Die Sinne des Huhns

Bei Nacht so gut sehen wie am Tag, einen einzelnen Tropfen Blut im Schwimmbecken wittern, über sensible Fußrezeptoren kilometerweit per Infraschall kommunizieren. Einige Tiere haben regelrechte Supersinne, die den menschlichen Fähigkeiten weit überlegen sind. Auch die Sinne der Hühner leisten zum Teil Erstaunliches. Wir haben die Sinnesorgane von Hühnern näher unter die Lupe genommen.

Wie Hühner die Welt erleben

Die Sinnesorgane von Hühnern sind perfekt an ihre Lebensumstände angepasst. So sehen sie Futter im Nahbereich besonders gut, damit sie beispielsweise das leckerste Würmchen und Körnchen als erste finden und picken. Ganz im Gegensatz zum Blick in die Ferne, den sie auf dem Baum sitzend als ursprüngliche Urwaldrandbewohner*innen auch gar nicht brauchten. Da ihnen Hände zum Greifen fehlen, übernimmt der Schnabel viele der motorischen und sensorischen Aufgaben. Augen und Gehör sind zwar die wichtigsten Sinnesorgane bei Vögeln, doch auch der Geruchssinn, Tastsinn und Geschmackssinn ist für Hühner wichtig, um sich zu orientieren, Nahrung zu finden oder sich gegenseitig zu erkennen.

 

Sehen „Ein Wurm, ein Wurm!“

Die Augen von Hühnern fallen im Verhältnis zum Kopf relativ groß aus. Sie sind durch zwei horizontale Lider (Ober- und Unterlid) und die halbdurchsichtige Nickhaut geschützt. Letztere gleitet wie ein Scheibenwischer vertikal nach außen und dient der Reinigung und Befeuchtung des Auges. Zudem filtert sie zu grelles, intensives Licht.

Wie sieht es denn mit dem Sehvermögen bei Hühnern im Detail aus?

spitze miserabel
Nahsicht: selbst kleinste Gegenstände können auf einen Abstand von 5 Metern „haarscharf“ wahrgenommen werden

 

Unser Tipp: Hühner sehen mit einer größeren Auflösung als Menschen. Unsere Glühlampen erscheinen häufig für sie flackernd. Achte daher auf flackerfreie Stallbeleuchtung für Geflügel, um deine Tiere nicht unnötig zu stressen.

Fernsicht: ist weniger ausgebildet, da in ihrem ursprünglichen Lebensraum nicht benötigt. Unbewegte Objekte sind für Hühner ab einer Entfernung von 50 Metern nicht mehr zu erkennen.
Rundumsicht: Durch die Anordnung der Augen ist ein fast vollständiger Rundumblick möglich, der allerdings auf Kosten des räumlichen Sehens geht.

Schnelle Bewegungen im Umfeld können die Tiere zudem in Panik versetzen.

Räumliches Sehen: Die Abschätzung von Entfernungen ist durch die seitliche Anordnung der Augen beschränkt. Das Sehen mit beiden Augen gelingt nur in einem Winkel von 30 Grad. Mit einem Trick gleichen Hühner das spielend aus: Um die Distanz eines Objekts abzuschätzen, müssen sie dieses aus zwei Entfernungen betrachten. Während sie beim Gehen den Kopf vor- und zurück bewegen, speichert ihr Gehirn zwei Bilder des Objekts aus unterschiedlichen Blickwinkeln und bildet dann daraus ein scharfes Bild.

 

Farbensehen: Hühner können Farben und Farbspektren ähnlich differenziert wie Menschen wahrnehmen. Sie favorisieren Rot und Orange und können sogar UV-Licht sehen. Nachtsicht: Wer nachts schläft, braucht kein Nachtsichtvermögen!

 

Unser Tipp: Nachts ist ein guter Zeitpunkt, um sich einzelne Tiere zur „Untersuchung“ zu greifen oder um fremde Küken unterzuschieben.

Sinneserfahrung Sehen: Auf der Hühnerschaukel durch die Luft sausend können Hühner sicher prima ihr räumliches Sehen üben …

Richtungssinn: Der eingebaute Kompass

Dieser Sinn ist umstritten. Es geht darum, dass Zugvögel über einen eingebauten Kompass verfügen, mit dessen Hilfe sie sich auf ihren Reisen nach dem Magnetfeld der Erde richten. Man nimmt an, dass das bei Hühnern ähnlich sein könnte. Also, dass auch Hühner über einen solchen magnetischen Orientierungssinn verfügen, mit dem sie sich als Fluchttiere zügig in ihrem Lebensraum zwischen Nest, Schlafplatz, Nahrungs- und Wasserquellen bewegen können – quasi als ein Überbleibsel der evolutionären Entwicklung. Seinen Sitz hat der Magnetsensor vermutlich im Auge, denn Vögel benötigen Licht, um sich orientieren zu können.

Hören „Ein Feind, ein Feind!“

Hühner besitzen zwar keine Ohrmuscheln, dafür aber einen Hörsaum, der den Eingang zu den Ohren schützt. Ähnlich wie beim räumlichen Sehen müssen sie für ein räumliches Hören und der Wahrnehmung aller Geräusche in ihrer Umgebung ihren Kopf viel bewegen. Trotz aller Widrigkeiten verfügen Hühner über einen hervorragenden Hörsinn. Sie gewöhnen sich schnell an Geräusche, die sie in ihrem Alltag wahrnehmen. Was auch dazu führt, dass die vollzählige Hühnerschar bei Geräuschen, die sie der Fütterung zuordnen, sofort parat steht.

