Bio-Hühnerhaltung – rechtliche Aspekte

Bio ist das neue Normal – jedenfalls für immer mehr Menschen. Sie legen Wert auf nachhaltige und umweltfreundliche Produkte aus einer transparenten und im Falle von Bio-Hühnerhaltung – artgerechten Erzeugung. Knapp jedes 7. in Deutschland verkaufte Ei wird von einem Bio-Huhn gelegt. Bio ist der höchste gesetzliche Standard und unterliegt klaren gesetzlichen Regelungen, die in der Europäischen Union gelten. Alle Profis in der Landwirtschaft oder mit einem Hofladen, die sich für die Bio-Hühnerhaltung interessieren oder bereits erste Erfahrungen in diesem Bereich gemacht haben, sollten die rechtlichen Grundlagen kennen. Wir informieren hier über die Anforderungen an die Zertifizierung und den Betrieb einer Bio-Hühnerhaltung. Und wir listen relevante Nachschlagewerke und Quellen für eigene Recherchen auf.

Bio Legehennen Haltung mit Hahn

Besonderheiten der Bio-Hühnerhaltung

Eine artgerechte Tierhaltung ist in der ökologischen Landwirtschaft ein zentrales Anliegen. Das Motiv dafür ist schnell nachvollziehbar: Ökolandbau ist nicht nur besser fürs Klima und für die Umwelt (Stichworte Ressourcen schonen, Einsatz von Chemie): Gewährt man Hühnern in Biohaltung unter anderem mehr Platz, Einstreu, frische Luft und Tageslicht im Stall sowie einen garantierten Auslauf, kommt es zu weniger Verhaltensproblemen. Bio-Masttiere dürfen außerdem langsamer wachsen und insgesamt länger leben.

Anforderungen an die Bio-Hühnerhaltung

Die gesetzlichen Vorgaben für die Bio-Hühnerhaltung fallen deutlich strenger aus als die für die konventionelle Tierhaltung. Grundsätzlich sehen sie eine vielfältiger gestaltete Umgebung vor, die es den Hennen und Hähnen ermöglicht, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben.

Die Bio-Hühnerhaltung unterscheidet sich in vielen Bereichen von den konventionellen Haltungsformen Freilandhaltung und Bodenhaltung, insbesondere hinsichtlich der Fütterung, des Platzangebots, der Tiergesundheit und der Umweltverträglichkeit:

Stalleinrichtung von einem Bio Legehennen Betrieb

Platzangebot

  • Im Stall ist der Platz pro Huhn auf 6 Hühner pro m² festgelegt (ohne Wege etc.).
  • Bio-Hühner haben ein Freigelände, das so dimensioniert ist, dass mindestens 4 m² pro Huhn zur Verfügung stehen. Bei Bruderhähnen muss der Auslauf 1 m2pro Tier vorsehen.
  • Und die Legenester sind so zu dimensionieren, dass ein Nest für maximal 7 Hennen vorgesehen ist.
  • Insgesamt darf die Zahl der Legehennen in einem Stall die Zahl 3.000 nicht übersteigen.
  • Für Masthähnchen betragen die Mindestvorgaben: 21 Kilogramm Lebendgewicht auf einen Quadratmeter, 4 m² Auslauf je Huhn. Im Stall eines Bio-Mastbetriebs dürfen maximal 4.800 Masthühner oder Bruderhähne untergebracht sein.
  • Sofern Witterung und Bodenzustand mitspielen, haben Bio Hühner ständig Zugang zum Freigelände – mindestens aber während eines Dittels ihrer Lebenszeit. Das Freigelände muss überwiegend aus einer Vegetationsdecke bestehen und Unterschlupf (mindestens 4 gleichmäßig verteilte Schutzeinrichtungen wie Bäume, Sträucher, Unterstände je Hektar) bieten, die die Tiere vor schlechtem Wetter und Raubtieren schützen.

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Ausstattung

  • Legehennen (18 cm) und Masthühner (5 cm bzw. 25 cm2 erhöhte Sitzebene) steht ein bestimmter Abschnitt auf der Sitzstange
  • Verpflichtend ist auch eine Einstreu (z. B. Stroh, Holzspänen, Sand oder Torf), die mindestens ein Drittel der Stallbodenfläche bedeckt, die anderen zwei Drittel dürfen Spalten oder Gitter sein.
  • Hinsichtlich der künstlichen Stallbeleuchtung gilt, dass diese in Kombination zum natürlichen Licht maximal für 16 Stunden pro Tag erlaubt ist und zur Förderung der Legeleistung eingesetzt werden darf.
  • Zudem müssen die Tiere ungehinderten Zugang zu einer ausreichenden Anzahl an Tränken und Futtertrögen
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Futter

Das Futter von Bio-Hennen muss eine ganze Reihe von Kriterien erfüllen, die für die übrigen Haltungsformen von Legehennen nicht gelten:

