Von der Kunst, Küken zu brüten

Die Kunstbrut in der Kükenaufzucht

Was haben ein Streichquartett und die Kunstbrut gemeinsam? Beide gelten als Königsdisziplin in ihren Bereichen. Für ein Streichquartett müssen Komponist und die Interpreten mit ihren vier Streichinstrumenten einen einzigartigen klanglichen Kosmos erschaffen. Das künstliche Ausbrüten von Hühnereiern braucht auch eine perfekte Umgebung. Diese lässt sich mit dem richtigen Wissen, ein wenig Erfahrung und dem passenden Brut-Equipment aber auch von Einsteiger*innen bewerkstelligen. Hier lest ihr außerdem Wichtiges zu Bruteiern (Beschaffung, Transport, Lagerung) und auch dazu, was Hühnerküken an Futtermitteln brauchen.

Kunst- vs. Naturbrut

Bei der Naturbrut wird einfach der Natur freien Lauf gelassen, was bedeutet, dass die Glucke entscheidet, wann und ob sie brüten möchte. Der Bruttrieb unter den Rassen ist nämlich ganz unterschiedlich ausgebildet. Die Hühnerhalter*innen mit der nötigen Flexibilität können sich bei der natürlichen Brut darüber freuen, dass ohne ihr großes Zutun, bald Nachwuchs in den Hühnerstall „einzieht“. Die Glucke übernimmt die meiste Arbeit und reguliert Bruttemperatur und Luftfeuchtigkeit sowie die Aufzucht nach dem Schlüpfen. Du sorgst lediglich für eine ruhige und saubere Umgebung und ausreichend Futter.

Wer jedoch den eigenen Hühnerbestand nicht nach „Gutdünken“ der Hennen erweitern möchte, sondern einen Plan verwirklichen will, findet in der Kunstbrut eine gute Alternative.

Die Vorteile der Kunstbrut:

  • Brutbeginn ist jederzeit möglich
  • Nachzucht ist planbarer (Zeitpunkt Schlüpfen, Anzahl Küken)
  • Bessere Hygiene bedingt höhere Schlupfraten
  • Größere Mengen Eier können ausgebrütet werden (Brutkapazität ist nur durch Größe der Brutmaschine beschränkt)
  • Küken ohne Glucke können leichter gezähmt werden

Mehr zum Thema Kunst- oder Naturbrut liest du hier.

Woher beschaffe ich Bruteier und worauf sollte ich dabei achten?

Bruteier kannst du entweder von deinen eigenen Hennen sammeln oder von anderen Züchtern kaufen. Für das Kaufen von Bruteiern sind Onlineplattformen (Kleinanzeigen), Kleintiermärkte und der örtliche Kleintierzüchterverein erste Adressen. Der Vorteil beim Zukauf ist, dass man eine neue Rasse oder eine neue Eierfarbe kennenlernen kann. Möchtest du Eier von den eigenen Hühner zur Brut verwenden, helfen dir ein paar Kriterien, gute Bruteier zu finden. Voraussetzung ist übrigens immer, dass du einen Hahn hast …

Geeignete Bruteier haben je nach Rasse/Größe ein Bruteimindestgewicht, das du dem Rassegeflügelstandard entnehmen kannst. Ungefähre Werte für das Mindestgewicht bei Bruteiern sind zwischen 53 und 60 Gramm bei großen und mittelschweren Rassen, zwischen 48 und 55 Gramm bei leichten Rassen sowie rund 40 Gramm bei Zwerghuhneiern. Ein zweiter Hinweis auf ein gutes Brutei gibt dir die Eiform. Das heißt, dass du zu runde bzw. zu spitze Eier gleich aussortiert, weil die Schlupfwahrscheinlichkeit geringer ist. Weiterhin sollte die Schale nicht zu rau, gedellt und intakt sein. Eine Schierlampe hilft dir dabei, selbst haarfeine Risse in der Eierschale zu erkennen. Mittels Durchleuchten lässt sich zum Beispiel auch die Position der Luftblase feststellen. Die Bruteier sollten auch unbedingt sauber sein und auch abwaschen sollte man Bruteier nicht, da dadurch die natürliche Schutzschicht zerstört wird und Keime ins Ei-Innere gelangen können. Bruteier dürfen auch nicht zu kalt geworden sein, also bei kalter Witterung zügig nach dem Legen sammeln und auch keine Eier verwenden, die schon im Kühlschrank waren. Eine Lösung mit Dosto Liquid eignet sich zur Bruteibehandlung. Wie du diese Lösung herstellst, erklären wir dir im Blogartikel „Natürliche Futtermittel auf Oregano-Basis„.