 

Sinneserfahrung Hören: Clickertraining für Hühner (Buch): Kunststücke lernen, Beziehung aufbauen mit dem passendem Clicker.

Tasten „Ich bin dann mal weg!“

Ihren Tastsinn erleben Hühner über ihre Füße, ihren Schnabel und ihre Zunge. Der Schnabel, von unzähligen Nerven durchzogen, erfüllt hierbei die wichtigste Funktion. Hauptsächlich mit dem Tasten und Fühlen entscheiden die Tiere, ob ihnen ein Futter schmeckt oder nicht. Nicht zufällig gehört das Picken zur Lieblingsbeschäftigung von Hühnern. Unterstützt wird die „Schnabelarbeit“ durch die Vibrissen, also feine Federn im Gesichtsbereich, die ähnlich wie Schnurhaare fungieren. Ähnlich wie bei Elefanten nehmen auch Hühner in den Füßen Schwingungen des Bodens und Vibrationen in der Luft auf. Dieses besondere Frühwarnsystem warnt sie bei der Annäherung potenzieller Gefahren.

 

Sinneserfahrung Tasten: „Komm, wir spielen eine Runde mit dem Snackball

Riechen „Wer hat seinen Mist hier hinterlassen?“

Noch wenig untersucht, geht man davon aus, dass bei der Wahrnehmung der Umwelt auch der Geruchssinn der Hühner eine größere Rolle spielt. Widerlegt ist die Annahme, dass Hühner, die in ihrem eigenen Mist scharren, wohl kaum einen ausgeprägten Geruchssinn haben. In entsprechenden Tests vom Max-Planck-Institut hat das Huhn einen der vorderen Plätze belegt bzw. einen guten Riecher bewiesen. Auch die Entschlüsselung des Hühner-Genoms bietet hier einen Anhaltspunkt: Mit 570 Genen, die für das Riechen zuständig sind, verfügt ein Huhn etwa über halb so viel Geruchsgene wie die Superspürnasen Hunde (1200).

 

Sinneserfahrung Riechen: Das Spiel geht so, dass du verschiedene Kräutermischungen von Hühnerkräuter.de auf deine Legenester verteilst und die Hühner den angenehmsten Duft für die Eiablage wählen lässt.  

 

Schmecken „Mhhhmmm, das ist lecker!“

Hühner haben einen kaum entwickelten Geschmackssinn. Zum Vergleich: Der Mensch besitzt ungefähr 10.000 Geschmacksknospen, das Huhn hat 25. Immerhin können sie damit zwischen süß, sauer, salzig und bitter unterscheiden. Bei der Futtersuche und -beurteilung übernehmen Schnabel und Augen die meiste Arbeit. Was man den Hühnern allerdings lassen muss, dass sie in der Lage sind aus dem Futter genau die Komponenten heraus zu sortieren, die ihnen gerade fehlen. Man spricht hier auch vom spezifischen Appetit. Grundsätzlich spielen wohl auch Erlerntes und Erfahrungswerte hierbei eine Rolle. Weicht beispielsweise neues Futter im Aussehen stärker ab, wird häufig vorrübergehend weniger Futter aufgenommen.

 

Sinneserfahrung Schmecken: getrocknete Hermetialarven

 

Temperaturempfinden „Ab ins Sandbad!“

Von Beginn an spielt das richtige Klima bei Hühnern eine wichtige Rolle: So wird ohne konstante Wärme kein Ei ausgebrütet und überlebt kein Küken länger ohne eine Wärmequelle. Auch als ausgewachsenes Tier lieben Hühner ein wohliges Sonnenbad.

Hühner sind robust, denn sie halten frostige Kälte aus – wenn natürlich nicht unbegrenzt. Erinnert sei daran, dass wir Menschen uns ihren natürlichen Schutz aus Pelzdunen unter den Deckfedern für unsere Bettdecken abgeschaut haben. Das Aufplustern/Aufstellen des unterfütterten Gefieders sorgt für eine schützende, isolierende Luftschicht. Zusätzlich rücken Hühner nachts auf der Sitzstange eng zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen.

Kälte ist für Hühner besser auszuhalten als Wärme. Ist es heiß, bleibt ihnen nur, die Flügel zu lüften, viel zu trinken und zu hecheln. Schwitzen können Hühner nicht. So oder so machen Temperaturextreme Hühnern zu schaffen. Beobachtest du, dass deine Tiere weniger aktiv sind als sonst, kann es durchaus am Wetter liegen. 

Sinneserfahrung Temperatur: Kükenwärmeplatte

Weitere spannende Einsichten zur Anatomie von Hühnern liest du hier:

Und 500 Antworten auf ebenso viele Fragen zur privaten Hühnerhaltung findest du hier:

Ich sehe was, was du nicht siehst. In vielen Bereichen sind uns die gefiederten Freunde eine Nasenbreite, äh Schnabellänge, voraus. Besonders gut ausgeprägt sind das Sehvermögen und das Gehör. Defizite beim Schmecken und Riechen werden vielfach über das Universalwerkzeug Schnabel ausgeglichen. Vieles, z. B. bei der Futtersuche oder der Orientierung, ist beim Huhn auch Erfahrungssache. So kommt es, dass sie sich erst einmal schwer mit neuem Futter tun können.

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