Vom Dino zum Huhn – Die Entwicklung der Hühnerhaltung

Noch heute gelten Eier in vielen Kulturen als Symbole des Ursprungs, des Lebens – ja gar der kosmischen Einheit. Dort imponieren Hühner noch durch ihr regelmäßiges Eierlegen, was ja verglichen mit vielen anderen Lebewesen durchaus auch beeindruckend ist. Hier wagen wir einen lohnenden Blick in die spannende Geschichte der Hühnerhaltung. Wann sind Hühner im „Fahrplan“ der E(i)volution aufgetaucht? Wo und wie lebten sie früher? Und wie sind sie zu uns gekommen? Schließlich, was war zuerst da: Huhn oder Ei? Lest hier überraschende Facts zum Ursprung von Hühnern und zur wechselvollen Geschichte der Hühnerhaltung.

Wie das Huhn zu uns nach Europa und Deutschland kam

Im 6. Jahrtausend vor unserer Zeit lebten eine Handvoll Wildhuhnarten im südostasiatischen Dschungel vom heutigen Thailand, Myanmar, Bangladesch und Indien. Vor allem das Bankivahuhn (Gallus gallus) gilt als Urahn unserer heutigen Haushuhnrassen. Gut zu erkennen ist die Verwandtschaft noch am rebhuhnfarbigen Italiener, der dem Bankivahuhn ein kleines bisschen ähnlich sieht.

Der natürliche Lebensraum des Wildhuhns ist der Waldrand. Tagsüber findet es im Dschungel Deckung und nachts einen geschützten Schlafplatz auf einem Baum. Daher sind Unterschlupfe, Unterstände – selbstgebaut oder gepflanzt – für Hühner als Rückzugsorte und Schutzräume so wichtig. Interessant ist, dass diese Ur-Hühner nur zwei- bis dreimal im Jahr bis zu einem Dutzend Eier legten, um zu brüten. Diese durchschnittlich etwa 20 Eier sind kein Vergleich mit den über 200 Eiern und mehr, die eine gute Legerasse heute erreichen kann – mal ganz abgesehen von der hochgezüchteten „Legepower“ der Legehybriden.

Die Urhühner waren zähmbar und gelangten so zu den Menschen in die Dörfer. Dort waren sie lange Zeit Haustiere und noch keine Nutztiere. Die Menschen verehrten die Hühner, da vor allem der Hahn ein besonderes Verhältnis zur Sonne zu haben schien, kündigten sie doch morgens mit ihrem Kikeriki den Sonnengott an… Hühner wurden später als Exoten zur fragwürdigen Unterhaltung auch für Hahnenkämpfe eingesetzt oder dienten rituellen Zwecken, etwa für Kult- und Bestattungsrituale. So waren sie beliebte Symbole auf Grabsteinen oder häufige Grabbeigaben. Etwa ab dem 3. Jahrtausend vor unserer Zeit, haben die Vorfahren der Haushühner ihren natürlichen Lebensraum via Handelsweg Seidenstraße Richtung Westasien und Naher Osten verlassen. Hier hatte sich ihre Erscheinung bereits verändert: Die Hühner waren größer und schwerer und wurden wohl bereits als Nahrungsquelle genutzt. In Ägypten gibt es Quellen, die Hühner 1500 vor unserer Zeit auf Keramik abbilden. Steintafeln zeigen Hühner außerdem am Hofe des Pharao.

Antike Brutmaschinen

Bereits in den Schriften Aristoteles wurde festgestellt, dass Eier auch ohne Glucke gebrütet werden können. Unter anderem mit Mist abgedeckt oder mit Schlammöfen wurden dort antike Brutmaschinen gebaut, die schon mehrere Tausend befruchtete Eier ausbrüten konnten.

Knapp ein Jahrtausend vor unserer Zeit erreichten Hühner über Griechenland schließlich Italien, Spanien und Nordeuropa. Mit dem Untergang des römischen Reiches verschwindet zwischenzeitlich auch die Hühnerzucht. Die verbliebenen Exemplare waren klein und mager. Zunächst noch eine echte Rarität, holten Könige, Fürsten etc. Hühner „zum Angeben“ als ungewöhnliche und möglichst exotische Zierde in ihre prächtigen Barockgärten.

Gekocht statt gebraten

Historische Knochenfunde belegen, dass Hühner anfangs nur gekocht wurden und nicht gebraten.

