„Krankes Huhn, was nun? – Hühnerkrankheiten Basics für Hobbyhaltung“
Ja, auch Hühner können Durchfall, Schnupfen und andere Wehwehchen oder sogar ernste Erkrankungen bekommen. Dann ist es gut, wenn man als Hühnerhalter*in für die häufig auftretenden leichten Krankheiten mit ein wenig Grundwissen und evtl. dem einen oder anderen unterstützenden Mittel gewappnet ist. Für ernstere Erkrankungen, wenn es einem Huhn wirklich schlecht geht, sollte man nicht lange rumprobieren, sondern zum Wohl des leidenden Tieres und auch zum Schutz des übrigen Geflügelbestands schnell handeln und einen auf Geflügel spezialisierten Tierarzt einholen. Für ihren fachlichen Rat danken wir der Geflügeltierärztin und -Bloggerin Dr. Eva-Maria Casteel.
1. Schnupfen, Durchfall & Co: Welche Beschwerden ich ggf. (zunächst) selbst behandeln kann
Vorweg: Im Zweifel stimmt dein Bauchgefühl und du suchst sofort eine Praxis auf. Bei harmlosen Beschwerden kannst du häufig abwarten und schauen, ob es z. B. durch den Einsatz einfacher „Hausmittelchen“ besser wird. Zum Beispiel bei leichtem Schnupfen oder Durchfall kann man als Geflügelhalter durchaus selbst schon einiges machen. Wichtig ist es – auch im Sinne des gesamten Geflügelbestandes – erkrankte Tiere sofort zu isolieren, um Ansteckung zu vermeiden und genau zu beobachten, ob sich der Zustand verschlechtert. Da Hühner einen vergleichsweise schnellen Stoffwechsel haben, ist die Inkubationszeit oft sehr kurz und eine ernsthafte Krankheit kann sich früh zeigen. Es gibt aber auch einige Erkrankungen bei denen die Auswirkungen erst spät auftreten. Sollten sich die Beschwerden oder der Gesamtzustand verschlechtern, empfiehlt sich tierärztlicher Rat.
Wusstest du, dass ein Huhn meist 5 bis 7 Jahre alt wird bzw. einzelne Hühner auch 30 oder sogar bis 50 Jahre alt werden können? Gänse können mit ca. 30 bis max. 80 Jahre sogar noch älter werden. Vorausgesetzt, es handelt sich um robuste alte Rassen, die bei guter Pflege einen natürlichen Alterstod erleben dürfen.
Krankes Huhn: Was sind die ersten Maßnahmen zur Versorgung?
Das kranke Huhn möchte in einem nicht zu dunklen Raum untergebracht werden. Licht ist ja bekanntermaßen ein wichtiger Taktgeber für Hühner, weshalb sie die Dunkelheit mit einer ständigen Nachtruhe verbinden würden, inaktiv werden, nicht fressen und nicht legen (Legenot). Außerdem kann je nach Erkrankung auch Ruhe vor Artgenossen oder ggf. Wärme z. B. durch eine Wärmelampe nötig sein. Dazu kommen dem angeschlagenen Huhn besondere Snacks und Leckerli gerade recht, um wieder fit zu werden. Diese müssen aber unbedingt auf die Art der Erkrankung abgestimmt werden.
Futtersnacks / Nestkräuter / Oregano-Produkte aus dem Shop:
Energiereiche Sonnenblumenkerne als Hühnersnack für untergewichtige Hühner
Aromatische und wohltuende Kräuter „Wintermischung“ für das Legenest mit z. B. Orangenschale, Nelken, Anis und Zimt
Lebende oder getrocknete Mehlwürmer – für Futterverweigerer, um ein fressunlustiges, untergewichtiges Tier zum Fressen zu motivieren. ABER, nicht bei Durchfall!
Dosto Liquid mit 10 % Oregano-Öl zum schnellen Einsatz in Stress- und Problemphasen der Tiere (Tränkenzusatz) – oft hilfreich bei Durchfall!