Wie lange kann ich die Bruteier lagern?

Bruteier sollten möglichst nicht älter als 10 Tage sein, ehe man sie in die Brutmaschine legt. Bei perfekter Lagerung können auch aus älteren Eiern noch Küken schlüpfen, aber die Schlupfrate wird mit zunehmendem Alter der Bruteier abnehmen. Das heißt, du kannst etwa eineinhalb Wochen Eier sammeln. Für die Lagerung der Bruteier, also bevor sie in die Brutmaschine kommen, solltest du für konstante Temperaturen (10 bis 15 Grad) und eine Luftfeuchtigkeit von möglichst 60 bis 75 Prozent sorgen. Bei zu trockener Luft würden die Eier zu viel Feuchtigkeit verlieren. In Maßen kann das durch leicht erhöhte Feuchtigkeit während der Brut kompensiert werden. Wichtig ist noch, dass der Lagerort vor Zug und direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Zu den „Handschlägen“, die nachher die Brutmaschine bzw. die Glucke sowieso erledigt, gehört auch schon vor Brutbeginn das (mehrmals) tägliche Wenden der Eier. Dies soll verhindern, dass das Eigelb an einer Seite festklebt.

Tipp:

Da häufiges Anfassen der Eier nicht gut ist, hat sich bewährt, die Eier mit der spitzen Seite nach unten auf einer 30er Eierpappe zu lagern und durch Unterlegen eines Kantholzes leicht schräg zu stellen. Dann einfach jeden Tag einmal die 30er Eierpappe um 90° z. B. im Uhrzeigersinn drehen, wodurch sich der Kippwinkel der Eier ändert.

Was muss ich beim Transport beachten?

Der Kauf von Bruteiern gehört für viele Halter*innen zum Tagesgeschäft – mittlerweile auch als Online-Bestellung. Erfahrene Züchter verpacken die Eier so, dass auch bei unsanfter Behandlung des Paketes kein Ei zu Bruch geht. Zu beachten ist hierbei, dass auch der Transportweg bzw. die -zeit einberechnet werden muss. Wurden die Bruteier beim Transport zu unsanft gehandhabt kann dies z. B. durch gerissene Hagelschnüre zu Einbußen bei der Schlupfquote führen. Alle Bruteier, die Erschütterungen ausgesetzt waren sollten vor Brutbeginn ca. 24 Stunden auf der Spitze stehend ruhen.

Equipment: Brutmaschinen sowie Wärmelampen / Wärmeplatte

Ideal für Einsteiger*innen in die Kunstbrut sind automatische Brutmaschinen. Salopp gesagt, machen sie das, was Züchter*innen an Erfahrung mitbringen, durch Technik wett. Bei diesen modernen Brutmaschinen erfolgen die Temperatursteuerung, Wendung und Luftfeuchteregulierung vollautomatisch.

Aus dem Shop: Automatische Brutmaschinen und Zubehör

Was muss während der Brut beachtet werden?

