So kommt das Bio ins Ei ─ Geflügelprodukte mit Siegel


Viele Verbraucher halten mittlerweile nach dem Biosiegel und den Logos der verschiedenen Bioanbauverbände Ausschau, denn „Bio“ und bewusste Ernährung sind Trend. Doch wie wird man eigentlich „Biobauer?“. Nachdem wir in unserem letzten Artikel zu diesem Thema auf die eigentliche Bedeutung des Biosiegels eingegangen sind, wollen wir heute näher betrachten, wie man ein solches Siegel als landwirtschaftlicher Betrieb überhaupt erhält. Natürlich soll es dabei ganz besonders um die Zertifizierung von Geflügelprodukten wie Fleisch und Eier gehen.

Warum Eier und Fleisch zertifizieren lassen?

EggsSpätestens, wenn die hofeigenen Produkte über einen Zwischenhändler oder größeren Supermarkt verkauft werden, bleibt der persönliche Kontakt zwischen Erzeuger und Verbraucher aus. Der Kunde kann sich dann ausschließlich ein Bild über die Produkte machen, indem er auf bestimmte Siegel und Logos achtet. Selbst Kunden, die direkt ab Hof kaufen, handeln häufig nach der Devise „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ und kaufen dann ausschließlich Produkte mit Biosiegel. Nicht zuletzt unterstützt die strikte Erzeugung nach den Richtlinien der EU-Ökoverordnung auch die Eigenkontrolle, denn dadurch wird der Betrieb regelmäßig durch einen außenstehenden Fachmann überprüft und Schwachstellen in der Produktion werden aufgezeigt. So können sich grobe Fehler gar nicht erst einschleichen.

Wer bekommt das begehrte Zertifikat?

Die EU-Ökoverordnung beruht auf den Zielen natürliche Gleichgewichte zu erhalten, Wasser, Boden und Luft zu schonen, die biologische Vielfalt zu fördern und Tiere zu schützen. Hinzu kommt der Wunsch nach hochwertigen Erzeugnissen und ökologisch produzierten Lebensmitteln sowie der Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen. Demnach sind auch die Voraussetzungen und Richtlinien, die beachtet werden müssen, um das Biosiegel zu erhalten im Hinblick auf diese Ziele gestaltet worden. Betriebe, die das Biosiegel bekommen sollen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Für Geflügelhalter bedeutet das:

  • Die Tierzahl muss der vorhandenen Fläche im Betrieb angepasst sein (erlaubt sind beispielsweise 580 Masthühner oder 230 Legehennen pro Hektar).
  • Der Betrieb muss in einer Kreislaufwirtschaft bewirtschaftet werden (beispielsweise: Mist und Abfälle werden als Dünger auf eigenen Flächen genutzt, Futter wird in gewissen Anteilen selbst produziert).
  • Die Tiere dürfen ausschließlich Biofutter erhalten. Produziert der Betrieb nicht genügend eigenes Futter, kann ökologisch produziertes Futter zugekauft werden.
  • Wachstumsförderer und synthetische Aminosäuren dürfen nicht verwendet werden.
  • Biotiere sind nur solche, die in einem Biobetrieb geboren und aufgezogen wurden, während der Umstellungsphase und für die Zucht dürfen unter bestimmten Umständen auch Tiere aus konventioneller Herkunft in dem Betrieb gehalten werden.
  • Die Ställe haben eine angemessene Mindestfläche, so dürfen höchstens 6 Legehennen pro m² und maximal 3000 Hennen pro Stall gehalten werden.
  • Jedes Tier hat Anspruch auf ständigen Auslauf, solange es die Bodenverhältnisse und die Witterung zulassen.
  • Jede Legehenne muss mindestens 18 cm Sitzstange zur Verfügung haben, 1/3 der Stallfläche ist als Scharrfläche eingestreut.
  • Käfighaltung ist nicht erlaubt.

Im ökologischen Landbau nimmt die Tiergesundheit eine besondere Stellung ein. Ziel ist nicht nur die artgerechte Haltung, sondern ein möglichst geringes Krankheitsrisiko, um eine hohe Medikamentenbelastung zu vermeiden und das Wohlbefinden der Tiere zu steigern.

Erzielt wird das durch:

  • Genügend Licht und Frischluft im Stall, ausreichend Stall- und Auslauffläche.
  • Auswahl von geeigneten Rassen, die den klimatischen Bedingungen optimal angepasst sind.
  • Hochwertiges Futter, das die Tiere optimal versorgt und von hoher Qualität ist.
  • Medikamente werden nur unter bestimmten Bedingungen verwendet, wenn phytotherapeutische, homöopathische oder andere natürliche Heilmittel nicht zur Behandlung geeignet sind.

Wie wird man Biobauer?

Bevor es mit der ökologischen Landwirtschaft losgehen kann, müssen noch einige bürokratische Hürden genommen werden. Auch kann ein konventionell geführter Betrieb nicht von heute auf morgen umgestellt werden. Bevor die Umstellungszeit beginnen kann, muss der Betrieb auf die biologische Bewirtschaftung vorbereitet werden. Hier liegt der Teufel oft im Detail, deshalb helfen dabei Berater von Landwirtschaftskammern und Verbänden. Diese bieten häufig auch Betriebschecks an, bei denen geprüft wird, ob sich der Hof grundsätzlich als Biobetrieb eignet und welche Maßnahmen noch bis zum erfolgreichen Start durchgeführt werden müssen. Danach können auch die ersten Schätzungen für die Kosten der Umstellung gemacht werden. Ist das alles erledigt, kann der Hof bei der Kammer und bei der Ökokontrollstelle für die ökologische Erzeugung angemeldet werden. Ab dann gilt der Hof als „Betrieb in Umstellung“, die erzeugten Lebensmittel dürfen dann noch nicht als „Bio“ verkauft werden, mit dem Hinweis auf die Umstellung zum ökologischen Landbau darf aber schon geworben werden. Wie lange die Umstellungszeit dauert, hängt davon ab, welche Betriebszweige vorkommen, das kann also variieren.

Und lohnt sich das?

Trotz der vergangenen Lebensmittelskandale sind Bioeier und -Fleisch weiterhin bei den Verbrauchern gefragt. Gerade kleine Betriebe, die ihre Produkte im Hofladen, auf dem Markt, in der Biokiste oder über regionale Bioläden vertreiben, können mit dem Biosiegel einen großen Kundenkreis erreichen. Wer eine Lebensmittelkooperative in der Nähe hat, kann sich erkundigen, ob dort noch Bedarf an Geflügelprodukten besteht, hier wird auf faire Preise für Erzeuger und Verbraucher geachtet. Immer beliebter werden Biorestaurants, Bäckereien mit Bioprodukten und sogar Ökohotels, auch die sind gute Abnehmer für ökologisch erzeugte Geflügelprodukte und ein guter Weg der Direktvermarktung, gerade auch für kleine Betriebe.

Wer nur ein paar Legehennen, Masthähnchen oder Wachteln hält und einen sehr kleinen Kundenkreis beliefert, sollte sich die Umstellung zur Biohaltung aber gut überlegen, denn hier stehen die Kosten der Umstellung und für die Betreuung über die Kontrollstelle sowie der Aufwand durch die Kontrollen nicht im Verhältnis mit dem Nutzen.

 

Bildquelle: Sea Wave @ fotolia.com

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