Einen Hahn (stressfrei) halten – unsere Tipps
In wildromantischen Vorstellungen ohne jegliche praktische Erfahrung in der Hühnerhaltung, stellt sich die Frage nicht, ob man Hühner zusammen mit einem Hahn hält. Einhellige Reaktionen sind dann: Na klar! oder: Geht das denn überhaupt ohne Hahn? Die Haltung von Hähnen ist jedoch nicht ganz unproblematisch. Denn der Hahn muss zu deinen Hennen und auch zu deinen Nachbarn passen. Nicht selten müssen Hähne wieder ausziehen und ist so manche nachbarschaftliche Beziehung daran zerbrochen. Hier erfährst du mehr über die Natur des Hahns und die Tipps für das Meistern der besonderen Herausforderungen, die seine Haltung mit sich bringt.
Hahn oder nicht Hahn? Das ist hier die Frage
Sie krähen, sie plustern sich auf, sie stolzieren und stehen wie der sprichwörtliche Hahn im Korb gern im Mittelpunkt. Aber sind Hähne denn für die kleine Hobbyhaltung überhaupt nötig? Fakt ist: Man kann einen Hahn halten, muss es aber nicht. Es kommt in erster Linie darauf an, welche Ambitionen man mit der Hühnerhaltung verfolgen möchte. Um Eier zu legen, benötigen Hennen keinen Hahn. Möchte man sich allerdings um Küken-Nachwuchs bemühen oder sogar Hühner züchten, ist ein Hahn zur Befruchtung der Eier unbedingt notwendig. Damit die Eier befruchtet werden und daraus Küken schlüpfen, gehört dann aber noch mehr dazu: gesunde Eier und eine Glucke bzw. ein Brutautomat, die beide für optimale Bedingungen für die Bruteier sorgen. Alternativ kann man für die Brut auch Bruteier erwerben, wenn man selbst keinen Hahn hält.
Hilfreiche Infos und Tipps zu Natur- und Kunstbrut liest du hier: Von der Kunst, Küken zu brüten
Hühner leben in einer Hierarchie – der Hackordnung –, in der normalerweise der Hahn das Oberhaupt ist. Bei der Hühnerhaltung ohne Hahn übernimmt die stärkste Henne diese Rolle. Da eine stolzgeschwellte Hähnchenbrust schon auch ihren Platz braucht, entscheidet sich die Antwort, ob Hahn oder nicht, auch am Platzangebot. Für insgesamt vier Hühner können ca. 2 m² Stallfläche ausreichen, für bis zu 10 Hühner sollten es dann mindestens 4 m² zuzüglich mindestens 4 m² / Huhn Auslauffläche sein.
Das spricht für einen Hahn
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Das spricht gegen einen Hahn |
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Tipp:
„Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.“ – Diese und 443 weitere verlässliche Bauernregeln mit jahrhundertealtem Wissen gibt es hier zum selbst Entdecken oder zum Verschenken.
Wo sich ein Hahn wie ein stolzer Gockel fühlt?
Ein Hahn braucht also genügend Platz in Stall und Auslauf, ein gut ausbalanciertes Hühnerfutter wie unser Bio Alleinfutter und einen „Harem“ mit ausreichend Hennen. Hast du zu wenige Hennen, werden diese „überbeansprucht“ bis hin zu kahlen Stellen und Verletzungen an Kopf und Rücken durch zu häufigen Tretakt. Was schafft hier Abhilfe?
Herausforderung: Überbeanspruchte Hennen
Wenn Hühner zu sehr vom Hahn beansprucht werden, liegt es meist daran, dass du zu wenige Hühner hältst. Je nach Temperament des Hahnes dürfen es schon mindestens fünf oder mehr Hennen sein. Das ist jedoch keine Garantie, denn auch bei an sich ausreichender Anzahl Hennen, haben einige Hähne manchmal ihre Favoritinnen, die überbeansprucht werden.
