Auf die Stimmung kommt es an: die richtige Beleuchtung im Hühnerstall

Im Theater gibt es die sogenannte Lichtstimmung. Diese wechselt je nach Szene, indem die Bühnenscheinwerfer anders eingestellt bzw. aufeinander abgestimmt werden, um so eine angenehme und passende Atmosphäre zu schaffen. Auch in der Hühnerhaltung sollte man sich Gedanken um ein Lichtkonzept für den Stall machen. Wir berichten hier über empfehlenswerte Maßnahmen bei der Beleuchtung auf der Basis von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Herzlichen Dank an unsere beiden Expertinnen für ihre fachliche Unterstützung bei diesem Thema: die auf Geflügel spezialisierte Veterinärin Dr. Eva-Maria Casteel sowie Alina Uhlenkamp mit dem Studienschwerpunkt angewandte Geflügelwissenschaften von der Hochschule Osnabrück.

Worauf ist bei der Beleuchtung des Hühnerstalls zu achten?

Wenn möglich, sollte man natürliches Licht (Fenster, verglaste Türen) für den Hühnerstall vorziehen. Dabei darf der Stall ruhig unterschiedlich ausgeleuchtet sein. Während die Tiere beispielsweise für die Eiablage dunkle Orte im Stall aufsuchen, bevorzugen sie für die Futteraufnahme und das Staubbaden hellere Bereiche. Zudem sollte auf Fenster an Südseiten möglichst verzichtet werden, da sich der Stall durch die intensive Sonneneinstrahlung schnell aufheizen kann.

Übrigens lässt „natürliches“ Licht sich nicht allgemeingültig definieren, sondern kann immer nur standortbezogen betrachtet werden. „Der natürliche Lebensraum der Vorfahren unserer heutigen Haushühner ist der südostasiatische Dschungel. Aus diesem Grund wird angenommen, dass natürliches Licht für die Hühner eher den Lichtverhältnissen im Wald, als denen unter freiem Himmel entspricht. Zurzeit wird an der Entwicklung entsprechender Leuchten gearbeitet und deren Effekte auf die Tiere untersucht“, so Alina Uhlenkamp von der Hochschule Osnabrück.

Wie Hühner die Welt sehen

Um die optimale Beleuchtung für den Geflügelstall zu finden, muss man zunächst verstehen, wie Hühner eigentlich sehen. Das Sehvermögen der Hühner unterscheidet sich nämlich signifikant von dem des Menschen. Hühner haben 1. ein besseres Farbsehen, sie können beispielsweise auch UV-Licht sehen. 2. verfügen Hühner über ein anderes Gesichtsfeld, weshalb sie nur schlecht 3D (räumlich) sehen. 3. – und das ist beim Thema Beleuchtung besonders interessant – können Hühner insgesamt viel besser bzw. schärfer sehen. Hühner lösen Bilder viel höher auf. Was ihnen auch die Probleme mit künstlichem Stalllicht „einbrockt“.

Problem Flackerlicht:

Dazu Dr. Eva-Maria Casteel: „Die meisten Neonröhren haben eine Frequenz von 50 Hertz, was auch genau dem Sehvermögen des Menschen, nämlich 50 bis 60 Bilder pro Sekunde, entspricht. Mit der Konsequenz, dass der Mensch die Neonröhren ohne Flackern bzw. als flackerarm wahrnimmt. Man hat untersucht, dass Hühner 100 bis 120 Lichtblitze pro Sekunde (120 Hertz) erkennen. Handelsübliche Neonröhren sehen die Hühner demnach stark flackernd, was zu enormen Stress führen kann.“

Alina Uhlenkamp ergänzt: „Bezogen auf das Licht in der Geflügelhaltung sind noch viele Fragen offen. Zu diesen Fragen zählt auch, welches das „richtige“ Licht für Hühner ist. Vermutet wird, dass unter anderem auch die künstliche Beleuchtung ursächlich für das Auftreten von Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus sein kann. Um bei den Tieren Stress aufgrund der künstlichen Beleuchtung zu vermeiden, sollten flackerfreie Leuchten installiert werden.“

Für flackerfreie Leuchten sorgen zum Beispiel sogenannte elektronische Vorschaltgeräte, die vor Neonröhren gesetzt werden. Sie erhöhen die Frequenz der Stallleuchten von 50 auf 30.000 Hertz, was in einem für Hühner angenehmen Bereich liegt, da das Licht nun auch für sie kontinuierlich strahlt.

Problem Mischlicht:

Hühner können neben UV-Licht ein insgesamt viel breiteres Farbspektrum wahrnehmen. Weiß ist nicht gleich Weiß, sondern sehr viel facettenreicher. Hühner sehen somit auch das Licht der Neonröhren viel differenzierter. Die Tiere gewöhnen sich an das Aussehen der Artgenossen in genau dem Licht. Eine andere Leuchte – ob weiter hinten im Stall oder nach einem Röhrenwechsel – verwirrt und stresst die Tiere. Daher sollten im Stall möglichst typengleiche Leuchten derselben Charge verbaut sein.

