Hausapotheke & Erste Hilfe bei Hühnern

Hühner mit Kratzern und kleinen Wunden, Schnupfen, leichtem Durchfall oder Legenot kannst du mit den richtigen Utensilien selbst versorgen. Auch bei ernsteren Beschwerden und Verletzungen kannst du die Erstversorgung leisten und dann in die Tierarztpraxis fahren. Wir haben bei der Tierärztin und Bloggerin Dr. Eva-Maria Casteel nachgefragt. Außerdem im Beitrag: Interessantes zu Wartezeiten nach der Gabe von Medikamenten und ein wenig Aufklärungsarbeit zum Thema Antibiotikagabe in professionellen Betrieben.

Was gehört in die Hühner-Hausapotheke?

Am besten, man legt sich auch für den Stall ein Medi-Kit an, das immer parat ist, wenn Hühner in Not sind. Hier erfährst du, was an Zubehör sowie Pflege- und Heilmitteln für Hühner in Privathaltung von Tierärzten empfohlen wird.

Grundausstattung

  • Einweghandschuhe
  • Schere
  • Einweg-Spritzen (ohne Nadel, 5 ml): zum Dosieren bzw. zum Einträufeln von Flüssigkeiten in den Schnabel oder z. B. auf Wunden
  • Gazetupfer
  • Wattestäbchen
  • Fingerpflaster, selbsthaftend und hautschonend
  • Klebeband, wasserfest
  • Fieberthermometer, digital (Fieber erst ab 43 Grad)
  • Zeckenzange, Pinzette
  • Handtuch
  • Stirnlampe
  • Lupe

Pflege- und Heilmittel (nicht verschreibungspflichtig)

Zur Wundversorgung (z. B. nach Federpicken):

  • Desinfektionsmittel ohne Alkohol, z. B. Wasserstoffperoxidlösung 3%
  • Wundsalbe (Jodsalbe)
  • Zinkspray: schützt vor Austrocknung, unterstützt die Hautregeneration wie ein Verband
  • Blauspray (wie auch Zinkspray): macht kleinere Wunden für das Hühnerauge unsichtbar, um Federpicken vorzubeugen
  • Fed-Pick: Spray zur sofortigen und einfachen Anwendung

Mehr dazu im Blog: „Ich glaub‘, es hackt“ – Was du gegen Federpicken tun kannst

Bei Atemwegsbeschwerden wie Schnupfen:

Bei Durchfall:

  • Oreganoöl wie Dosto Liquid
  • Kükenglück 2.0: beugt Mangelernährung vor und stärkt die Immunabwehr von Küken
  • Kohletabletten, Heilerde nach Anleitung über das Tränkenwasser verabreichen

Bei Federlingbefall, Kalkbeinen, Milben:

  • Ballistol Animal oder  Ballistol Universalöl
  • Zugabe von Kieselgurpulver zum Badesand mit Anis: unterstützt die Parasitenabwehr
  • Geflügelbad & Einstreuzusatz
  • Kieselgurspray für Legenester, Sitzstangen, Ecken usw. gegen Rote Vogelmilbe
  • Kieselgurpulver mit Wasser angerührt und auf Stalleinrichtung und Wände gesprüht gegen rote Vogelmilbe – auch losen an den Kanten verteilt
  • Bei Milben kann helfen: MilbProtect, Anti-Milben-Set
  • Reudanon: hat eine hohe Wirksamkeit und wird direkt am Tier angewendet – Bei allen Ektoparasiten, die direkt am Tier leben, die entsprechenden Körperstellen einsprühen. Bei Nordischer Vogelmilbe auf die Aufenthaltsorte der Milben bzw. gut verteilt einzelne Sprühstöße. Bei Befall mit Federlingen vor allem den Bereich um die Kloake und die abgelegten Nissen (Eier) an den Federkielen einsprühen und bei Kalkbeinmilben die Ständer (Läufe der Hühner) einsprühen. Wichtig, die Behandlung wöchentlich ca. 3 Wochen lang wiederholen, bis keine Ektoparasiten mehr feststellbar sind.

Bei Erfrierungen:

  • Vaseline bzw. Bio-Melkfett: zum Schutz vor / bei Erfrierungen an Kämmen, Kehllappen. Immer wasserfreie Fettcremes verwenden und zusätzlich für trockene Stallluft sorgen. Zur Pflege der verschorften, alten Erfrierungen eignet sich auch unser Blau- oder Zinkspray (Achtung: Nicht in die Augen sprühen!).