Ein paar Tipps, um deine Hennen zu schonen:
- Erhöhe die Anzahl der Hennen
- Trenne einzelne verletzte Hennen oder alle Hennen zeitweise vom übereifrigem Hahn (auf Dauer ist das nicht sinnvoll, weil jedes Mal die Hackordnung durcheinandergebracht wird.)
- Behandle Hennen ggf. mit Hirschhornöl oder Fedpick am Nacken, um dem Federpicken / Treten vorzubeugen (Kann auch nur eine Ausnahmelösung sein)
- Reduziere die Lichtzeit: So wird der Hahn ruhiger, Nachteil: die Hennen legen weniger Eier und beginnen ggf. die Mauser (Beachte hier auch die Vorteile der Mauser)
- Wechsle den Hahn oder besser informiere dich vorab genau:
- Der Hahn muss in der Größe zu den Hennen passen, also nicht zu groß, nicht zu klein.
- Diese Hähne sind für ihre ruhige Art bekannt: Sundheimer, Australorps, Brahma
Herausforderung: Hähne, die auf Menschen losgehen
Außerdem kann ein Hahn auch aggressiv gegenüber Menschen und anderen Tieren sein. Aggressive Hähne können dir den Spaß an der Hühnerhaltung verderben und sogar gefährlich werden. Ein Hahn kann Menschen, vor allem Kinder, im Ausnahmefall ernsthaft verletzten, wenn er mit dem Schnabel oder den Sporen angreift.
Ein paar Tipps bei aggressiven Hähnen:
Wird der Hahn aggressiv, kannst du ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Dazu gehört es, betont dominant aufzutreten, inklusive sich „groß machen“, eindringliche Worte sprechen, nicht vor dem Hahn zurückweichen (sondern dafür sorgen, dass der Hahn dir ausweichen muss) – notfalls mit einem Besen sanft beiseiteschieben. Das kann klappen, aber bei manchen Hähnen ist der Erfolg jedoch nur von kurzer Dauer.
Herausforderung: Dauerkräher oder, wie man einen Hahn zum Schweigen bringt …
Ob ein Hahn und vor allem du und deine Nachbarschaft sich wohlfühlen, hängt auch davon an, wie und wo du wohnst? Besitzt du ein eigenes Grundstück, solltest du vorab mit der Stadt oder Gemeinde klären, welche Einschränkungen sie vorsieht. Vielerorts gilt die Regel, dass etwa zwischen 19 Uhr am Abend bis zum nächsten Morgen etwa um 8 Uhr kein Weckruf erschallen soll.
Die Hühnerhaltung ist jedoch gesetzlich oft eine Grauzone und bei Streitigkeiten muss häufig im Einzelfall entschieden werden. Nachbarstreitigkeiten wegen laut krähender Hähne sind sehr ernst zu nehmen und landen nicht selten vor Gericht. Daher ist es immer ratsam, sich vorher umzuhören, wie deine Nachbarn zum Thema Hühnerhaltung eingestellt sind. Wohnst du zur Miete, muss dein Vermieter ebenfalls zustimmen.
Bevor wir den Kopf in den Sand stecken und der Hahn sogar im Kochtopf landet, haben wir noch ein paar Ideen. Nicht von ungefähr stammt „Hahn“ vom Mittelhochdeutschen „hane“, dem Wort für „Sänger“ ab. Das Kikeriki ist der charakteristische Ruf des Hahns, der gern am frühen Morgen, aber auch mal den ganzen lieben Tag lang zu hören ist. Kein Wunder also, dass sich viele in ihrer Ruhe gestört fühlen. Viele andere jedoch lieben ihren natürlichen Wecker im Nachbargarten.
Übrigens kräht der Hahn nicht etwa, weil die Sonne aufgeht, sondern weil er seiner inneren Uhr folgt. Mit einer Verdunkelung des Stalls lässt sich das Problem des frühen Krähens also nicht direkt lösen. Wenn es regelmäßig für den Hahn erst später hell wird, hilft das aber schon.
