Hafer für Hühner? Eine Pick-Anleitung

Wer hätte das gedacht? Kernige Haferflocken gehören im schlichten Haferbrei, im Bircher Müsli oder im Porridge für viele zu einem „mustergültigen“ Frühstück. Auch unter Hühnerhalter*innen wird Hafer gern verfüttert, in der Annahme, dass sie ihren Tieren damit ein gesundes Futter anbieten. Aber wie gut und gesund ist Hafer für Hühner eigentlich? Inwiefern kann Hafer, der für uns Menschen wertvoll ist, für Hühner schädlich sein? Darf ich Hafer überhaupt weiterhin füttern? Und welche Alternativen gibt es zu Hafer? Mit unserer Pickanleitung für Hafer geben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Fütterung der Hühner mit Hafer.

Wie viel Hafer darfs denn sein?

Es überrascht sicherlich nicht, dass Hafer als Alleinfuttermittel ungeeignet ist. Das Gleiche gilt übrigens auch für anderes reines Körnerfutter, wie wir in unserem Beitrag „Körner allein – leider nein“ ausführlich beschrieben haben. Körner, auch eine Körnermischung verschiedener Körner, enthalten nicht ausreichend Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe etc., die zur Gesunderhaltung von Hochleistungstieren wie unsere heutigen Legehennen, aber auch für Rassegeflügel, notwendig sind.

Bei der Fütterung kommt es außerdem darauf an, dass die Hühner ein auf ihr Lebensalter abgestimmtes Futter erhalten. Während Küken und Junghennen bzw. Junghähne vergleichsweise mehr Rohprotein für ihr Wachstum benötigen, brauchen Legehennen oder Zuchttiere ein Futter, dass neben dem eigenen Erhaltungsbedarf auch die „Produktion“ gesunder (Brut-)Eier ermöglicht. Genau genommen muss die Ernährung gesunde Eier (für den menschlichen Verzehr) und bei Bruteiern die optimale Entwicklung des Kükens im Ei gewährleisten.

Das optimale, voll bilanzierte Alleinfutter enthält alle benötigten Nährstoffe in der richtigen Zusammensetzung und der optimalen Menge in möglichst leicht verdaulicher Form. Getreide als Basis wird durch eiweißreiche Leguminosen (Hülsenfrüchte) wie Erbsen, Luzerne und Soja oder auch Hanf, Vitamine und Spurenelemente sowie Mineralstoffe wie z. B. Kalk ergänzt.

Zusätzliches Getreide wie Mais, Weizen oder Gerste können als Ergänzungsfutter mit einem maximalen Anteil von 10 bis 20 Prozent zugefüttert werden. Dabei gilt: Je mehr Eier eine Hühnerrasse legt, desto weniger Getreide sollte man zusätzlich zum Alleinfutter oder Legefutter zufüttern, weil sonst der aufwändig konzipierte Nährstoffmix des Alleinfutters verändert wird und ein Mangel vor allem bei der Eiweiß-, Vitamin- & Mineralstoffversorgung entstehen und zu körperlichen Schäden bei den Hühnern führen kann.

Hier ein kleiner Leitfaden zur richtigen Fütterung von Hühnern: Was Huhn frisst – und was besser nicht!

Warum Hafer bzw. Haferflocken für Hühner nicht optimal sind

Eine einseitige Ernährung mit Hafer würde unter anderem dazu führen, dass den Hühnern lebensnotwendige Nährstoffe fehlen, die der Hafer nicht liefert. So hat Hafer nur einen niedrigen Phosphor- und Calciumgehalt. Auch der Anteil an B-Vitaminen ist beim Hafer niedriger als in einem guten Legemehl. Fast gar nicht vertreten sind die Vitamine A, D und E.

Da die Henne alles in die Eierproduktion leitet, sind dünnschalige Eier und Knochenentkalkung erste Folgen des Kalkmangels. Während Kalkmangel durch die Zufuhr von Kalk- oder Muschelgrit relativ einfach auszugleichen ist, würde vor allem der Mangel an wichtigen Aminosäuren wie Methionin, aber auch an Vitaminen und Spurenlementen zu körperlichen Schäden bei der Henne führen. Zudem kann sich ein zu viel an Hafer negativ auf die Verdauung auswirken.

Ein klassisches Anzeichen für Kalziummangel: Windeier, also Eier ohne Kalkschale, sondern nur mit dünner, weicher Schalenhaut.

Hierbei geht es um die bedingte Verdaulichkeit von Hafer bei Hühnern. Hafer enthält nämlich Beta-Glucane, lösliche Ballaststoffe, die von Hühnern nicht verwertet werden können. Die Beta-Glucane vermischen sich im Darm mit Wasser zu einer gelartigen Masse, die den Darminhalt unnatürlich verdickt. Beim Haferschleim sind Beta-Glucane übrigens für die charakteristische zähflüssige Konsistenz verantwortlich.

Hühnern fehlt das Enzym, um diese Beta-Glucane aufzuspalten. Daher erschwert die durch die Beta-Glucane entstandene gelartige Konsistenz des Nahrungsbreies die weitere Verdauung und vor allem die Aufnahme wichtiger Nährstoffe. Auch beim Menschen werden durch Beta-Glucane die Verdauung und Resorption von Kohlenhydraten verzögert. Allerdings mit positiven Folgen, wenn der Blutzucker in geringem Maße ansteigt und – für Diabetiker vorteilhaft – weniger Insulin benötigt wird.

