämpfen ? Oder die Holzasche in den Einstreu und den Wühlsand mischen. ??

  2. Ich habe ebenfalls 8 Hühner und einen tollen Vorwerk Hahn, besitze seit fast 60 Jahren Hühner und hatte immer wieder Probleme mit Milben, (mal mehr mal weniger) alles versucht. Diese Biester sitzen in den kleinsten Ritzen. Diese 8 Hühner haben 550 Quadratmeter Auslauf, sollte reichen, hätte aber auch gerne die Bilder von Schley.

  3. Hallo,
    bittet googelt einmal den Einsatz von Raubmilben.
    Sie ernähren sich von der roten Vogelmilbe – so bekämpft man die Schädlinge auf natürliche Weise. Die Raubmilben gehen nicht an die Hühner.
    Viel Erfolg!

    • Hallo Birgit,
      wir sehen den Einsatz von Raubmilben in Hühnerställen eher skeptisch. Bei schwachem Befall mit Vogelmilben müsste man regelmäßig neue Raubmilben zusetzen, weil die ohne Futter verhungern. Bei stärkerem Befall werden die das nicht schaffen, weil die Vogelmilben sich so schnell vermehren. Und man darf dann keinerlei Kieselgur und andere Einstreupuder verwenden, weil das auch die Raubmilben töten würde.
      Aus unserer Sicht wäre es wesentlich aufwändiger und teurer als einfach Kieselgur und und Diabas zu nehmen und dafür zu sorgen, dass der Stall trocken ist.
      Ein Anbieter von Raubmilben schreibt auch explizit in seiner Produktbeschreibung, dass sie nicht gegen die Rote Vogelmilbe helfen.
      Gerne kannst du uns aber deine Erfahrung dazu mitteilen.
      Herzliche Grüße
      Natalie G. und Nina aus dem Team von eierschachteln.de

  4. Das Milbenproblem hatte ich für meine paar Hühner schnell gelöst, indem ich die Sitzstange auf mit Öl gefüllte Kunststoff-Füße für Vierkantrohr stellte, die auf angebrachte Holzabschnitte angeschraubt wurden. Ein durchgehendes Gewindestück, das oben übersteht, sorgt für Abdichtung und Halt. Die Sitzstange bekam am Ende entsprechende Bohrungen, so daß sie von oben aufgesetzt werden kann. Die Milben können sich nicht vom Stall auf die Hühner und umgekehrt bewegen. Eine Reinfektion war somit praktisch ausgeschlossen.
    Unter der Sitzstange wurde Rauhfasertapete auf einer Auflage ausgerollt, die mit 4 Tischtuchklammern befestigt wird. Die Tapettenrolle wurde an auf einen Stab gesteckt und an der Wand mit einer Schnur befestigt, so daß nach ein paar Tagen der Kot auf diese Weise ganz einfach beseitigt werden kann, eine saubere Angelegenheit. Tags über befinden sich die Hühner im Auslauf. Fotos kann ich hier nicht zeigen, kann sie aber auf Wunsch zusenden.

  5. Ich kämpfe seit nunmehr über einem Jahr gegen Flöhe im Hühnerstall. Trotz Kieselgur, regelmäßiger Stallhygiene, Holzasche, Neemöl, BioInsektal etc. wird der Befall zwar zeitweise besser, aber geht nie weg. Und diese mistigen Flöhe beißen mich obendrein mit Vorliebe. Was ich nicht schon on top im Haus geschrubbt, neu bezogen, gesaugt, eingefroren, mit Kieselgur bestaubt, mit mit Neemöl gewischt, mit Pyrethrum gesprüht habe. Zum Kalken kam ich vergangenes Jahr nicht (schwanger, Schleimbeutelentzündung und Kapselriss im Sprunggelenk) und so langsam bin ich soweit den gesamten Stall zu foggern, nur um die Flöhe los zu werden. Die Verzweiflung siegt…

  6. Ich bin von Adele Mllbenfrei begeisert.
    Endlich habe ich die Plage besiegt.Nach einer Grundreinigung mit Dampfstrahlgerät.
    Wird 1x pro Pro Woche die Sitzstangen mit einen Spritzkanne behandelt.

  7. Hatt jemand Erfahrung mit wermuttee gegen milben im hühnerstall
    Wie muss man ihn ansetzen und wie lange sollten die Hühner ihn zum trinken gereicht bekommen ?
    Hat er Einfluss auf den Geschmack der Eier.?

  8. Vielen Dank für die Information zur Milbenbekämpfung. Für mich ist es wichtig, natürliche Mittel dafür einzusetzen. Puder auf Silikatbasis werde ich mal gerne ausprobieren. Die weiteren Tipps finde ich auch sehr hilfreich.