Wusstest du, dass der Geschmackssinn bei einem Huhn nur wenig ausgeprägt ist? Das Futter wird vor allem nach optischen Gesichtspunkten und nach Erfahrung ausgewählt und dann ohne längere Prüfung schnell heruntergeschluckt. So können auch bittere Medikamente in der Regel problemlos verabreicht werden. Etwas anders sieht es da bei Tränkenzusätzen aus. Bei der Aufnahme von Flüssigkeiten ist das Geschmacksempfinden nach neueren Erkenntnissen ausgeprägter. So reduziert sich z. B. bei einer Überdosierung von Tränkenzusätzen auch aus „geschmacklichen“ Gründen die Wasseraufnahme der Hühner, was nicht gut ist.
2. Einige Beispiele der relevanten Hühnerkrankheiten für Hobbyhaltungen auf einen Blick:
Auch der Trend zur privaten Haltung von Gartenhühnern trägt zur vermehrten Verbreitung von Geflügelkrankheiten bei. Vor allem, wenn regelmäßig aus verschiedenen Quellen Hühner zugekauft werden. Einige Krankheiten können sogar über Bruteier weiter verbreitet werden. Hühnerkrankheiten wie Marek breiten sich zunehmend gerade unter Privathaltungen aus, auch weil diese nicht so umfangreich impfen und kontrolliert werden.
Hühnerkrankheiten
Rote Vogelmilbe
Sehr häufig
Verursachen großen Schaden und können für Todesfälle sorgen
Befallen nachts die Hühner und saugen sich mit ihrem Blut voll
Tagsüber in sämtlichen Ritzen und Verstecken im Hühnerstall versteckt, bei genauem Hinsehen als rötlich, schwarze Milben zu erkennen
Erkennen
Juckreiz
Blutarmut
erhöhter Stress, Unruhe
Gewichtsverlust
Verringerte Legeleistung
Schwächung des Immunsystems
Unruhe im Hühnerstall
Blasses Eidotter (häufig)
Blutspritzer auf den Eierschalen
Eiablage außerhalb der Hühnernester
Übermäßiges Sandbaden
Behandeln
Physikalisch: Kieselgur als Pulver oder Spray flächendeckend anwenden; möglich ist auch das Abflammen von geeeigneten Stalleinrichtungen (VORSICHT)
Chemisch: Anwendung von Antiparasitika per Rückenspritze im gesamten Stall und auf allen Gebrauchsgegenständen
Für ein trockenes Klima im Stall sorgen
Alle Ritzen und Versteckmöglichkeiten sollten mit Silikon bzw. Acryl gründlich verschlossen werden
Bei leichtem Befall Sitzstangen mit geeignetem Präparat (Kieselgur als Pulver oder Spray, Diabas o.ä.) versehen
Behandlung unbedingt mehrmals wiederholen um den Entwicklungszyklus zu unterbrechen
Holzflächen und Stall mit Kalkanstrich streichen bzw. vor dem Einstreuen mit Kalk ausfegen
Pflichtimpfung für alle (privaten und professionellen Betriebe): jährliche Spritze oder regelmäßig über Trinkwasser
Eine Therapie ist verboten, Bekämpfung entsprechend der Geflügelpest-Verordnung (Keulung, Beobachtung des Bestands)
Ersatzleistungen durch Tierseuchenkasse
Es besteht Anzeigepflicht
Kammgrind (Favus) = Hautpilz bei Hühnern
selten
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
vor allem am Kamm und im Gesichtsbereich (Kehllappen, Ohrscheiben, Augen) grauweiße „mehlartiger“ Belag bzw. Flecken, seltener: Verkrustungen, Federausfall
Hühner können abmagern
Legeleistung kann sich verringern
betrifft vor allem Hühner mit geschwächtem Immunsystem
Übertragung durch kontaminierte Einstreu, Zubehör oder infizierte Tiere (Zukäufe)
lange Inkubationszeit (5 – 6 Wochen)
Handschuhe tragen! Kammgrind ist auch auf den Menschen übertragbar!