Die optimale Bruttemperatur für Hühnereier liegt bei 37,5 °C. In den ersten drei Tagen sollten die Eier bei manueller Wendung nicht gewendet werden, um das sich entwickelnde empfindliche Gefäßsystem, „die Spinne“, nicht zu beschädigen. Bei automatischer Wendung ist die Wendung so sanft, dass keine Gefahr besteht und die Wendung auch von Beginn an eingeschaltet sein kann. Gebrütet wird mit einer Luftfeuchte von ca. 50 Prozent in der Vorbrut. Nach 7 bis 10 Tagen können beim Durchleuchten mit einer Schierlampe die unentwickelten oder abgestorbenen Eier aussortiert werden. Drei Tage vor Schlupf werden die Eier von der Wendehorde auf die Schlupfhorde gelegt. Jetzt wird die Luftfeuchtigkeit auf > 80 % erhöht und die Temperatur kann um ca. 0,3 °C gesenkt werden.

Nach ungefähr 21 Tagen endlich geschlüpft, sind die Küken bis zum Alter von 8 bis 12 Wochen bzw. je nach Witterung auf zusätzliche Wärme angewiesen, die nach und nach auf die Umgebungstemperatur runtergeregelt wird. Dafür eignen sich Wärmelampen bzw. Wärmeplatten. Wärmelampen z. B. mit Dunkelstrahlern können für besonders viele Küken verwendet werden – ohne durch störendes Rotlicht den Tag-Nacht-Rhythmus durcheinanderzuwirbeln. In den unterschiedlichen Temperaturbereichen – je nach Abstand zur Wärmelampe – können sich die Küken in ihrem Wohlfühlbereich aufhalten.Kueken_unter_Waermeplatte

Inspiriert von der Glucke vermitteln Wärmeplatten ein „Gluckengefühl“. Die Küken schlüpfen unter eine wärmende Platte, die mitwachsend ist. Die Wärme hat eine optimale, gleichmäßige Streuung. Kükenwärmeplatten verbrauchen weniger Strom als Wärmelampen und sind auch ungefährlicher, wenn es um Verbrennungen geht. Daher sollte bei Wärmelampen immer ein Schutzkorb verwendet werden.

Aus unserem Shop: Alles für die Kükenaufzucht

Einen ausführlichen Vergleich von Wärmelampe und Wärmeplatte liest du hier.

Richtig anfüttern

In den ersten Lebensstunden versorgt sich das frischgeschlüpfte Küken noch mit seinen mitgebrachten Vorräten aus dem Ei. Wasser sollte in sicheren Kükentränken sofort angeboten werden. Am besten fügst du dem Tränkenwasser von Beginn an etwas Oreganoöl hinzu, damit deine Küken einen guten Start mit der Verdauung haben und möglichst keinen Durchfall bekommen. Kleine Küken können noch keine ganzen Körner fressen, geschweige denn größere Pellets. Unser gehaltvolles, granuliertes Bio-Aufzuchtfutter mit Oregano-Öl ist für Küken ab dem ersten Tag geeignet und bietet alles, was das junge Kükenherz höherschlagen lässt und sein kleiner Körper für seine Entwicklung braucht.

Oregano-Öl kann dabei appetitanregend wirken, die Futteraufnahme fördern und die Verdauung unterstützen. Nach einigen Tagen können geringe Mengen an geriebenen Möhren oder auch Kräuter zugefüttert werden. Bierhefe kann auch schon in den ersten Tagen einfach in geringer Menge bis max. 2% über das Kükenfutter gestreut werden. Ab einem Alter von etwa einem Monat, wenn die Tiere komplett zugefiedert sind, kann allmählich ein kleiner Anteil Körner zugefüttert werden, um das Wachstum etwas zu drosseln und die Tiere zu beschäftigen.

Aus unserem Shop: Kükenfutter

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Mehr Bio-Kükenfutter, kleine Tröge und Tränken u. v. m. findest du hier.

So, und jetzt musst du fünf Monate warten, ehe deine Küken anfangen zu legen. In der Zwischenzeit kannst du zusehen, wie sie wachsen und die Welt für sich entdecken und erobern …

 

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