  • Das Futter wird zu 100 Prozent ökologisch erzeugt.
  • Mindestens 30 Prozent davon müssen aus dem eigenen Betrieb oder aus regionalen Kooperationen mit anderen ökologisch wirtschaftenden Betrieben stammen.
  • Für Betriebe in Umstellung gelten besondere Regelungen.
  • Der Tagesration ist frisches, getrocknetes oder siliertes Raufutter beizugeben.
  • Zulässige Mineralfuttermittel sowie Futtermittelzusatzstoffe sind den Positivlisten laut Durchführungsverordnung (EU) 2021/1165 vermerkt.
  • Gentechnik ist tabu, ebenso wie synthetisch gewonnene Aminosäuren oder Carotinoide.
  • Ausnahme: Kann die ausschließliche Versorgung mit ökologischen Futtermitteln auch durch Zukäufe nicht sichergestellt werden, ist die Gabe von konventionellen Eiweißfuttermittel befristet möglich. Für Geflügel gilt diese Regelung bis Ende 2026. Sie erlaubt die Fütterung für einen Zeitraum von bis zu 18 Wochen bzw. bis zu einem Anteil von maximal fünf Prozent des Jahresdurchschnitts.
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Tiergesundheit und Tierschutz

In diesem Bereich wird vor allem auf präventive Maßnahmen und eine artgerechte Haltung gesetzt.

  • Grundsätzlich sind für die Behandlung von Lebensmittel liefernden Tieren in Biobetrieben nur phytotherapeutische oder homöopathische Arzneimittel sowie bestimmte Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente erlaubt.
  • Der Einsatz von chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln Arzneimitteln und Antibiotika ist in der Bio-Hühnerhaltung stark reglementiert. Sie dürfen – begrenzt und kontrolliert – nur verwendet werden, um Schmerzen oder Leiden von erkrankten Tieren abzuwenden. Eine vorbeugende Verabreichung ist jedoch verboten.
  • Die gesetzliche Wartefrist, also die Zeit nach der tierische Lebensmittel gewonnen werden dürfen, verdoppelt sich.
  • Die Verwendung von Impfstoffen ist uneingeschränkt gestattet.
  • Das Mindestschlachtalter von Masthähnchen liegt bei 81 Tagen.

Die aufgeführten Regeln sind die EU-Ökostandards. Die Richtlinien einzelner nationaler ökologischer Anbauverbände wie Naturland, Bioland oder Demeter sind in vielen Bereichen nochmals strenger.

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Rechtliche Grundlagen der Bio-Hühnerhaltung

Werden folgende gesetzliche Grundlagen beachtet, stellen Bio-Bäuerinnen und -bauern sicher, dass sie ihre Tiere im Bio-Betrieb vorschriftsmäßig und artgerecht halten.

  • Die EU-Öko-Basisverordnung (VO (EU) 2018/848 > ist die wichtigste rechtliche Grundlage für die Bio-Hühnerhaltung und enthält Ziele und Grundsätze der ökologischen Produktion und regelt im Zusammenspiel mit verschiedenen Durchführungsverordnungen alle relevanten Aspekte der Bio-Landwirtschaft, von der Zucht, über Tiergesundheit bis zur Vermarktung der Produkte.

Sie ist seit 2022 in Kraft und ersetzt die Verordnungen (EG) Nr. 834/2007 und Nr. 889/2008.

  • Durchführungsverordnung (EU) 2021/1165 > spezifiziert Futter / Zusatzstoffe/ Reinigung / Dünger etc.

Hier sind Positivlisten mit den zulässigen Futtermitteln und Futtermittelzusatzstoffe, aber auch Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie Dünger, Bodenverbesserer und Pflanzenschutzmittel aufgeführt.

  • Durchführungsverordnung (EU) 2020/464 > spezifiziert Tierhaltung, Umstellung und Tierzukäufe

Die Verordnung gibt die Produktionsregeln für Geflügel vor wie z. B. Besatzdichte, Merkmale und Größe von Stall- und Außenflächen etc. Außerdem finden sich darin zugelassene Verfahren für die Herstellung von Lebens- und Futtermitteln.

  • Durchführungsverordnung (EU) 2020/2146 > spezifiziert den Umgang mit Tierseuchen etc.

Regelt u. a. Ausnahmen von den Produktionsvorschriften in Katastrophenfällen.

  • EU-Verordnung Tierschutzrecht > zusätzlich zur EU-Bio-Verordnung müssen auch die allgemeinen Tierschutzgesetze beachtet werden.
  • Nationales Öko-Landbaugesetzes (ÖLG) > In Deutschland gelten über das EU-Recht hinaus zusätzlich die Vorschriften des Öko-Landbaugesetzes, die unter anderem Straf- und Bußgeldvorschriften beinhalten, Zuständigkeiten regeln, Zulassung und Pflichten von Kontrollstellen.