saugen kein Blut, ernähren sich von den Federn indem sie sie abfressen
legen fast weiße Eier an den Federkielen
Federlinge an sich sind nicht besonders gefährlich, für die Tiere aber sicher unangenehm. Beschädigtes Gefieder bedeutet immer, dass diese Stellen nicht vor Kälte geschützt und anfälliger für Erfrierungen und Infektionen sind
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Federlinge gehören zur Gruppe der Kieferläuse und leben als Ektoparasiten an der Unterseite der Flügel und an der Kloake, denn sie mögen es warm und dunkel
Sie sind bis zu 3 mm groß und damit mit bloßem Auge zu erkennen, allerdings flink und lichtscheu
Ihr Körperbau ist sechsbeinig, flach und länglich, im Larvenstadium und als Nissen sind die Insekten glasig, ausgewachsene Tiere werden dunkel(er) meist sind sie farblich gut an ihren Wirt angepasst
Befallene Tiere sehen oft irgendwie zerzaust aus, da die Federlinge mit ihren starken Kiefern den Schaft und die Federkiele anknabbern
Behandeln: Was getan werden kann
Abends Kieselgur auf den Rücken der Hühner auftragen, so dass sich über Nacht alles gut verteilt; Zusätzlich Kieselgur ins Sandbad.
Bei sehr hohem Befall Antiparasitika beim Tierarzt besorgen und die Behandlung nach 10 Tagen wiederholen.
Vorbeugen durch regelmäßige Stallreinigung & -desinfektion
Genaue Begutachtung neuer Tiere bei der Integration
Fettlebersyndrom
Sehr selten
Verfettung der Hühner geht einher mit Fetteinlagerungen in der Leber, einzelne Leberbereiche sind nicht mehr in der Lage Nährstoffe zu verstoffwechseln
Ursachen für eine Fettleber sind oftmals ein Ernährungsfehler oder Bewegungsmangel
Bei gestressten und älteren Tieren kann es zu einem Leberriss kommen
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Plötzlicher Tod
Blutaustritt aus der Kloake, blasse Hautanhänge
In der pathologischen Untersuchung sind deutliche Leberveränderungen zu erkennen
Behandeln: Was getan werden kann
Zusammensetzung und Menge des Futters kontrollieren und anpassen
Verfütterung von sehr fetthaltigen Snacks vermeiden (Saaten, Nüsse etc.)
Mehr Bewegung
Fußballenabszess
Gelegentlich
Entstehen meistens durch ungeeignete oder feuchte Einstreu oder unkomfortable Sitzstangen
Beginnend mit kleinen Druckstellen oder Mikroverletzungen kommt es durch Verschmutzungen häufig zu Entzündungsreaktionen
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Verletzung oder Wunde an den Fuß- bzw. Zehenballen der Tiere
Behandeln: Was getan werden kann
Einweichen durch Fußbäder und Wundreinigung durchführen
Ständerverband anlegen
Im Zweifel und bei hochgradigen Entzündungen immer den Tierarzt aufsuchen
Kalkbeinmilbe
gelegentlich
Bei Kalkbeinmilben handelt es sich um sogenannte Grabmilben, die sich unter den Hautschuppen an den Beinen und Zehen der Hühner Gänge bohren. Durch das zusätzliche absondern des Speichels der Milben entstehen bei fortgeschrittenem Befall kalkartig aussehende Krusten.
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Schmerzhafte Entzündungen, Schwellungen und Juckreiz
Kalkartige Verkrustungen Schuppen heben ab
Weißliche Ablagerung
Behandeln: Was getan werden kann
Einreiben der Beine mit Ballistol (Kriechöl, welches unter in die Bohrgänge gelangt
1 x täglich bis alles verheilt ist
Bei hohem Befall Antiparasitika vom Tierarzt besorgen
Eindringen von Singvögeln in den Stall vermeiden, sie sind häufig befallen und durch von ihren Zehen abgefallene Hautschuppen übertragen die Milben auf die Hühner
Aspergillose
Schimmelinfektion durch den Befall mit Pilzsporen
Geflügel besonders empfindlich, wenn die Umgebungstemperaturen bzw. die Luftfeuchtigkeit stark schwanken. In den Luftsäcken bilden sich dann ideale Wachstumsverhältnisse (warm, feucht) für Aspergillus Pilzarten (auch Luftsackpilze genannt).
