Der eigene Hofladen: Wie gehe ich vor?


Seit Jahrzehnten ist es so: Lebensmittelgiganten nehmen überhand und verdrängen die kleinen persönlichen Lädchen. Seit ungefähr einem Jahrzehnt geht der Trend – und damit der Wunsch der Kund*innen – immer deutlicher in die entgegengesetzte Richtung: Zurück zum Ab-Hof-Verkauf. Viele möchten die regionalen Bauern unterstützen und der Umwelt und dem Tierwohl etwas Gutes zu tun. Auch aus Erzeuger*innensicht kann der eigene Hofladen ein guter Weg sein, um die eigenen Produkte (zusätzlich) erfolgreich zu vermarkten.

Der Vorteil dieser Art von Direktvermarktung ist, dass er eine gute Wertschöpfung bietet, weil u. a. Kosten für Zwischenhandel und Transportwege entfallen. Viel Platz am Hof, eine gute Lage – und natürlich hochwertige Erzeugnisse sind gute Gründe für die Eröffnung eines eigenes Hofladens. Um mit dem eigenen Laden erfolgreich zu sein, muss jedoch wie man so schön sagt, das Gesamtpaket stimmen.

Mit unserem kleinen Eignungstest findest du heraus, ob ein Hofladen grundsätzlich machbar ist. Die folgenden Hinweise und Anregungen zum Businessplan helfen dir dabei, ein tragfähiges Geschäftsmodell auf die Beine zu stellen.

„Soll ich oder soll ich nicht?“ – Der Hofladen EIGNUNGSTEST

Bevor du überhaupt irgendetwas in das Projekt Hofladen investierst, solltest du zuerst einige Kriterien überprüfen. Denn so verlockend die Idee von einem hübschen Hofladen auch klingen mag: Direktvermarktung ist mit einigen Investitionen, Raumbedarf und zeitraubender Arbeit verbunden. Neben der persönlichen Eignung und der Erfahrung im Verkauf von Lebensmitteln, braucht es beispielsweise auch viel Freude am direkten Kontakt mit deinen Kund*innen.

Bedenkenswerte Kriterien (Fragen) für deinen eigenen Hofladen

  • Zielgruppe: Wie viele potenzielle Kund*innen gibt es? Innerhalb eines 5-km-Radius sollten mindestens 3.000 bis 10.000 Menschen leben!
  • Räumlichkeit: Verfüge ich über geeignete bzw. ausbaufähige Räume? Der Verkaufsraum sollte mindestens 40 m² groß sein, angeschlossen daran zusätzlich etwa noch einmal so viel Fläche als Lager-, Kühl- und Vorbereitungsräume sowie Toilette.
  • Wettbewerb: Wie viele Hofläden mit einem vergleichbaren Sortiment gibt es ggf. in meiner Region?
  • Standort (Verkehrsanbindung, Verkehrswege): Liegt mein Hof so, dass mögliche Besucher*innen ihn ohne Probleme finden? Mit welchen Fahrzeugen (Auto, Rad) sind die Wege gut befahrbar?
  • Arbeitskräfte: Kann ich das Personal für den Hofladen mit meinen derzeitigen Arbeitskräften besetzen oder müsste ich jemand Neues einstellen? Einen Hofladen zu betreiben ist ein Job, der viel Präsenzzeit braucht, häufig 6 Tage die Woche!
  • Behördliche Auflagen: Welche gesetzlichen Vorgaben muss ich berücksichtigen? Welche Bewilligungen z. B. bei einer Umnutzung einholen oder baurechtlichen Vorgaben einhalten? Welche Hygienevorschriften gelten für Hofläden? Eine erste Anlaufstelle für Informationen ist die Stadt bzw. Gemeinde! Auch die Lebensmittel im Verkauf müssen gesetzeskonform verarbeitet und deklariert sein!
  • Persönliche Zukunft: Wie sieht meine Zukunft aus und wie kann der Hofladen in meine Planung passen? Welche zukünftigen Chancen bietet er mir vielleicht sogar?

Profi-Tipp: TESTLAUF

Es kann sinnvoll sein, zunächst mit einem Testlauf zu beginnen. Das kann ein Häuschen mit kleinem Angebot oder ein attraktiver Wagen bestückt mit Erzeugnissen und Kasse des Vertrauens sein. So lässt sich ohne großen Investitionsaufwand für den Betrieb prüfen, ob eine Direktvermarktung am Standort funktioniert.