Zum Aufpäppeln:

  • Wohltuende, entspannende Hühnerkräutermischungen: „Das Gelbe vom Ei“ oder für Küken
  • Vitamine ADEC für Hühner: schneller Vitaminshot zur Stärkung der Abwehrkräfte
  • Gleitmittel (bei Legenot, nur wenn das Ei sichtbar ist verwenden!) – auch ggf. Wärmelampe – sonst, wenn nichts Hilft das Ei (vom Tierarzt) entfernen lassen.

Tipp: 1 TL Olivenöl in den Schnabel gegeben wirkt abführend und lindert, kann zudem bei Kropfverstopfungen helfen

Erste Hilfe: Die Erstversorgung von Hühnerwunden

Am besten ist es, sich entweder alle nötigen Utensilien (s. o. Wundversorgung) vorab hinzulegen oder das Huhn zu zweit zu versorgen. Um allen Beteiligten ein unter Umständen stundenlanges Einfangen zu ersparen, hat es sich bewährt, das Huhn in der Dämmerung direkt von der Stange zu nehmen, wenn es keine Gegenwehr leistet. Zuerst wird das Tier von den anderen getrennt und mit Handschuhen „bewaffnet“ untersucht.

Ist die Wunde frisch oder verschmutzt? Eine verschmutzte Wunde sollte gereinigt und desinfiziert werden. Dazu empfiehlt sich die Verwendung einer Jodsalbe, die 1-2 x täglich aufgetragen werden  kann. Pflaster oder Verband sind meist nicht nötig. Hat es nur Kratzer und das Huhn kommt direkt zurück zu seinen Artgenossen, kaschieren Blau- oder Zinkspray  die Wunde, die sonst von anderen Hühnern gepickt wird.

Tierarztbesuch

Sollte sich der Zustand nicht innerhalb von 48 Stunden verbessern oder das Tier zu schwer verletzt sein, so dass du z. B. Blutungen nicht stoppen kannst oder offene Brüche vorhanden sind, dann solltest du einen geflügelkundigen Tierarzt in deiner Nähe aufsuchen.

Welche Wartezeiten sind bei verschreibungspflichtigen Medikamenten zu beachten?

Bei der Gabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten müssen abhängig vom jeweiligen Arzneimittel bestimmte Wartezeiten eingehalten werden. Während dieser Wartezeit – meist ein paar Tage –, die ab dem letzten Tag der Verabreichung beginnt, dürfen keine Eier bzw. kein Fleisch betroffener Hühner verzehrt werden. Das trifft zum Beispiel auf viele Antibiotika, Schmerzmittel und Antiparasitika zu. Die Tierärztin bzw. der Tierarzt händigt dir dazu einen Arzneimittel-Abgabebeleg und einen Arzneimittel-Anwendungsbeleg (AUA-Belege) aus, der die Wartezeit angibt und auch (z. B. in deinem Stallbuch) aufbewahrt werden muss.

Exkurs: Einsatz von Antibiotika in der konventionellen Geflügelhaltung

Manche Mythen halten sich hartnäckig. Einer davon ist der, dass Hühner in der konventionellen Haltung sorglos mit Antibiotika „vollgestopft“ werden und uns allen als Verbraucher*innen derselben eine Antibiotikaresistenz droht. Fakt ist, dass seit 2006 bereits ein EU-weites Verbot der prophylaktischen Gabe von Antibiotika besteht – für alle Tierarten. Was in den 1980/90er-Jahren vielerorts z. B. als Leistungsförderer bei Masthähnchen üblich war, wird seit dem Verbot gerade in den letzten Jahren immer erfolgreicher über Haltungsverbesserungen und einem Antibiotikamonitoring gelöst: z. B. mit höheren Hygienestandards. Auch mit vorsorglicher Gabe mancher Phytopharmaka – wie z. B. Dosto Liquid (Oreganoöl) kann der Einsatz von Antibiotika und anderen Medikamenten reduziert werden. Antibiotika werden vom Tierarzt nur nach einem Resistenztest und für therapeutische Zwecke eingesetzt.

Fakt ist auch, dass im Geflügelbereich für jedes zugelassene Tierarzneimittel eine Wartezeit für Eier und Fleisch bestimmt wurde, nach der die Antibiotika vom Organismus verarbeitet und wieder ausgeschieden werden. Wird die Wartezeit eingehalten, dürften also keine Rückstände im verzehrten Fleisch bzw. in den Eiern enthalten sein. Beides – die Zulassung von Arzneimitteln inklusive der Bestimmung der Wartezeit sowie die Rückstandshöchstmengen (z. B. in Schlachtbetrieben) werden durch die Veterinärämter streng kontrolliert.

 

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