Bei Hühnern hingegen kann im Extremfall die Darmwand angegriffen werden und der feuchte Kot die Einstreu in ein Paradis für Parasiten wie Würmer, Kokzidien, Milben verwandeln oder bei dauerhaft feuchter Einstreu zu Fußballenabszessen führen.

In Maßen kann Hafer aber ohne Bedenken verfüttert werden.

 

Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen Haferflocken und Haferkleie?

Während Haferflocken aus ganzen Haferkörnern gewonnen werden, um danach wärmebehandelt und plattgewalzt ihre endgültige Form zu erreichen, wird Haferkleie „nur“ aus den äußeren Randschichten sowie dem Keimling gewonnen und zerkleinert. Neben einem nussigeren Geschmack befindet sich in den Randschichten des Haferkorns auch der Großteil an Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweiß und Ballaststoffen, weshalb in Haferkleie das Beste des Hafers in hoher Konzentration steckt.

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Steckbrief Haferflocken

Hafer wird bereits ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. angebaut und war hierzulande bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein nach Roggen die wichtigste Getreideart. Heute gibt es in Deutschland noch ein paar Anbauregionen – vor allem in den Mittelgebirgen und Küstenregionen sowie im Alpenvorland. Auch als Feldfrucht hat die Kartoffel dem Hafer mittlerweile den Rang abgelaufen. Aus Hafer werden vorwiegend Flocken, Grieß und Mehl hergestellt, die zumeist in Tierfutter landen.

Nährwerte entspelzte Körner Gehalt in
100 g
Haferflocken
Brennwert/Energie 368 kcal
Protein/Eiweiß 13,5 g
Kohlenhydrate 58,7 g
– davon Zucker 0,7 g
Fett 7,0 g
– davon gesättigte Fettsäuren 1,24 g
– davon ungesättigte Fettsäuren 5,34 g
Ballaststoffe 10,0 g
– davon Beta-Glucan (löslicher Ballaststoff) 4,5 g
Salz 0,017 g
Vitamin B1 0,59 mg
Vitamin B2 0,15 mg
Vitamin B5 1,1 mg
Vitamin B6 0,16 mg
Vitamin B9 0,087 mg
Vitamin E 1,5 mg
Vitamin H 0,02 mg
Vitamin K 0,063 mg
Eisen 5,8 mg
Zink 4,3 mg
Kupfer 0,53 mg
Mangan 4,5 mg
Magnesium 130 mg
Phosphor 430 mg
Kalium 397 mg
Calcium 43 mg

Über den „Hafer-Trick“ & Hafer-Alternativen

In vielen Futtermischungen wie auch in einigen unserer Bio-Alleinfutter für Hühner im Shop, findest du Hafer als Zutat. Meist wird durch einen simplen „Trick“ die Verdaulichkeit von Hafer-Komponenten verbessert. Dem Futter werden einfach sogenannte NSP-Enzyme (Nicht-Stärke-Polysaccharide-Enzyme) wie z. B. Beta-Glucanase zugesetzt, welche die durch den Hafer entstehenden glykosidischen Bindungen (Beta-Glucane) spalten. Im Biofutter dürfen dafür nur Enzyme verwendet werden, die auf natürlichem Wege z. B. mit Hilfe von speziellen Pilzen und ohne den Einsatz von Gentechnik hergestellt wurden.

Obwohl Hafer mit 7 Gramm Fett pro 100 Gramm etwa dreimal so viel Fett wie andere Getreidesorten (Mais ausgenommen) enthält und ein guter Energielieferant ist, sollte es für Hühner ein Ergänzungsfutter in Maßen bleiben. Daher ist auch der Anteil an Hafer bei unserem Bio-Hühnerfutter gering. Leicht zu erkennen daran, dass Hafer erst gegen Ende der Auflistung (Zusammensetzung) erscheint. Die zugesetzten Enzyme kannst du den Zusatzstoffen entnehmen.

Unser Bio-Alleinfutter für Hühner mit Haferanteil* (Auswahl)

*Die Zusammensetzung in unseren Futtersorten kann je nach Verfügbarkeit variieren. Dabei wird immer eine optimale Nährstoffbilanz angestrebt und regionale Komponenten werden soweit möglich bevorzugt.

Neben Hafer haben auch Gerste und Roggen einen hohen NSP-Anteil, was das Getreide für Hühner schwerer verdaulich macht. Besser verdaulich für Hühner sind dagegen Weizen und Mais, weshalb sie auch das bevorzugte Getreide in unseren Bio-Alleinfuttern sind.

 

Abwechslung im Trog: Unser Bio-Hühnerfutter mit schmackhaften Extras

Oder du zauberst aus dem ganzen Weizenkorn ganz schnell Weizenkeimlinge oder Weizengras als super leckeres Grünfutter. So einfach gehts!

Noch einfacher funktionieren unsere Anzuchtsets für Grünkonfekt etc.

Vielerorts wird Hafer vor allem als günstiges Küken- und Hühnerfutter gesehen, bei dessen Fettgehalt schneller Gewicht angesetzt wird. Und klar: Hafer ist lecker. Das finden auch deine Hühner. Sie müssen auch trotz der für sie unverdaulichen Anteile nicht ganz darauf verzichten. In kleinen Mengen im gut ausbalancierten Alleinfutter oder als gelegentliches Leckerli – am besten erst nach der regulären Mahlzeit verabreicht – kann der nussig-aromatische Hafer ruhig auf dem Speisplan bleiben. Dennoch: Schmackhafte Alternativen gibt es genug …

 

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1 Kommentar zu „Hafer für Hühner? Eine Pick-Anleitung

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