Häufiges Auftreten auch bei schon bereits erkrankten Tieren, die mit Antibiotika behandelt wurden (Antibiotika fördern das Wachstum der Schimmelpilze)
Übertragung von Tier zu Tier bzw. von Bestand zu Bestand findet nicht statt
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Weiße blasse Gesichtsfarbe
Mattigkeit
Appetitlosigkeit
Atemgeräusche
Seitenlage
Atemnot
Behandeln: Was getan werden kann
Behandlung mit Antimykotika beim Tierarzt möglich (nicht bei Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen), ansonsten ist eine Behandlung eher schwierig
Keine schimmelige, überlagerte Einstreu verwenden
Futter trocken lagern
Luftfeuchtigkeit im Stall optimalerweise bei 55 % halten (evtl. nachstreuen)
Persistierender Dottersack
Verzögerte Dottersackrückbildung
Tritt auf durch: Vitaminmangel der Elterntiere, verzögerter Schlupf aufgrund zu niedriger Bruttemperatur, ungenügende Luftfeuchtigkeit, zu wenig Frischluft; häufig auch durch Dottersackentzündungen, die durch bakterielle Infektionserreger verursacht wurden.
Die Übertragung erfolgt häufig vertikal über das Ei (z.B. E.coli)
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Erhöhte Kükenverluste
Lebensschwache Küken
Verklebter Kloakenausgang
Behandeln: Was getan werden kann
Da Küken immungeschwächt sind und der Verlauf akut bis perakut sein kann gilt es die Elterntiere gesund zu halten und auf eine gründliche Bruteihygiene in der Brutmaschine zu achten. Verschmutze Bruteier sind häufig die Ursache solcher Probleme.
Der Dottersack der Küken zieht sich auch nach dem Schlupf noch etwas zurück und nach 1-3 Tagen verschließt sich der Nabel vollständig. Er sollte gereinigt und desinfiziert werden, um das Eintreten von Erregern zu verhindern und somit einer Entzündung vorzubeugen.
Bei sehr hohen Verlusten und bei einer entstandenen Entzündung kann eine Antibiotika-Gabe nach vorher durchgeführtem Resistenztest erfolgen
Legedarmentzündung
Gelegentlich, bei älteren Hennen und Hybridhennen häufiger
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Verklebtes Gefieder rund um die Kloake
Im Nest findet man Ei-ähnliche unförmige Gebilde
Pinguin Haltung der Hennen
Vergrößerter Bauchbereich
Abmagerung
Behandeln: Was getan werden kann
Kann nur im Frühstadium antibiotisch behandelt werden. Im vorangeschrittenen Stadium kommt in einigen Fällen eine Operation zur Entfernung des Legedarmes in Frage
Gicht
Ursache:
Eiweißüberfütterung
Vitaminmangel
→ Stoffwechselerkrankung, bei der sich zu viel Harnsäure im Körper bildet
Niereninsuffizienz mit erhöhten Blutharnsäurespiegel
Bei Eintagsküken: zu niedrige Luftfeuchtigkeit bei der Vorbrut
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Schwellungen mit in Ständer- und Zehengelenke → Gelenksgicht
Feinkörniger weißer Belag der inneren Organe → Eingeweidegicht
Vermehrte Wasseraufnahme
Durchfall
Lahmheit
Gestörtes Allgemeinbefinden
Behandeln: Was getan werden kann
Ausreichende Luftfeuchtigkeit während des Brutvorganges gewährleisten
Ausgewogene Futterration mit Eiweißgehalten von 16-20 %
Auslauf für betroffene Tiere, um Bewegung zu fördern
Geflügelcholera (aviäre Pasteurellose)
Ursache:
Bakterielle Infektion mit Pasteurella multocida
Tritt häufiger in Herbst- und Wintermonaten auf
Häufig von Schadnagern und Wildvögel übertragen
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Mattigkeit
Appetitlosigkeit
Durchfall
Atemnot
Gelenkschwellungen
Todesfälle können ganz plötzlich auftreten; Mortalitätsrate bis zu 50 %
Behandeln: Was getan werden kann
Bereits erkrankte Tiere haben schlechte Heilungschancen, da schneller Verlauf. Kontakttiere können noch antibiotisch behandelt werden (Metaphylaxe).