Zertifizierung von Bio-Hühnern

In der EU-Öko-Basisverordnung sowie im Ökolandbaugesetz wird auch festgelegt, wie Bio-Eier und Bio-Hühnerfleisch zertifiziert, kontrolliert und gekennzeichnet werden muss. Alle Betriebe, die die spezifischen Bio-Standards einhalten und von anerkannten Zertifizierungsstellen überprüft wurden, erhalten (nach einer gewissen Umstellungsphase) das EU-Bio-Logo und das deutsche Bio-Siegel, mit dem sie ihre Produkte kennzeichnen können. Wer obendrein die strengeren Vorgaben eines Anbauverbands erfüllt, erhält als Mitglied zusätzlich das Verbandssiegel.

weitere Infos findet Ihr hier

Achtung Kontrolle: So läuft die Kontrolle deines Betriebes ab!

Die Zertifizierung ist für alle Unternehmen verpflichtend, die ökologische bzw. biologische Erzeugnisse oder Umstellungserzeugnisse produzieren, aufbereiten, vertreiben oder lagern. Dazu zählen dann auch Hofläden, Bäckereien, Online-Shops, der Einzelhandel (lose Ware), aber auch Restaurant, Cafés, Caterer etc. mit einem entsprechenden Angebot.

Unser Tipp: Spiele gleich zwei Wettbewerbsvorteile aus: Mit dem Bio-Siegel und einem begleitenden professionellen Hofmarketing kannst du deine eigene Marke aufbauen!

Kleines Glossar zur Zertifizierung in der Bio-Hühnerhaltung

Öko-Kontrollsystem, Zertifizierungsstellen: In Deutschland sind Bio-Hühnerhaltungen durch anerkannte Öko-Kontrollstellen wie ABCERT, Bioland, Demeter, AHV oder Naturland zu zertifizieren. Jedes Unternehmen kann frei wählen, mit welcher Öko-Kontrollstelle es zusammenarbeiten möchte. Diese Organisationen führen regelmäßige Inspektionen durch, um sicherzustellen, dass die Haltungsbedingungen und die Produktion den Bio-Standards entsprechen.

 

Fristen: Die Bio-Zertifizierung muss alle drei Jahre erneuert werden

Dokumentation und Nachweise, Compliance sicherstellen: Für die Zertifizierung müssen alle relevanten Daten zur Hühnerhaltung und -produktion dokumentiert werden, z. B. Futterbezug, Tiergesundheitsmaßnahmen und Stallmanagement.

Kontrollen: Bio-Betriebe unterliegen regelmäßigen Kontrollen und müssen mit unangekündigten Inspektionen rechnen. Verstöße gegen geltendes Recht können zu Sanktionen oder dem Verlust der Bio-Zertifizierung führen.

Kosten: Nicht nur die Anforderungen, sondern auch die Abrechnungsmodelle und Stundensätze der Öko-Kontrollstellen variieren, weshalb es sinnvoll sein kann, mehrere Angebote einzuholen.

Wie werde ich Biobetrieb? – Wertvolle Insights zur Umstellung von Betrieben und Fördermöglichkeiten liest du hier:

Nachschlagewerke und Informationsquellen
Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

Nachschlagewerke und Informationsquellen

  • Die EU-Öko-Basisverordnung (VO (EU) 2018/848 ist auf den Webseiten der Europäischen Union oder des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
  • Bio-Verbände wie Bioland, Demeter, Naturland oder Ecoland bieten detaillierte Handbücher und Leitfäden zu den Anforderungen der Bio-Hühnerhaltung. Diese Verbände bieten auch Beratung und Unterstützung bei der Zertifizierung.
  • Die Landwirtschaftskammern in den Bundesländern bieten praxisnahe Informationen zu den rechtlichen Anforderungen und Fördermöglichkeiten für Bio-Hühnerhalter*innen.
  • Fachliteratur und Studien: Es gibt zahlreiche Fachbücher und wissenschaftliche Studien, die sich mit der Bio-Hühnerhaltung und den rechtlichen Aspekten befassen. Diese können über Fachbuchhandlungen oder wissenschaftliche Datenbanken wie Google Scholar abgerufen werden.
weitere Infos findet Ihr hier

Umstellung auf Bio-Hühnerhaltung. Lohnt sich das überhaupt? Zugegeben, für die Umstellung auf Bio sind meist höhere Anfangsinvestitionen nötig – es gibt aber auch einige Fördermöglichkeiten. Dass sich die Haltungsformen für Hühner in Deutschland in den vergangenen Jahren grundlegend verbessert haben, daran sollten aus Tierschutzsicht alle ein Interesse haben. Für Bio-Betriebe kann es sich nach der Bewältigung der praktischen Herausforderungen von Umbau, Zertifizierung und Co. sehr schnell finanziell lohnen. Dass Preise für Bio-Produkte in der Regel nicht so stark schwanken wie die für konventionell erzeugte Produkte, schafft planbarere Einnahmen. Von steigenden Preisen für Düngemittel und Pflanzenschutzmittel sind sie eh nicht betroffen. Die Rahmenbedingungen für eine Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise stehen aktuell um einiges günstiger als noch in den letzten krisengeschüttelten Jahren mit hoher Inflation. Der Bio-Markt wächst …

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