Hühner impfen? Wenig Aufwand, weniger Ärger!


Ganz gleich, ob fünf Hennen im eigenen Garten picken und scharren oder tausende Tiere im professionellen Legehennenbetrieb: Für eine Hühnerkrankheit besteht aus gutem Grund eine Impfpflicht. Darüber hinaus gibt es freiwillige Impfungen, um das Geflügel dauerhaft gesund zu erhalten. Wir zeigen dir, welche Impfungen auch für private Halter*innen vorgeschrieben sind und welche darüber hinaus sinnvoll sein können. Den Bestand durchzuimpfen, ist viel leichter und unkomplizierter als viele meinen. Wir verraten dir, wie einfach Impfen ist und woher du Impfstoff beziehen kannst.

Impfen? So einfach wie füttern!

Erste Anlaufstelle für das Thema Impfen ist und bleibt die Tierarztpraxis. Hier berät der Tierarzt / die Tierärztin zu den Impfstoffen, stellt Impfprogramme auf und kann Präparate selbst verabreichen oder ausgeben. Die meisten Geflügelimpfstoffe werden über das Tränkenwasser verabreicht. Eine Ausnahme besteht in der Impfung gegen die Mareksche Krankheit, die dem Küken direkt injiziert wird.

Zur Verabreichung des Impfstoffs über das Tränkwasser werden die Hühner zunächst je nach Temperatur etwa zwei Stunden „aufs Trockene“ gesetzt. Das heißt, du stellst die Tränke weg und unterbindest auch jeglichen Zugang zu Pfützen, Teich etc. Mit dem entsprechenden Durst sollten sie die Impfdosis dann innerhalb zwei Stunden nach dem Impfmittelansatz zu sich nehmen, da das Impfmittel nur begrenzt haltbar ist und z. B. durch Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen schon nach kurzer Zeit unbrauchbar wird. Länger als ca. 2 bis 3 Stunden sollten die Hühner, besonders im Sommer, nicht ohne Wasser auskommen müssen, denn dann drohen Leistungseinbrüche bei der Eiablage und gesundheitliche Probleme.

Der „Spezialcocktail“, also das Impfmittel, wird mit klarem und kühlen Wasser vom Tierarzt oder einem Bevollmächtigten in der richtigen Konzentration angesetzt und darf dann auch nicht weiter verdünnt werden. Das Impfmittel sollte den Hühnern angeboten werden. Insbesondere aus einer bekannten und frisch geputzten (Stülp)Tränke werden die Hühner zügig trinken, wenn sie durstig sind. Dabei unbedingt darauf achten, dass auch rangniedere Hühner zum Zug, ähm zur Tränke kommen.

Tipp:

Gute Verbindungen zum örtlichen Geflügelzuchtverein zahlen sich aus: Hier bekommt man die benötigten Impfstoffe oft deutlich günstiger als beim Tierarzt, weil sich dann mehrere Geflügelhalter eine Großpackung teilen können. Üblich sind z. B. auch Impfaktionen oder Impftage der Vereine, bei denen Impfstoff z. B. gegen die Newcastle-Krankheit in kleinen Mengen für wenige Euro ausgegeben wird.

Hühner impfen: von der Pflicht zur Kür

Pflicht

Der Gesetzgeber sieht nur eine einzige verpflichtende Impfung vor: die regelmäßige Impfung gegen das Newcastle-Virus. Die Newcastle-Krankheit wird auch als atypische Geflügelpest bezeichnet. Diese Impfungen müssen auch Hobbyhalter*innen nachweisen. Die Erkrankung ist hoch ansteckend, verbreitet sich auch über die Luft und über Staub und lässt ganze Bestände innerhalb weniger Tage verenden. Der Ärger und die Kosten einer nachgewiesenen Erkrankung des Bestandes stehen in keinem Verhältnis zum geringen Aufwand einer Impfung.

Impfung: jährliche Spritze (vom Tierarzt) oder nach Grundimmunisierung regelmäßig über das Trinkwasser

Exkurs: Keine Impfung gegen die Vogelgrippe (Geflügelpest)?

Die klassische Geflügelpest (oder auch Aviäre Influenza (AI) bzw. umgangssprachlich Vogelgrippe) erreicht Deutschland mittlerweile regelmäßig. Verbreitet wird dieses hochansteckende Virus durch Wildvögel oder auch durch Kontakt mit infiziertem Nutzgeflügel oder deren Exkrementen. Ausbrüche der Geflügelpest führen auch hierzulande zu massenhaften Tiertötungen und Stallpflichtzeiten. Fakt ist auch, dass eine prophylaktische Impfung gegen die Geflügelpest in Deutschland und der EU verboten ist. Aber warum eigentlich?