Geflügeltuberkulose
Meldepflichtig
Kommt bei schlechten, unhygienischen Haltungsbedingungen häufiger vor
Vermehrt durch den Trend zur Freilandhaltung
Tritt hauptsächlich in der Hobbyhaltung auf
Wildvogelkot und Zukauftiere ohne Symptome sind häufig Infektionsquelle
Für Menschen unter besonderen Umständen anstecken (Immunschwäche, Ältere Menschen etc)
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Einstellen der Legetätigkeit
Abmagerung
Einzelne plötzliche Todesfälle
Magere Tiere
Kamm und Kehllappen verlieren ihre typische Farbe
Krankheit kann nur über Obduktion nachgewiesen werden
Behandeln: Was getan werden kann
Heilung nicht möglich à Medikamentöse Behandlung derzeit nicht möglich
Bei Verdacht unbedingt Tierarzt hinzuziehen
notwendig gesamten Bestand zu töten
Gehirn- und Rückenmarksentzündung
Aviäre Encephalomyelitis
Typische Jungtiervirusinfektion
Bei Hühnern im höheren Alter sorgt eine Infektion lediglich für einen Legeleistungsabfall
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Zittern von Kopf und Hals
Krämpfe
Lähmungserscheinungen
Rudern mit den Beinen in Seitenlage
Unsicherer Gang
Behandeln: Was getan werden kann
Eine Spezifische Therapie ist leider nicht möglich
Elterntiere sollten drei Wochen vor dem Sammeln der Bruteier geimpft werden
Schwarzkopfkrankheit
Hühner selten mit Symptomen, bei Puten hohe Mortalität
Wird auch wie folgt genannt
Blackhead Disease
Enzootische Leber-Blinddarm-Entzündung
Histomoniasis
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Apathie
Schwefelgelber Kot
Federn rund um die Kloake mit Kot beschmiert
Plötzliche Todesfälle
Behandeln: Was getan werden kann
Nur bei Heimvögeln zugelassen (Medikamentös)
Immunstärkende Maßnahmen ergreifen
Erde im Auslauf abtragen, um eine Infektion der nachfolgenden Generation auszuschließen
Kropfverstopfung
häufig
Ursache
unverdauliches Futter
Fremdkörper im Kropf
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Kropf tritt prall hervor. fühlt sich entweder weich (weiche Kropfverstopfung) oder hart (harte Kropfverstopfung) an
Atemnot
Verweigerung der Nahrungsaufnahme
Behandeln: Was getan werden kann
Bei einer weichen Kropfverstopfung massieren, um den Weitertransport des Nahrungsbreies anzuregen
Gabe von einigen Tropfen Olivenöl und anschließend vorsichtiges massieren bei hartem Kropf
Bei keiner Reaktion auf diese Maßnahmen – Aufsuchen eines Tierarztes, der den Kropf operativ öffnet und den Inhalt entfernt
Pullorumseuche
Selten
mitteilungspflichtig nach Hühnersalmonellen Verordnung
Infektion mit Salmonella pullorum, auch weiße Kükenruhr genannt
Die Übertragung erfolgt sowohl von Tier zu Tier als auch über das Ei auf das Küken. Das geschieht entweder durch symptomlos infizierte Ausscheidertiere, Schadnager, Parasiten oder Gerätschaften
Es erkranken zumeist Küken und Jungtiere. Ein Teil der Embryonen stirbt bei akuten Verläufen außerdem bereits im Ei ab. Geschlüpfte Küken sind häufig apathisch und setzen auffällig weißen Kot ab (daher der Name) und viele verenden meist in den ersten Lebenswochen.