„Ja, Hofladen, ich komme!“ – Dein BUSINESSPLAN für den Hofladen

Heutzutage ist es auch in bester Lage nicht mehr damit getan, ein oder zwei Kisten mit den Produkten vor das Tor zu stellen, um Kund*innen in deinen Hofladen zu locken. Vielmehr muss man sich den gewachsenen Wünschen der Verbraucher*innen anpassen. Qualität, Werbung und Präsentation müssen stimmen. Anders ausgedrückt, ein Geschäftsplan mit der Analyse des eigenen Potenzials und einem durchdachten Marketingkonzept muss her.

Hinweise, Fragen und Anregungen für deinen Hofladen-Businessplan

  • Welche Ziele verfolge ich mit dem Hofladen? kurzfristig, mittelfristig, langfristig …

Z. B. die Entscheidung: Qualität statt Quantität!, durch neuen Vertriebsweg Absatz erhöhen, Kundenstamm erweitern, Zeichen setzen für nachhaltige, regional erzeugte Produkte, Hofleben vermitteln

  • Möchte ich nur meine eigenen Produkte verkaufen oder auch zukaufen?

Die Erfahrung sagt: Je mehr Produkte im Hofladen aus eigener Produktion stammen, desto besser. Um ein umfassendes Sortiment anzubieten, kann das Angebot auch gut mit regionalen Produkten erweitert werden. Beim Zukauf steigt jedoch das Risiko und es ergibt sich eine gewerbliche Tätigkeit, die Auflagen und steuerliche Änderungen mit sich bringt!

Bei eierschachteln.de findest du passende Kleinigkeiten mit Büchern, Küchenutensilien, Sämereien, Deko-Stempeln und umweltfreundlichen Mehrweg-Eierschachteln als Produkte zum Verkauf im Hofladen.

  • Welche Kosten entstehen?

Personalkosten, Betriebskosten, Inneneinrichtung (Regale, Beleuchtung etc.), Kasse, Kühltheke, Verkaufstheke, Werbematerialien (Ladenschild, Wegweiser, Flyer, Etiketten, Webseite, Anzeigen) etc.

  • Wie soll der Hofladen aussehen? Wo soll er sich auf meinem Hof befinden? Was benötige ich dafür noch?

Das kleine „Bauernlädle“ muss optisch und hinsichtlich der Einkaufsatmosphäre spürbar sein. Ladenbau, Größe, Einrichtung (Stil, Dekoration, Verkaufshilfen (Schilder, Warenaufsteller etc.), Laufwege und Beleuchtung müssen dabei praktisch und einladend gestaltet sein.

Deko für das kleine Bauernlädle

Mehr Ideen für deine Hofladendeko findest du hier bei uns im Shop.

Tipp Laufwege: Die Hauptwege sollten zwischen 1,5 und 2 Metern breit sein, sonst genügen 1 bis 1,5 Meter. Absatzstarke Produkte platziert man möglichst in den hinteren Teil des Ladens, damit Kund*innen auf dem Weg dahin alle Angebote sehen können. Hilfreich ist immer, auf eine gute Ausleuchtung des Hofladens zu achten.

Tipp Info-Ecke zum Hofbetrieb: Authentizität ist ein gutes Verkaufsargument. Infos zum Betrieb, die die Frage anschaulich beantworten, wo die Erzeugnisse genau herkommen, sollten in keinem Hofladen fehlen. Und sie sind schnell zusammengestellt und in einer schön dekorierten Auslage ansprechend präsentiert:

  • Fotos mit Motiven aus dem Betriebsgeschehen
  • Unternehmensprofil
  • Hinweise auf Events und Aktuelles wie Hoffeste und andere Saisontermine
  • Weitere Angebote und Leistungen des Betriebs
  • Der Hofprospekt (und Flyer von Partnerbetrieben) zum Mitnehmen

Tipp Kassen- und Bezahlsystem: Kartenzahlung und PayPal machen den Einkauf für deine Kund*innen einfacher.

Tipp Erweiterbarkeit: Klein zu starten (s. TESTLAUF), ist immer eine gute, sichere Wahl. Das bedeutet auch, dass ein Hofladen immer ausbaufähig sein sollte, wenn er gut läuft – zum Beispiel mit mehr Verkaufsfläche oder einem Hofcafé …

  • Der gesamte Hof samt Anfahrtsweg ist Aushängeschild

Nicht nur der eigentliche Hofladen, sondern der gesamte Hof sollte für ein echtes Einkaufserlebnis ansprechend gestaltet sein.