Begründet wird das Impfverbot damit, dass man geimpfte nicht mehr sicher von erkrankten Tieren unterscheiden kann, da der bisher verwendete Impfstoff bei den Tieren die gleichen Abwehrkörper wie der Erreger der Vogelgrippe mobilisiert. Die Folge ist, dass geimpfte Tiere nicht mehr exportiert werden dürfen und – viel wichtiger – dass eine Impfung die Infektionslage verschleiern und unkontrollierbar machen kann. Anlass zur Hoffnung geben sogenannte Marker-Impfstoffe, die erkennen lassen sollen, ob ein Tier krank oder geimpft ist.

Wie die Impf-Dokumentation und weitere Pflichten ohne Aufwand gelingen, erklären wir hier.

Kür

Hier hinein fallen typische Hühnerkrankheiten, die schon immer verbreitet waren oder wieder häufiger auftreten.

Impfung im Kükenalter

Wer Zuchttiere oder Hobbyhühner hält, kann diese gegen die Mareksche Hühnerlähme impfen lassen. Dieses Virus führt, wie der Name auch vermuten lässt, rasch zur Lähmung und damit zum Tod des Tieres. Das Besondere bei dieser Krankheit ist, dass die Hühner meist erst kurz vor Legebeginn oder im erwachsenen Alter erkranken. Wenn man sich zur Impfung gegen Marek entschließt, sollten alle Küken im Bestand geimpft werden. Auch für nachfolgende Generationen empfiehlt sich eine Impfung, bevor diese zusammen mit den Alttieren gehalten werden, da geimpfte Hühner ggf. ungeimpfte anstecken können.

Impfung: Einmalige Nadelimpfung der Küken durch den Tierarzt. Nur bei frisch geschlüpften Küken möglich. Am besten am 1. Lebenstag, spätestens jedoch am 2. Lebenstag. Ggf. 2. Impfung.

Küken können in der ersten Woche ihres Hühnerlebens gegen die Rote Küken-Ruhr (Kokzidiose) behandelt werden. Dies ist eine Durchfallerkrankung, die erwachsenen Tieren meist nicht gefährlich wird, die Küken dafür umso schneller dahinsiechen lässt.

Impfung: Für lebenslange Immunität einmalige Impfung über das Tränkenwasser bis zum 9. Lebenstag.

Regelmäßige Impfungen

Wer mit seinen Hühnern, zum Beispiel im Rahmen von Zuchtausstellungen, auf Reisen geht, kann seine Tiere auch gegen die Infektiöse Larynggotracheitis (ILT) und Infektiöse Bronchitis (IB) impfen. Die IB kann sogar mit einem kombinierten Impfstoff zusammen mit der Impfung gegen die Newcastle-Krankheit verabreicht werden.

Dieser Beitrag könnte auch mit dem auffordernden geflügelten Wort „Wehret den Anfängen“ überschrieben sein. Denn: Auch wenn viele Hühnerkrankheiten sehr gut behandelt werden können, ist eine Impfung in vielen Fällen immer noch die beste und tierfreundlichste Wahl. Die Impfung über das Tränkenwasser ist wirklich kinderleicht und Impfstoffe – praktischerweise gibt es hier auch kombinierte zur gleichzeitigen Prävention verschiedener Krankheiten – bei verschiedenen Stellen günstig zu beschaffen.

 

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14 Kommentare zu „Hühner impfen? Wenig Aufwand, weniger Ärger!

  1. Hallo,
    ich möchte mir ein paar neue Hennen dazu holen.
    Meine jetzigen Tiere waren alle aus schlechter Haltung übernommen und haben daher viel mitgebracht u.a. ist eines an Marek verstorben.
    Überall wo ich angefragt habe,sind die Hühner nicht geimpft.
    Meine Tierärztin meint nun ich soll alle Tiere(inkl. meinen) impfen,meine sind erwachsen die neuen Hühner sind 5 Monate alt.
    Bringt die Impfung gegen Marek in dem Alter denn überhaupt noch etwas?
    Ich wäre dankbar über Tipps.

    Liebe Grüße

  2. Auch bei Tieren sollte man gaaaaanz sparsam mit Impfungen umgehen!
    Wie beim Menschen sind die meisten Impfungen nicht nur überflüssig bis schädlich und dienen in erster Linie dem Umsatz1!

    • Hallo Helga. Das sehe ich genauso. In der jetzigen Zeit hinterfrage ich sowieso vieles, was früher „ganz normal“ war. Wenn diese Impfung so wichtig und toll ist, wieso macht man es den Hobby-Hühnerhaltern dann so schwer. Dosen ab 1000 Hühner, das wäre doch schon längst anders möglich, will man ja aber gar nicht.