  9. Moin, ich hatte eine massive Plage im Stall duch milben!
    Ausgasen mit artap hat nix gebracht! Mit ein bissl Einsatz im Netz hab ich folgendes ausprobiert , 0,5l Essig + 0,5l Speiseöl ( das billigste) und da drauf 1 l Wasser! Den Stall mit einer druckspritzte benetzt! Nun siehe da am Tag 2 krabbelte nix mehr!
    Muss natürlich 1x im Monat wiederholt werden ! Bin damit sehr zufrieden!
    Ps natürlich haben die Hühner Auslauf und Sandkasten, der gut genutzt ist!

  10. Hallo, ich habe mal eine blöde Frage: wenn ich den Kalk mit heissem Wasser anmische, brauche ich dann einen anderen Behälter als einen alten Farbeimer?
    lg Shirley

    • Hallo Silvia, wir empfehlen Diesel nicht für den Stall. Stattdessen lieber etwas lebensmittelechtes öliges wie z.B. Rapsöl verwenden.

  11. Hallo. Die Jäger streichen zum Anlocken von Wildschweinen die Bäume mit sogenannten buchenholzteer ein.. 10 Liter sind dafür 10 € zu haben. Diese zähe Masse um die Enden der Sitzstangen gepinselt und in die Ritzen im Stall und die Milben sind in kurzer Zeit verschwunden.. es riecht zwar die ersten paar Tage etwas unangenehm dafür ist euer Stall aber ruckzuck milbenfrei.

    • Nicht das dann die Milben weg sind und dafür die Wildschweine kommen 😉
      Aber ohne Scherz, wir sehen den Einsatz von Buchenholzteer aufgrund einer möglichen Dioxin-Belastung im Stall eher kritisch und empfehlen Rakonit

  12. Seit langer Zeit gabe ich endlich Ruhe mit ungeziefer. Mein Tipp: Stall gründlich reinigen und ein Gemisch aus Wasser und Olivenöl ca 1:1 herstellen und mit einer Zerstäuberspritze den ganzen Stall bestäuben. (Wasser dient nur zur feinzerstäubung und verdunstet nach dem Auftragen) Boden, Sitzstangen, zusätzlich mit Steinmehl oder Asche bestäuben. Sitzstange und Kotgrube nach dem Reinigen alle 2 Wochen einstäuben.
    Seit 2 Jahren sind meine Hühner befreit von den lästigen Biestern.

  13. Hallo
    ich habe seit Jahren in meinen Legeboxen kein Stroh oder anderes Einstreu. Meine Hühner legen ihre Eier in ein Bad aus Ofenasche. Die feine Asche aus meinem Holzofen im Wohnzimmer ist so fein und verteilt sich im ganzen Stall. Da hat keine Milbe eine Chance und meine Hühner sind glücklich und gesund…
    probiert es aus 😉
    LG Claudia

  14. Wir behandeln unsere Hühner mit Waffenöl also Ballistol .Unverdünnt unter die Flügel und die Beine ,die Sitzstangen auch noch .
    Dann 10 zu 1 mit Wasser in eine Sprühflasche und den ganzen Stall damit einsprühen . Bei akutem Befall alle paar Tage wiederholen.

  15. Achja, ich hab den Stall mit Branntkalk und heißem Wasser gemischt und gekalkt.
    Vorher die Gartenhütte in weiß gestrichen und alle Ritzen zugespachtelt. Den Auslauf z.T. auch mit Branntkalk gestreut.

  16. Also ich hatte so lange Milben trotz Tierarzt, bis die Tiere z.T. starben, blutarm waren oder Räude bekamen.
    Trotz Ivermectin und Stronghold nix half, obwohl ich parallel immer mit Interkokask den Stall desinfiziert habe, Zum Verzweifeln.
    Dann hab ich Schwefelblüte Fa., Backs gekauft. Einen Link von Tamme Hanken angesehen. Schwefelblüte mit Olivenöl mischen 1:2. Die Behandlung dauert noch und kein Tierarzt konnte uns helfen trotz mehrerer Hundert Euro kanpp 500 Euro für 8 Hühner. Sauerei!!

    • Hallo Herr Müller, ich bitte um Hilfe.Schwefelblüte bei Rotmilben …
      würde es helfen ! Gibt man es ins Futter ? Bitte um kurze Info. Danke

  17. Als Konsument würde ich mich erst ernstgenommen fühlen, wenn gerade Bio-Produzenten die Mittel veröffentlichen würden, mit denen sie Parasiten bekämpfen. Ein natürliches Mittel bei frei lebenden Hühner(vögel)n ist das Hudern in selbst gescharrten Sandkuhlen, der Effekt der gleiche wie bei Kieselgur.
    Also ihr Hühner, ab ins Freie und eifrig scharren!

    Mit hoffnungsvollen Grüßen
    Klaus

  18. Ihr habt Recht, Kieselgur ist ein sehr wirksames Mittel gegen Parasiten wie der roten Vogelmilbe. Auf Chemie kann man durchaus verzichten, was ja auch den Tieren zu Gute kommt – wenn man grundlegende Regeln bei der Stallhygiene beachtet.

    Beste Grüße
    Helge

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