Durch die wieder vorangetriebene Zucht kamen die Hühner bald auch in die „gewöhnlichen“ Haushalte und verdrängten dort nach und nach die Schweine als vorherrschende Haustierrasse. Die Gründe waren pragmatisch: Huhn war für die ärmere Bevölkerungsschicht damals das erschwinglichste Fleisch. Hühner verbrauchten weniger Wasser, boten neben Fleisch auch regelmäßig nährstoffreiche Eier und waren geeigneter für den Transport. Da man frisches Fleisch nicht lange lagern konnte, war es am einfachsten, die Tiere lebend zu verkaufen. Parallel entwickelten sich durch Zucht und Anpassung die ersten regionalen Rassen, darunter als älteste (erhaltene) deutsche Rasse der Bergische Kräher oder das Friesenhuhn, das besser an das kühle Klima im Norden angepasst war.

Hühnerrassen von der Roten Liste. Über alte, traditionelle und erhaltenswerte Hühnerrassen.

Die große Wende in der Hühnerhaltung trat Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Massentierhaltung ein. Lebten Hühner hierzulande in kleinbäuerlicher Geflügelhaltung meist in kleinen Gruppen auf Wiesen am Dorfrand oder in städtischen Gärten, endete die gemeinsame Zeit von Huhn und Mensch mit der industriellen Tierhaltung. Viele Rassen verschwanden (ganz) und die Hybridhühner, auf maximale Legeleistung bzw. Fleischansatz gezüchtet, wurden in Geflügelbetriebe verbannt und übernahmen die Versorgung der Bevölkerung.

In den letzten Jahren hat es eine bemerkenswerte Entwicklung gegeben, in der die private Geflügelhaltung wieder zugenommen hat und derzeit einen regelrechtem Boom erlebt. Das hat verschiedene Gründe. So möchten viele ihren Traum von (zumindest teilweiser) Selbstversorgung leben. In Zeiten, in denen das Zuhause zum neuen Lebensmittelpunkt geworden ist, wurde die Hühnerhaltung im eigenen Garten für viele – insbesondere Familien – zum neuen Hobby.

Lebensgrundlage Eiergeld

Waren die einträglichen Arbeiten früher einzig den Bauern vorenthalten, war das sogenannte Eiergeld für die Bäuerinnen eine wichtige und häufig die einzige selbstständige Einnahmequelle, über die diese (teilweise) frei verfügen konnte.

Huhn, Ei oder Dino? – Was war wohl zuerst da?

Auch das Ur-Huhn vor 8000 Jahren hat schon Eier gelegt. Für die Antwort auf die Frage, was denn nun zuerst da war – Ei oder Huhn – muss man allerdings noch weiter zurück in die Vergangenheit schauen: so etwa 135 Mio. Jahre, mitten in die Kreidezeit. Im ersten Moment erscheint es logisch, dass das Huhn zuerst dagewesen sein muss, um das Ei überhaupt zu legen. Aber woher kam dann das Ei? So einfach ist das also nicht!

Beide laufen auf den Hinterbeinen, legen Eier, fressen ohne Unterstützung ihrer Arme mit dem Kopf und haben Federn. Ja, tatsächlich Federn! Man hat versteinerte Federabdrücke von Sauriern gefunden und vermutet, dass zumindest die Jungtiere noch Federn hatten. Bei der Jagd und bei großen Dinosauriern waren Federn dann unpraktisch und da haben sich Schuppen durchgesetzt. Ist das Huhn also tatsächlich ein Nachfahre des T-Rex? In Asien hat man versteinerte Eier gefunden, die von Dinosauriern gelegt wurden. Das heißt, es gab grundsätzlich schon Eier, lange bevor es Hühner gab. So lässt sich feststellen, dass es tatsächlich das Ei VOR dem Huhn gab.

Zweifelsfrei belegt ist, dass das Huhn, bzw. Vögel allgemein, direkt von den Dinosauriern abstammen. Konkreter von den aufrechten Raubsauriern. Sie gehören der einzigen Dinosauriergruppe an, die überlebt hat. Demzufolge sind die Raubsaurier enger mit Vögeln als mit irgendeinem anderen noch lebenden Tier verwandt. Über die lange Evolutionsgeschichte haben sich aus den riesigen, tonnenschweren Raptoren die kleinen, flinken und mehr oder weniger flugfähigen Hühner entwickelt. Die Schuppen an den Füßen der Hühner erinnern noch an ihre entfernten Vorfahren.

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Wenn man sich die Bilder von der Massenware Huhn in den Geflügelbetrieben vor Augen führt, ist es kaum nachvollziehbar, dass Hühner einst verehrt wurden als Symbol für das Leben, für Licht und Fruchtbarkeit. Bis man auf die Idee kam, Eier und Fleisch zu verwerten. Zweifellos hat das Huhn wie jedes Lebewesen Respekt und Wertschätzung verdient. Schön ist, dass Hühner gerade in der Hobbyhaltung oder als Teil der Selbstversorgung in artgerechter Haltung leben dürfen – vogelfrei in kleinen Gruppen, fast wie ein Ur-Huhn am Rande der südostasiatischen Wälder …

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