Beleuchtung während der Wintermonate: zum Zusammenhang von Beleuchtung und Legeleistung

„Hühner brauchen Licht als Zeitgeber.“ Und, so Dr. Casteel weiter: „Wenn die Sonne aufgeht, werden hormongesteuerte Prozesse in Gang gesetzt: Die Hühner werden aktiv, fressen und legen Eier.“ Wenn im Winter das Tageslicht „knapp“ wird, werden die Hühner ohne künstliche Lichtquellen anfangen zu mausern und eine Legepause einlegen. Möchte man das verhindern, muss man den Hühnern die Länge von einem Sommertag vorgaukeln. Wichtig ist hierbei, die vorgeschriebene ununterbrochene Dunkelperiode von mindestens 8 Stunden – besser länger – einzuhalten.

Übrigens: Hühner reagieren stark auf hell und dunkel – entsprechend auch auf Licht an und Licht aus. Bei Licht werden sie aktiv und bei (plötzlicher) Dunkelheit erstarren sie regelrecht in Panik. Um den Hühnern diesen Stress zu ersparen, kann beim täglichen Öffnen / Schließen der Hühnerklappe entweder die gute alte Taschenlampe zum Einsatz kommen oder eine automatische Hühnerklappe mit Dämmerungssensor oder Zeitschaltuhr angeschafft werden. Stufenlos heller / dunkler geregelt, werden die Hühner langsam aktiv bzw. bewegen sich gemächlich auf die Sitzstange.

Wozu führen Lichtmangel bzw. Lichtentzug?

In der dunklen Jahreszeit oder bei seuchenbedingter Stallpflicht lässt sich die wohl wichtigste Folge von Lichtentzug gut ausmachen: ein Vitamin-D-Mangel. Vitamin D ist essenziell für die Calciumbildung. Häufiger bei Küken, seltener bei adulten Tieren, führt dieser zu Problemen beim Knochenstoffwechsel und der Knochenbildung. Bei Küken sind sogenannte Spreizfüße zu beobachten. Die Füße sind weich wie Gummi und die Küken können durch den Vitamin-D-Mangel nicht mehr gehen. Bei älteren Tieren kann man Vitamin-D-Mangel von Fußverletzungen unterscheiden, wenn eine beidseitige Lahmheit besteht und die Tiere sonst fit sind, umherschauen, fressen und nicht apathisch wirken.

Unsere Produktempfehlungen rund um die Beleuchtung im Hühnerstall:

 

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14 Kommentare zu „Auf die Stimmung kommt es an: die richtige Beleuchtung im Hühnerstall

  1. Hallo zusammen,
    ich verfolge diese interessanten Beiträge gerne!
    Kann man denn völlig aif künstliches Licht im Stall verzichten? Mir geht es nicht um die Legeleistung, In unseren Breiten ists nunmal längere Zeit später am Tag hell.
    Macht es Sinn, im September mit der Hühnerhaltung zu beginnen?
    Danke schonmal für eine Antwort und schöne Grüsse aus Niederbayern!
    Eva

    • Hallo Eva, es gibt keinen falschen Zeitpunkt, um mit der Hühnerhaltung zu beginnen 😉
      du musst nicht zwingend ein Lichtprogramm in deinem Stall haben. Licht würden wir dir empfehlen, wenn du jetzt noch mit Küken oder recht jungen Hühnern beginnst. Da sie sonst nicht genug Zeit/Licht haben um die Nahrung aufzunehmen, die sie für ein gutes Wachstum benötigen. Ich selber habe in den ersten Jahren auch auf eine Beleuchtung verzichtet, bis ich dann irgendwann gemerkt habe, dass meine Hühner über 16 Stunden im dunklen sitzen und ich sie nach und vor der Arbeit kaum sehe. Meinen Hühnern ging es auch ohne Licht gut, aber mit Licht geht es ihnen noch besser – Das Ergebnisse spricht für sich – meine Hühner sind aktiver, nicht mehr krankheitsanfällig und zeigen allgemein ein gesteigertes Wohlbefinden.
      Liebe Grüße aus dem bergischen Land Natalie

  2. Hallo Natalie,
    Ich suche für unseren Stall noch eine flackerfreie „12 Volt“! LED-Lampe.
    Haben im Garten keinen Strom, deshalb haben wir ein Solarpanel installiert, welches eine Batterie lädt, von der dann der Strom für die Beleuchtung abgeht.
    Bisher haben wir hinter der Zeitschaltuhr einen Wandler geklemmt, der die 12V von der Batterie auf 230V umrichtet, damit wir eine 230V-Birne betreiben können. Da der Wechselrichter, allerdings einen nicht zu unterschätzenden Eigenverbrauch hat, möchte ich den gern auf der Verbraucherseite weg haben, um genug Strom für das Licht zu haben, auch wenn die Sonne mal ein paar Tage nicht scheint.
    Nun, 12V-Lampen gibt es zu Hauf, allerdings habe ich da noch keine flackerfreie gefunden…