  • Z.B. Pflanzbeete oder -kübel, Fassadenbegrünung, Hausrebe, Ausgediente Geräte als Deko, ggf. „Guckloch“ in den Stall, Spielbereich für Kinder sowie gemütliche Sitzecke für die Großen
  • Gepflegtes Erscheinungsbild
  • Gute Ausschilderung
  • Ausreichend Parkplätze sowie Fahrradständer zur Verfügung stellen
  • Netzwerk schaffen mit Ansprechpartner*innen (Beratung, Behörden), Partner*innen und einem Stamm bzw. Pool aus Mitarbeiter*innen

Best-Practice-Beispiel: Kooperiert ein Hofladen mit einem Blumenladen, bedeutet dies im Jahreswandel wechselnde Blumendekorationen im Hofladen, eine passende Sortimentserweiterung und Kund*innen, die den Laden mit Gemüse, Eiern samt kleinem Sträußchen oder Adventsgesteck für den anstehenden Wochenendbesuch im Körbchen dankbar und zufrieden verlassen.

  • Wie will ich Kund*innen akquirieren bzw. Werbung machen?
  • Hinweisschild an der Straße anbringen, um auf den Hofladen aufmerksam zu machen
  • Events: Zur Eröffnung gleich ein großes Hoffest oder kleinere Runden und Aktionen für den persönlicheren Austausch und Kennenlernen. Künftige Kund*innen können mit Handzetteln, Plakaten oder einem großen Banner zum Start der Apfel- und Kartoffelernte auf den Hof eingeladen werden.

Exkurs HOFMARKETING: Die Verpackung der eigenen Produkte

Hier kommen wir als Expert*innen für professionelles landwirtschaftliches Marketing ins Spiel. Wir beraten dich gern und erstellen in unserem Grafikstudio verschiedene Marketingwerkzeuge mit deinem Logo, Unternehmensdaten, deinen Farben etc. für dich:

Unsere

Corporate Identity, Corporate Design? Corporate was? Hä? Die Begriffe des professionellen Hofmarketings verständlich erklärt mit vielen Tipps dazu findest du hier:

  • Lokale Anzeigen B. in reichweitenstarken, kostenlosen Anzeigenzeitungen oder in regionalen Tageszeitungen
  • Website: Die Internetpräsenz ist ein weiteres wichtiges Aushängeschild, das einmal angelegt, nicht mehr viel Arbeit erfordern muss. Hier hinein gehört: Angebot, Anfahrtsbeschreibung, Aktuelles, Termine, Öffnungszeiten, Kontaktmöglichkeiten, reichlich bebildert mit Fotos und Informationen und Einblicken in Hof und Hofladen
  • Der Eintrag eines Google-Unternehmensprofils ist kostenlos und bietet den potentiellen Kunden Mehrwert, wenn es darum geht die Öffnungszeiten herauszufinden, die Anfahrt zu planen oder Rezensionen von Kunden anzuschauen.

  • Social Media: Einige Beispiele für gelungene Social-media-Profile im landwirtschaftlichen Direktvertrieb findest du hier: Bornwiesenhof im Hunsrück, Hof Alpermühle im Rheinland, Der Hüter der Wanderhendl in Tirol
  • Aktionen: Produkt der Woche, Stammkundenrabatte, Abo-Verkäufe, Selbstpflücker
  • Auch das funktioniert weiterhin: Mund-zu-Mund-Propaganda
  • Welches Alleinstellungsmerkmal habe ich?

Um sich von der Konkurrenz abzuheben, braucht man z. B. einzigartige Produkte oder ein besonders vielfältiges Sortiment. Oder man schafft es mit seinem besonderen Flair, dass die Kund*innen immer wieder gern vorbeikommen.

  • Öffnungszeiten

Hier heißt es, die Balance zu finden zwischen kundenfreundlichen, aber auch an den eigenen Betrieb angepassten Öffnungszeiten. Rechtlich sieht es so aus: Wenn das Kernsortiment aus eigenen Produkten besteht, darf auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet werden.

Ein eigener Hofladen bedeutet ein großes Abenteuer, das bei guten Voraussetzungen und mit einem tragfähigen Businessplan schnell im Betrieb und in der Region etabliert werden kann. Der Hofladen ist eine gute Möglichkeit, die eigenen Erzeugnisse über einen weiteren Absatzweg zu verkaufen, neue Kund*innen zu gewinnen und den Hof als attraktives Ganzes in die Direktvermarktung miteinzubinden.

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