Damit das Krähen des Hahns nicht zum Problem wird, kannst du vorab auch darauf achten, dass du dir eine Hühnerrasse anschaffst, die besonders leise oder wenig kräht. Auch tiefes Krähen von großen Rassen wird eher toleriert. Aber auch das ist keine Garantie, denn jeder Hahn „tickt“ anders. Während der Hahn der Nachbarn das ruhigste Tier überhaupt ist, kann dein Hahn derselben Rasse ein lauter Dauerkräher sein.
Ein paar Tipps, um deine Nachbarn zu schonen:
- Schaffe dir eine „leise“ Hühnerrasse an: z. B. Zwerg-Wyandotten (mittellaut), Bantam (kurz & schrill), Serama (leise-quietschig), Sebrights (hoch, aber recht leise), Chabo (gehören zu den Leisesten), Brahma (tief, nicht so weit hörbar), Seidenhühner (recht leise)
- Verwende in deinem Stall eine Schallisolierung
- Verzögere durch Verdunkelung das frühmorgendliche Krähen
- Benutze einen elektronischen Türöffner mit Zeitsteuerung statt Dämmerungssensor, damit die Hühner erst zu einer bestimmten Zeit und nicht lichtgesteuert aus dem Stall kommen: Das Krähen im Stall dämpft die Lautstärke bereits ordentlich
- Begrenze dich auf einen Hahn: Hält man mehrere Hähne gemeinsam, können diese sich gegenseitig hochschaukeln, was in einem regelrechten stundenlangen Wettkrähen münden kann
- Immer nett: Um deinen Nachbarn den Wind aus den Segeln zu nehmen, kannst du sie regelmäßig mit frischen Eiern versorgen
Achtung: Dabei nicht vergessen, dass die Hähne nicht aus lauter Jux krähen. Auch wenn sie manchmal einfach nur aus purer Lebensfreude krähen, ihr Revier markieren und dabei miteinander wetteifern (auch mit dem Nachbarshahn), vermelden sie damit z. B. auch Gefahr bei herumschleichenden Räubern.
Der Hahn an sich ist sicherlich kein Radaubruder und zu einer artgerechten Hühnerhaltung gehört er zu einem ausgewogenen sozialen Gefüge einfach dazu. Dennoch ist bereits das Aussuchen des passenden Hahns eine mitunter knifflige Sache. Im Hinblick auf verärgerte Nachbarn, denen das Kikeriki nicht so recht schmeckt und nervösen Hennen, denen ein zu feuriger Hahn zu Leibe rückt, ist Vorbeugen ist immer noch das Beste und Fairste. Wenn alles nichts hilft, lässt du deine Nachbarn vielleicht den Namen vom Hahn auswählen …
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Ich habe einen Zwerghahn Wyndotten u vier Hühner. Die Nachbarin stresst mein Hahn klar schreit dann noch mehr, er ist durch den Wind. Was kann ich machen das er ruhiger wird. Weg geben wäre die letzte Aktion.
Hallo Daniela,
mit einem Zwergwyandotten Hahn hast du dir ja schon eine mittellaute Rasse ausgesucht. Wenn deine Nachbarin, deinen Hahn stresst, sieht er sie wahrscheinlich als eine Bedrohung an und verhält sich ihr gegenüber deshalb etwas aufbrausend. Was genau macht denn deine Nachbarin um den Hahn zu stressen? Vielleicht suchst du nochmal das Gespräch mit ihr.
Ich hoffe die Situation klärt sich schnell.
Viele Grüße Nele
Vielen Dank! Ist super Artikel!
Was kann man gegen einen piepsenden junghahn machen. Das stört hier. Er muss erstmal alleine im Käfig sitzen.
Hallo Hahnhaltung,
Mit „piepsendem Junghahn“ meinst du bestimmt einen Hahn, der sich noch im jungen Alter befindet, also noch kein ausgewachsener Hahn ist. Es ist richtig, dass das Piepsen eher typisch für Küken ist, aber auch Junghähne können noch diese Art von Lauten von sich geben, besonders wenn sie sich unsicher fühlen oder nach Aufmerksamkeit suchen.