      • Das Problem ist, dass sämtliche Hühnermedikamente für die richtig großen landwirtschaftlichen Betriebe erzeugt werden. Pro Betrieb sind da mehrere tausend Hühner zu behandeln, wodurch Packungsgrößen von 1000 Dosen aufwärts nötig werden.

        Der Marktanteil dieser kommerziellen Haltungen ist im Vergleich zu den Hobbybetrieben GIGANTISCH. Es rechnet sich für die Pharmafirmen schlicht und ergreifend einfach nicht, fünf Dosen in eine Flasche zu verpacken.

        Keinesfalls heißt das, dass die Impfungen nicht notwendig sind. Es geht hier schlicht um marktwirtschaftliches Denken der Herstellerfirmen.

        Man kann sich als Hobbyhalter/-züchter helfen, indem man sich z.B. per Verein zusammentut, die Küken gleichzeitig schlüpfen lässt und dann mit den Küken einen gemeinsamen Impftermin beim Tierarzt ausmacht. Wir praktizieren das so und es funktioniert großartig.

    • Sehe ich ebenso…haben damals unsere Hühner mit Schluckimpfung gegen New Castle geimpft…aller 12 Wochen…sämtliche Hühner und schlimmer die Hähne kränkelten danach 4 Wochen. Schaum in den Augen, Schnupfen und Atemnot. Es war zum k….jedes der knapp 40 Hühner war mehr oder weniger auf meine Hilfe angewiesen…inhalieren, Augensalbe, Hustentee usw. Das Zeug wurde vom Kleintierverein verteilt. 3x nacheinander ging es nach der Impfung so…andere Halter/Züchter hatten keine Probleme.

  3. Hallo!
    Ich wüsste gerne ob man eine Junghenne auch noch gegen Marek impfen lassen kann oder ob das nur bei Küken geht.
    Danke!

    • Offiziell wird ein ausreichender Impfschutz nur bei frisch geschlüpften Küken aufgebaut, danach nicht mehr.

      Erfahrungsgemäß sind auch später geimpfte Küken geschützt, vorausgesetzt, sie wurden nach dem Schlüpfen komplett isoliert gehalten. Sobald sie mit anderen, potenziell infizierten Hühnern Kontakt hatten, ist eine Impfung eher sinnlos. Dabei ist der Impfstatus der anderen Hühner unerheblich, da geimpfte Hühner zwar nicht an Marek erkranken aber die Viren weitergeben.

  4. Ich komme aus Naumburg habe eine Hobby Hühner zucht Würde natürlich auch meine Hühner gerne impfen leider bekomme ich keine Informationen darüber wo ich das machen kann
    habe auch Einige Küken

  5. Hallo! Ich bin keine Züchterin, doch ich rege mich darüber auf, dass allein im Raum Vechta/Cloppenburg ca. 550.000 Tiere gekeult wurde, weil irgendwo in den Betrieben die Vogelgrippe nachgewiesen sein sollte. Wie grausam ist das? Warum wird anscheinend das Friedrich-Löffler-Institut als alleiniger Ratgeber für die Entscheidungen der Behörden genutzt? Das Leben der Hühner, Enten, Puten in den Massentierhaltungen ist eh schon grausam, das Töten sowieso. Es ekelt mich einfach nur an.
    Nun finde ich hier Hinweise, dass anscheinend Hobbyhalter ihre Tiere impfen lassen sollten gegen die Vogelgrippe. Ja, dürfen die das? Warum werden dann immer wieder Tiere aus kleinen Beständen mitgekeult? Warum werden Bio-Betriebe mit Freilandhaltung gezwungen ihre Tiere im Stall zu lassen, wo sie fast verrückt werden, und die Stallpflicht besteht seit vielen Monaten?

  6. Würde mich auch interessieren, wo ich einen Impfstoff für 10 Hühner her bekomme. Als ich einmal mit einem schwächelnden Huhn beim Tierarzt aufkreuzte, hatte der nur drei Fragezeichen auf der Stirn

    • Bei unserem Tierarzt wird man auf eine Liste geschrieben zwecks sammelbestellung , da es die Impfung nur in 10000 er Einheiten gibt …..
      alle 3 Monate kann man dann seinen Teil abholen ….

  7. Mich würde auch interessieren, wo man Impfstoffe beziehen kann. Hier impft der Verein ausschließlich gegen NC und viele Vereine im Umkreis gar nicht. Tierärzte , die Hühner behandeln gibt es ebenfalls nicht.

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