  3. Hallo!
    Danke für den super Beitrag!
    Gibt es eine Empfehlung zu Dimmen und Zeitschaltuhren die mit diesen Lampen kompatibel und gut sind?
    Werden die Produkte mal über diese Seite zu kaufen sein?
    Danke und liebe Grüße
    Christiane

  4. Hallo Natalie,
    Danke für den schönen Beitrag!
    Hältst du die “Alt“hennen von den Junghennen, die ab Herbst über Winter legen, getrennt?
    Wenn die Althennen mausern und die Tage sich verkürzen, frage ich mich, ob die Junghennen dann auch nach kurzer Zeit wieder aufhören.
    Ich hoffe, dich erreicht meine Nachricht.

  5. Hallo Nathalie,
    in welchem Zeitrahmen muss ich die Beleuchtung nach und nach anpassen? Kann ich direkt z.B. 3 Stunden vor Sonnenaufgang das Licht einschalten oder erst eine Stunde, nach einer Woche 2 Stunden usw.
    Kann ich das Licht mittels Zeitschaltuhr direkt morgens früh angehen lassen oder sollte eine Dämmerungsphase vorangeschaltet sein? Bei einer normalen Zeitschaltuhr geht das Licht ja sofort an. Gibt es ein Gerät dass den Sonnenaufgang vorgaukelt oder braucht man das nicht?
    Viele Grüße
    Julia

    • Hallo Julia,
      wenn Du die Beleuchtungszeiten schrittweise anpasst, so wie Du geschrieben hast, ist etwas schonender für Deine Hühner. Aber ich würde sagen 3 Stunden vor dem Sonnenaufgang geht schon auch auf einmal. Das ist dann so, wie wenn wir auf einmal ein paar Stunden früher aufstehen müssen. Ungewohnt, aber man gewöhnt sich dran, wenn man das öfter macht. Deine Hühner werden eine Zeit brauchen, bis SIe sich auf den neuen Rythmus eingestellt haben und bei mehr als 14 Stunden Licht dann auch wieder EIer legen. Ein langsamer Sonnenauf- und untergang ist natürlich schöner. Vor allem abends, damit die Hühner rechtzeitig Ihre Schlafplätze einnehmen können. Da müsstest Du, wenn Du das nicht hast – was auch geht – die erste Zeit nachgucken, ob es alle Hühner zu Ihren Schlafplätzen geschafft haben und ggf. mit ein bisschen Taschenlampenlicht den Nachzüglern den Weg auf die Stange beleuchten. Nach ein paar Tagen sollten dann alle wissen wann das Licht ausgeht und rechtzeitig Ihre Schlafposition eingenommen haben. Aber wie gesagt schöner und stressfreier für die Hühner sind langsame Übergänge. Es gibt Geräte für Sonnenauf – und Untergangssimulationen. Der Dimmer, den wir dafür mal im Programm hatten, wird leider nicht mehr hergestellt, aber ich hoffe, dass wir nächstes Jahr ein neues anderes Gerät anbieten können.

      Schöne Feiertage und einen guten Rutsch!
      Natalie aus dem eierschachteln.de Team

  6. Meine Vogellampe (mit Gestell) steht neben dem Käfig u „bestrahlt“ eine Käfighälfte.
    Unter der Lampe ist noch ein Ast, auf dem sie gerne spielen o sich reiben (wenns juckt).
    Manchmal sitzen sie auch nur so in dieser Ecke u dösen vor sich hin.

  7. Kleine Ergänzung für Rassegeflügelzüchter & Hobbygeflügelhalter: Damit Eure Hühner Eier legen benötigen sie mind. 14 Stunden Licht pro Tag und natürlich ein gutes Legefutter. Ich lasse meine Hühner im Herbst ohne Kunstlicht im natürlichen Biorhythmus mausern und gönne ihnen dann eine ausgedehnte Regenerations- und Legepause. Zum Ende des Jahres fahre ich die Beleuchtung allmählich wieder auf 14 Stunden hoch. Die Hühner brauchen natürlich eine Weile um sich wieder auf den „Sommermodus“ umzustellen. So kann ich dann pünktlich im neuen Jahr gesunde Bruteier für meine Zucht sammeln. Während unsere „alten“ Hühner ihre wohlverdiente Legepause machen, sorgen die Junghennen, die erst im Herbst angefangen haben zu legen für unsere Versorgung mit frischen Eiern. Wir verwenden in unseren Ställen stromsparende flackerfreie LED Beleuchtung, wie jetzt auch hier im Shop erhältlich.

      • Hallo Uli, nach ca. 2-3 Wochen sollten Hühner mit einer Lichtdauer (Beleuchtung + Tageslicht) von 14 Stunden pro Tag nach der „Winterpause“ wieder langsam mit dem Legen beginnen. Es gibt aber auch Unterschiede je nach Rasse und Veranlagung.
        Viele Grüße Natalie

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