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Hängende Flügel
Allgemeine Schwäche
Stärkeres Wärmebedürfnis
Futterverweigerung
Federn um den After verklebt
Weißer Kotabsatz
Überlebende Küken wachsen häufig nur zögerlich heran, sehen struppig aus, zeigen deformierte Knochen und Gelenksentzündugen oder erblinden.
Ältere Tiere zeigen kaum klinische Symptome
Sektion verendeter Küken/Organproben; Blutprobenentnahme bei älteren Tieren um Ausscheider zu identifizieren
Behandeln: Was getan werden kann
Nicht sinnvoll, eine Therapie führt nicht zur Erregerelimination. Es entstehen nur Dauerausscheider, die die Erkrankung weiterverbreiten. Wichtig ist es vor Allem im Voraus den Erregereintrag durch Biosicherheitsmaßnahmen zu vermeiden.
Unspezifische Salmonellose
Gelegentlich
Meldepflichtige Tierkrankheit bzw. mitteilungspflichtig nach Hühnersalmonellen Verordnung; Zoonose! Kann auf den Menschen durch, mit salmonelllenbelastete Eier und Geflügelfleisch übertragen werden
Durch verschiedene Salmonellen Serotypen hervorgerufen
Ansteckend; wird über Kot, Parasiten, Schadnager, Wildvögel und alle möglichen Gebrauchsgegenstände übertragen
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Bei Küken: gerringgradiger Durchfall, vereinzelt Todesfälle i.d.R. in den ersten 3 Lebenswochen
Erwachsene Tiere: symptomloser Ausscheider und Träger, degenerierte Eifollikel
Nicht sinnvoll, eine Therapie führt nicht zur Erregerelimination. Es entstehen nur Dauerauscheider, die die Erkrankung weiterverbreiten. Wichtig ist es vor Allem im Vorraus den Erregereintrag durch Biosicherheitsmaßnahmen zu vermeiden.
Bandwurmbefall
Gelegentlich
Aufnahme immer über einen Zwischenwirt (Käfer, Ameisen, Regenwürmer, Insekten, Nacktschnecken)
Sie ernähren sich durch Nährstoffe, die im Darm und schädigen die Darmwand, was zu Entzündungen führen kann.
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Abmagerung
Wässriger Durchfall
Perlschnurrartige Wurmteile im Kot
Blasse Kämme
Bei leichtem Befall häufig keine klinischen Symptome
Behandeln: Was getan werden kann
Bekämpfung des Zwischenwirts schwierig, sobald Hühner im Auslauf gehalten werden.
2-3 x pro Jahr Kotproben untersuchen lassen um den Befall bzw. den Grad des Befalles einschätzen zu können und so rechtzeitig zu reagieren.
Bei nachgewiesenem Befall: Verabreichung eines für Bandwürmer wirksamen Wurmmittels;
Bekämpfung der Zwischenwirte in der Stallumgebung und im Auslauf soweit möglich
Hühnerpocken
Selten
Meldepflichtig
Werden durch das Hühnerpockenviren verursacht
Infektion durch Hautverletzungen aufgrund von Picken, Kratzen oder Insektenstichen (rote Vogelmilbe, sowie viele andere fliegende Insektion > Verbreitung auch über längere Strecken möglich) oder über die Schleimhäute im Schnabel/Rachenbereich bzw. über das Auge.
Verschiedene Formen
Hautform
Schleimhautform
Diverse Mischformen
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Unbefiederte Hautbereiche betroffen, rötliche Pusteln am Kopf, Schnabel, Nasenöffnungen, Augenlid, Kamm und Kehllappen
Weißgelbe Belege der Schleimhaut der Schnabelhöhle, Erstickungsgefahr
Bei Schleimhautform häufig Gesundheitsprobleme durch weitere Infektionserreger (Sekundärinfektionen). Gewichtsverlust, reduzierte Futteraufnahme
Erblindung bei Betroffenheit des Auges möglich
Behandeln: Was getan werden kann
Antibiotische Behandlung hat keinen Einfluss, da es sich um eine Virusinfektion handelt
Bekämpfung der roten Vogelmilbe
Impfung per Injektion ist möglich, falls vermehrt Probleme im Bestand auftreten
Salben und Wundreinigung durch den Tierarzt können Erleichterung verschaffen
Egg-Drop-Syndrom
In ihrem Verhalten sind die Tiere normal und Verluste treten selten auf
Übertragung über das Ei an das Küken, über Kot und Trinkwasser, Eierpappen sowie über andere Einrichtungsgegenstände.