Dass du den Grund für das Piepsen herausfinden möchtest, ist absolut richtig. Es könnte mehrere Ursachen dafür geben: Vielleicht ist er hungrig, fühlt sich einsam, oder ihm ist einfach nur kalt. Auch eine gesundheitliche Ursache kann nicht ausgeschlossen werden, weshalb es wichtig ist, das Verhalten deines Hahns genau zu beobachten.
Einen Käfig zu verwenden, sollte tatsächlich nur eine vorübergehende Maßnahme sein, um den Junghahn vorübergehend zu beruhigen oder zu schützen, während du herausfindest, was ihm fehlt. Besonders wichtig ist, dass er sich sicher und wohlfühlt und die Möglichkeit hat, sich artgerecht zu entwickeln.
Gerne helfen wir dir weiter, wenn du uns noch ein paar mehr Details gibst, zum Beispiel, wie alt der Hahn genau ist, wie seine Umgebung aussieht und ob du Veränderungen in seinem Verhalten bemerkt hast. So können wir gemeinsam die beste Lösung für deinen kleinen Piepmatz finden!
Liebe Grüße Natalie von eierschachteln.de
Überfordert?
Früher gan es mal den „Kapaun“ – den kastrierten Hahn. Krähen die weniger?
Hat da jemand Erfahrung mit?
Ich habe leider einen Sulmtaler-Dauerschreier im Garten. Wunderhübsch aber extrem laut – durchgehend den ganzen Tag, teilweise alle 20 Sekunden.
Das kann so nicht weiter gehen 🫣
Hallo Franziska, ein Kapaun kräht seltener als ein unkastrierter Hahn. Seine Stimme klingt heiserer, tremolierend, fast gläsern. Ich würde dir jetzt aber nicht empfehlen, deinen Hahn kastrieren zu lassen. Hast du mal nach der Ursache geschaut, warum dein Hahn so viel kräht? ich selber hatte mal einen, der nachts gekräht hat, bis ich herausgefunden habe, dass der Bewegungsmelder vom Licht immer wieder an ging, durch das ständige Licht hat er immer wieder nachts gekräht. Andere Hähne krähen viel, wenn sie zum Beispiel Menschen, andere Tiere oder störende Geräusche hören. Gibt es zufällig einen anderen Hahn in der Nähe?
Ich würde gerne wissen, ob es bei 15-20 Hühner sinnvoll ist 2 Hähne zu halten?
Wir haben momentan mehrere Hähne und eher das Gefühl, dass es den Althahn doppelt stresst, weil er die anderen Hähne zusätzlich von verjagen muss. Gleichzeitig wurde mir gesagt, ein Jahr ist zu wenig für 20 Hühner.
Hallo Julia, jeder Hahn hat seinen eigenen Charakter. Es gibt immer einen Ranghöchsten, solange die anderen ihn akzeptieren, ist das halten von weiteren Hähnen kein Problem. So wie du es beschreibst, muss euer Althahn sich immer wieder beweisen. Das bedeutet Unruhe und Stress für alle Hühner. Sind die anderen Hähne noch jung? manchmal dauert es ein wenig, bis die Hackordnung geklärt ist. Liebe Grüße Natalie
Vielen Dank für die Antwort!
Dss Kastrieren von Haehnen ist sehr blutig, da die Hoden im Bauch liegen. In Deutschland ist es seit 1933 verboten.
Man kann den Hahn ja auch einfach essen. Wenn man selbst züchtet, hat man ja sowieso viel zu viele Hähne. Warum erwähnt ihr nicht die Schlachtung der Hähne?
Das beantwortet sich durch den Titel: „Einen Hahn (stressfrei) halten“.
Den Artikel „Einen Hahn (stressfrei?) essen“ darfst Du woanders suchen.
Sehr gut geantwortet. Ich brech ab 😀
Gefällt mir. Also essen wollen wir unsere Hühner/ unseren Hahn erstmal auch nicht. 🙂 Vorher lieber in eine andere Herde geben. Aber momentan passt bei uns alles noch 🙂
(12 Hühner + ein Hahn)