Erkennen: Welche untrüglichen Zeichen es gibt
Legeleistungsabfall bis zu 50 % über eine Dauer von 2-10 Wochen
Windeier, Probleme bei der Schalenbildung
Enten sind häufig ohne Symptome betroffen und übertragen das Virus an Hühner und Wachteln, die dann Legeleistungseinbußen zeigen
Behandeln: Was getan werden kann
Behandlung der Virusinfektion nicht möglich
Zur Unterstützung vermehrt Vitamine und Mineralien geben
Wusstest du, dass die Körpertemperatur von Hühnern zwischen 41 und 42 Grad liegt und der Puls im Frequenzbereich zwischen 350 bis 470? Fieber lässt sich also nicht mit dem eigenen Thermometer messen, da die Skala nicht ausreicht – dafür lohnt sich die Anschaffung eines Digitalthermometers. Alternativ erkennt man es an der schweren Benommenheit und ggf. am dunklen Kamm.
Impfen ist häufig immer noch die beste Medizin
Das tückische an der Newcastle Krankheit ist, dass der letzte klinische Fall in Deutschland bis auf die Mitte der 1990er zurückgeht. Die Gefahr durch diese schwere Hühnerkrankheit ist nicht präsent, aber nach wie vor aktuell, da es in den Nachbarländern auch in den letzten Jahren hin und wieder Ausbrüche gab. In den Sechzigern hat die Newcastle Krankheit regelrecht in Deutschland gewütet. Ganze Bestände wurden ausgelöscht – die Mortalität betrug bis zu 100 Prozent – was für viele Landwirte katastrophale Folgen hatte. Weshalb nicht verwundert, dass seitdem drastische Maßnahmen getroffen wurden, um die Newcastle Krankheit schnell einzudämmen. Eine davon ist, dass eine Impfung für alle Hühner, also auch für Privathaltungen, Pflicht ist. Weiterhin werden sämtliche betroffene Bestände wegen der hohen Ansteckungsrate und der zahllosen Übertragungswege gekeult.
Aber auch gegen andere Hühnerkrankheiten wie Mareksche Krankheit, Kokzidien, Mykoplasmen oder Infektiöse Bronchitis ist ein „Kraut gewachsen“ bzw. lassen sich mit einmaligen oder regelmäßigen Impfungen viele Krankheitsfälle vermeiden. Tierärzt*innen und Züchtervereine informieren zu Impfmöglichkeiten.
Risiko: Zukäufe
Immer wieder „schleppen“ Neuzugänge in die Geflügelbestände Krankheiten ein. Um das Risiko zu minimieren, sich hartnäckige Erreger in den eigenen Stall zu holen, und seine Hühner zu gefährden, ist eine Quarantäne hilfreich. Diese sollte etwa 10 bis 14 Tage dauern. Während dieser Zeit lässt sich oft schon erkennen, ob die Tiere krank sind, z. B. an Schnupfen oder Durchfall leiden. Einige Erkrankungen sind aber auch in den „Trägertieren“ symptomlos und erst bei Vergesellschaftung erkranken dann die anderen Tiere. Will man auf Nummer sicher gehen und hat die Möglichkeit, könnte man Blutproben z.B. auf Mykoplasmen etc. testen lassen. Alternativ bietet es sich an, nur Tiere zu kaufen, die bereits geimpft sind. Impfungen gegen Mareksche Krankheit und Kokzidien sind beispielsweise einmalig im Kükenalter und schnell realisiert. Allerdings können bei einigen Krankheiten auch die geimpften Tiere, die nicht geimpften anstecken, so dass am besten immer der gesamte Bestand geimpft werden sollte.
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